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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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weichen Objekten bedrängt wurde, die sich nie ihren nächtlichen Bewegungen anpassten, fand sie heraus, dass es am vernünftigsten war, in der Mitte der Matratze zu schlafen. Das brachte mehr Wärme. Doch letztlich schob sie diese frühere Attacke von Schlaflosigkeit auf Williams Abwesenheit. Sie gingen noch freundschaftlich miteinander um, obwohl er sie wegen einer anderen Frau verlassen hatte, die nur ein Jahr jünger war als sie. Das schien darauf hinzudeuten, dass das streunende Interesse ihres Gatten nichts mit Clares Gesicht oder älter werdendem Körper zu tun hatte, sondern dass er ihrer Persönlichkeit überdrüssig geworden war. Einen Monat nach seinem Auszug hatte sie ihn angerufen, um sich zu beschweren.
    »Ich kann ohne dich nicht schlafen«, hatte sie ihn angefahren.
    »Nimm einen Liebhaber«, sagte er und es klang halb spöttisch. »Oder schaff dir eine Aufblaspuppe an.«
    »Sei nicht albern, William. Ich kann mich nicht an den freien Platz gewöhnen. Du hast eine Lücke hinterlassen.«
    »Dann verkleinere das Bett. Kauf dir ein luxuriöses Einzelbett, ein Himmelbett. Stilisiere dich zur adligen Witwe.« So konnte er sein, er machte sich auf eine Art über sie lustig, die seiner Behauptung nach liebevoll war.
    Es entstand ein Schweigen. An seinem Ende, auf der anderen Seite der Stadt, um den Berg herum an der Atlantikküste, konnte sie Möwen schreien hören.
    »Habe ich etwas falsch gemacht?«, fragte sie. »Hätte ich etwas anders machen sollen?«
    Er seufzte und sie hörte, dass er den Hörer am Gesicht zurechtrückte, weil das Mikrofon das Geräusch der Plastikoberfläche, die in Kontakt mit seinen Bartstoppeln kam, verstärkte.
    »Nein, meine Liebe, du hättest nichts anders machen können oder sollen. Quäle dich nicht damit, dass du denkst, dass du in irgendeiner Weise versagt hast. Du kannst mir mit gutem Grund die Schuld geben und allen erzählen, dass es so ist. Die Erbitterung mag über mein Haupt kommen. Ich habe egoistisch gehandelt und ich bin nicht stolz darauf, aber so ist es nun einmal. Die Wahrheit ist, ich bin jetzt glücklich. Ich wäre wahrscheinlich auf andere Art glücklich gewesen, wenn ich bei dir geblieben wäre, wenn ich sie nie getroffen hätte – entschuldige, ich weiß, du willst nichts von ihr hören.«
    »Wie heißt sie?«
    Wieder eine Pause und ein Zögern und dann sagte er, als wäre der Name selbst ein Seufzer oder ein Ausströmen von Atem: »Aisyah.«
    Auf der Stelle hatte Clare verstanden. Williams Abschied hatte wirklich nichts mit ihr zu tun. In der Vergangenheit hatte es viele Geliebte gegeben, das wusste sie, darunter einige seiner Studentinnen. Bei ein oder zwei Anlässen hatte sie den Eindruck gehabt, dass die Beziehungen in ernsthafte Komplikationen und Verwicklungen und unvorhergesehene Verpflichtungen gemündet waren. Aber bei dieser neuen Frau ging es allein um die Möglichkeit eines völlig anderen Lebens, eine neue Lebensweise in einem Land, das Neues versprach.
    Damit sie nicht in völliger Dunkelheit aufwachte, allein in ihrem neuen Haus, das ihr immer das Gefühl geben würde, es sei zu groß, zu eigengesteuert und empfindungsfähig, in der Lage, die eigene Architektur in etwas völlig Unerwartetes umzuwandeln – in ein Museum oder eine Leichenhalle zum Beispiel –, sobald die Bewohner in ihrer Wachsamkeit nachließen, ließ Clare das Licht im Korridor an, als sie zu Bett ging.
    Nach einer Stunde, in der sie sich erst auf die linke, dann auf die rechte Seite gedreht hatte, war sie fast eingeschlafen, als es plötzlich kurz dunkel wurde, wie bei einem momentanen Stromausfall – oder schlimmer, durch die Bewegung einer Person, die zwischen ihr und der Tür vorbeiging. Sie lag so still wie möglich und lauschte, wobei ihr einfiel, dass sie vergessen hatte, die Alarmanlage scharf zu machen. Nichts war zu hören außer dem Summen der Lüftung und dem leisen Rauschen des Luftstroms, doch Clare war sicher, dass sie eine Veränderung des Lichts durch ihre geschlossenen Lider wahrgenommen hatte. Sie vermutete, es könnte eine Unterbrechung der Stromversorgung gewesen sein – Belastungsbegrenzung war der Euphemismus des Energieversorgers dafür, als wäre das Zur-Verfügung-Stellen einer grundlegenden Dienstleistung eine Last, die geschultert werden müsse –, aber so hatte es sich nicht angefühlt und der Übergang von der städtischen Stromversorgung zu ihrem eigenen Generator hätte nahtlos sein sollen. Nein, es waren Personen in ihrem Haus, Freunde

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