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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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schauend. Ich war oft genug hier gewesen, um ihnen den Weg vom Stadtrand aus zu zeigen. Obwohl ich die genaue Adresse nicht wusste, fand ich doch vom Gefängniskreisverkehr aus das Haus ohne Probleme. Damals kroch Bougainvillea mit orangeroten Blüten das ganze Dach entlang, ergoss sich von dort hinunter und umhüllte die vordere Veranda mit schweren Vorhängen aus Blättern und Blüten. Jetzt ist die Veranda nackt – weniger Möglichkeit für jemanden, sich zu verstecken.
    Lionel hatte mir die Tasche gereicht, die alles enthielt, was ich besaß.
    »Ruf uns an, wenn du etwas brauchst, wenn es nicht funktioniert«, sagte er. Ich nickte und verabschiedete mich. Ich kannte sie nicht lang genug, um beim Abschied etwas zu fühlen, außer einer gewissen Hoffnung, dass ich es nicht nötig haben würde, sie anzurufen, dass mit meiner Tante alles perfekt sein würde.
    Sie saßen im Auto und sahen zu, als ich die Straße hinaufging und an Ellens Tür klopfte. Ehe ich hineinging, drehte ich mich um und schaute zurück. Lionel winkte, Timothy wendete das Auto und sie fuhren davon. Ich habe sie nie wiedergesehen.
    Ich lasse mich vom Navigationsgerät durch den Strudel der Gauteng-Straßen leiten, auf der N1 zur N12 und auf der M1 ins Zentrum von Johannesburg, dann fahre ich ab und die baumreiche Jan Smuts Avenue hinauf, am Zoo vorbei, biege bei der Goodman Gallery links ab auf die Chester Road, dann rechts auf die First Avenue und fahre noch hundert Meter weiter, ehe ich links in die Einfahrt abbiege. Trotz Berufsverkehr bin ich in schwindelerregend kurzer Zeit vor dem Haus und merke, dass meine Hände zittern, als ich das Lenkrad endlich loslasse, und ich außer Atem bin.
    Von der Straße aus ist das Haus nicht zu sehen: Das Grundstück scheint nichts weiter zu sein als eine weiße Mauer, die einen Wald an Bäumen verbirgt, in der Mauer links ein Tor, das eine lange ziegelgepflasterte Auffahrt beschützt. Auf der Hälfte des Wegs befindet sich ein kleines Holzhäuschen, gerade groß genug für eine Person, in dem ein privater Wachmann vierundzwanzig Stunden täglich auf einem schwarzen Plastikstuhl sitzt und den ganzen Häuserblock, von der Chester Road bis zur Seventh Avenue, kontrolliert.
    Ich betätige den Summer der Sprechanlage am Eingang und Jason, Sarahs Kollege, lässt mich ein; die letzten drei Afrika-Korrespondenten der Zeitung haben in dieser Nachahmung eines kapholländischen Hauses gewohnt. »Das bevorzugen die Amerikaner«, sagt Jason, der mir einen Bund mit nicht weniger als dreißig Schlüsseln übergibt und mich herumführt. »Groß, alt, hohe Zimmerdecken, hohe Mauern, massive Sicherheitsvorkehrungen, nette Gegend. Ihr werdet euch hier wohlfühlen.« Es gibt ein Gartenhaus hinten, das einmal für ein im Haus wohnendes Dienstmädchen gedacht war und das Sarah als Büro nutzen wird, und einen glänzenden schwarzen Geländewagen, der zur Arbeitsstelle gehört. Jason gibt mir die Namen und Handynummern des Hausmannes und des Gärtners, die Kontonummern und Passwörter der Wasser- und Energieversorgung und des Telekommunikationsunternehmens, das Passwort und die Notrufnummer der Sicherheitsfirma, eine Liste mit empfehlenswerten Restaurants im Wohngebiet und eine ganze Broschüre mit Informationen zur Sicherheit – wo man sich sicher bewegen kann, wo nicht. Nach diesem Ratgeber ist es nirgendwo sicher, allein zu Fuß unterwegs zu sein, sogar am Tag. Fahren Sie, wenn irgend möglich, mit dem Auto und informieren Sie jemanden, wohin Sie wollen, wann Sie anzukommen gedenken und wann Sie zurückkommen werden. Das erscheint mir übertrieben, aber ich habe auch nie in Johannesburg gewohnt und kann nur nach den Geschichten urteilen, die ich gehört habe. Jason zeigt mir die Alarmknöpfe – mindestens einen in jedem Raum, manchmal zwei oder drei – und gibt mir zwei mobile Alarmknöpfe zum Umhängen.
    »Ihr solltet die immer tragen«, sagt er, »weil man einfach nicht wissen kann, ob die Frau, die ans Tor kommt und Maiskolben verkaufen will, nicht in Wahrheit ein Mann in weiten Sachen mit einem Gewehr ist. Und man möchte ja nicht im Bett ermordet enden. Wechsle regelmäßig die Passwörter. Rose hat die letzten vier von fünf Jahre für mich gearbeitet und ich würde ihr mein Leben anvertrauen. Andile, den Gärtner, musst du wie ein Habicht im Auge behalten, aber solange er an einem Tag kommt, wenn Rose da ist, übernimmt sie das für dich und du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Aber du bist ja von hier, dir brauche

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