Abstauber
belehren.«
»Das werde ich auch, nachher vielleicht.
Sie können nicht alles …, ich meine, man kann nicht immer …« Tauner verstummte und
winkte ab.
Uhlmann klappte seinen Sonnenschutz
herunter und versuchte Bärlach durch den Spiegel anzusehen, weil er seinen Hals
nicht drehen konnte. »Was er meint, ist: Das Verbrechen hält sich auch an keine
Regeln, deshalb müssen wir unsere Regeln manchmal ein wenig unseren Bedürfnissen
entsprechend interpretieren.«
»Meine Herren, du kannst reden!«,
staunte Tauner. Und jetzt war ihm alles egal, er setzte das Blaulicht auf das Dach
und schaltete die Sirene ein. Das half ein wenig, sogar die slowakischen Fans machten
Platz und bildeten eine Gasse. Nur die Zahl der Mittelfinger, die sich ihnen entgegenstreckten,
nahm zu.
Unten im Hotel wartete einer der Fahnder. »Er ist noch oben, offenbar
fühlt er sich sicher, er duscht. Er sah sehr schlecht aus.«
»Wie schlecht?«, fragte Tauner,
während Uhlmann den Frauen an der Rezeption einige Instruktionen gab und erfragte,
ob noch mehr Gäste um diese Zeit auf ihren Zimmern waren.
»Schlecht halt, übernächtigt, verschwitzt,
sah sich hektisch um. Die Steckkarte hatte er nicht abgegeben, hatte sie einstecken.«
»Haben Sie eine Waffe an ihm gesehen?«
»Er hatte halblange Hosen an und
ein weites Poloshirt, wir haben keine Waffen gesehen, aber er hätte eine Pistole
im Hosenbund tragen können.«
»Okay, und die Frau?«
»Wir haben keine Frau gesehen.«
»Okay, keine Frau! Warten Sie hier
unten, falls was schiefgehen sollte. Bärlach, Sie bleiben mit hier!«
»Wieso denn das?«
»Wenn er uns entwischt, müssen Sie
ihn festnehmen. Aber nicht erschießen, verstanden!«
Bärlach war beleidigt. »Sie wollen
doch nur in Ruhe Ihre Regeln auslegen.«
Tauner atmete durch und schloss
kurz die Augen, er hatte keine Lust und keine Zeit zu diskutieren. »Also gut. Hans,
du bleibst hier, Bärlach geht mit. Wenn ich dich anklingele, kommst du hoch.«
Uhlmann war zufrieden, vorerst nichts
tun zu müssen. »Was, wenn was schiefgeht?«
Tauner grinste. »Dann klingel ich
dich auch an!«
Im Aufzug zückte Bärlach seine Waffe und überprüfte sie.
»Stecken Sie das Ding weg, die brauchen
wir nicht!«
»Aber er ist verdächtig.«
»Er war letzte Nacht nicht da, das
ist der einzige Fakt, den wir haben. Wir klopfen an und sehen weiter.«
»Und wenn er es war und die Waffe
noch bei sich hat?« Der Aufzug hielt an, sie waren auf Spechtlers Etage angekommen.
»Geht das jetzt die ganze Zeit so?
Hinterfragen Sie jede Entscheidung?«
»Nein, aber …«
»Na, dann ist ja gut. Ich will mit
ihm reden, wenn ich ihm eine Knarre unter die Nase halte«, sagte er keinen Ton mehr
vor Angst. »Ich gehe voran, wenn er mich abknallt, haben Sie Zeit genug, ihn zu
erschießen, und können dann die Mordkommission übernehmen.«
Bärlach schüttelte
leicht amüsiert den Kopf und steckte seine Pistole in den Halfter. »Sie glauben
gar nicht, dass er es war. Also ich meine, Sie verschwenden nicht einmal einen Gedanken
daran?«
»Noch nicht,
da haben Sie recht. Hier sind wir richtig!« Tauner lauschte an der Tür. Aus einer
Ecke am anderen Ende des Ganges tauchte der andere Zivilfahnder auf. Er nickte und
gab Zeichen, dass Spechtler sich noch im Zimmer befand. »Warten Sie da«, flüsterte
Tauner ihm fast lautlos zu. Dann klopfte er. »Herr Spechtler? Sind Sie da?«
»Wer ist da?«
»Der Hausmeister, im Zimmer unter
Ihnen läuft Wasser durch die Decke.«
Eine Weile war Ruhe.
»Ich will Sie nicht stören, aber
ich muss wenigstens mal nachsehen. Wir hatten schon einmal so einen Fall. Da war
der Abfluss in der Dusche gerissen. Haben Sie gerade geduscht?«
»Warten Sie«, rief Spechtler.
Tauner hörte eilige Schritte, eine
Tür fiel zu. Dann Schritte zur Tür. Tauner trat zurück, schob Bärlach ein wenig
zur Seite. Die Tür öffnete sich. Tauner sah nach oben. Spechtler war fast zwei Meter
groß, er trug eine Unterhose und ein dünnes T-Shirt und eindeutig keine Waffe.
»Wie der Hausmeister sehen Sie aber
nicht aus.«
»Wir sind von der Kriminalpolizei
Dresden, dürfen wir mal reinkommen?«
Spechtler wurde blasser, als er
sowieso schon war, und seine Hand verkrampfte sich an der Tür. Tauner spannte sich
unbewusst an und wünschte, seine Untergebenen würden nicht immer allzu genau seine
Anweisungen befolgen. Spechtler war ein Hüne. Falls er sich zu einem Angriff entschloss,
würde er nicht unbedingt eine Waffe brauchen.
»Herr
Weitere Kostenlose Bücher