Abstauber
Spechtler?«, fragte Tauner
vorsichtig.
Der Torwart nickte langsam und fasste
sich. Tauner entspannte sich vorerst. Spechtler winkte schwach und schleppte sich
zum Bett. »Kommen Sie rein. Haben Sie einen bestimmten Grund, hier zu sein?«
Tauner und
Bärlach betraten das Hotelzimmer. »Schlechte Nacht gehabt?«, fragte Tauner und lehnte
sich gegen die Wand. Bärlach ging zwei Schritte weiter und positionierte sich strategisch
im Raum, sodass er Spechtler notfalls in den Rücken fallen konnte.
Spechtler winkte ab.
»Also gut, Herr Spechtler, wo waren
Sie in dieser Nacht, zwischen 23 Uhr und 1 Uhr?«
»Ist das ein Verhör?«
»Warum muss nur immer jeder diese
Gegenfrage stellen? Können Sie nicht einfach sagen, wo Sie waren, dann können wir
das überprüfen und alles ist gut?« Tauner hatte schon wieder alle Mühe, nicht wütend
zu werden. Vor allem weil Spechtler sich höchst verdächtig benahm, was ihm überhaupt
nicht in den Kram passte. Wenn schon jemand einen Mord beging, so seine Devise,
dann doch nicht aus so niederen Motiven wie Rache oder Neid. Doch leider waren das
die bevorzugten Beweggründe, was ihm immer wieder deutlich machte, wie schlecht
die Menschheit war.
»Ich habe aber nicht viel Zeit,
das Spiel geht in zwei Stunden los.«
Tauner ballte die Faust. »Zwei Stunden?
Wissen Sie, die Beantwortung meiner Frage hätte keine fünf Sekunden benötigt. Also
wo waren Sie gestern um diese Zeit?«
»Zwischen elf in der Nacht und eins?«
»Das hat Herr Hauptkommissar Tauner
gesagt, ja«, mischte sich Bärlach ein. Seine Hand hatte er wie zufällig in der Jacke,
dort, wo sich seine Pistole befand.
»Ja, genau weiß ich das nicht, hier
und da.« Spechtler versuchte ein klägliches Lächeln.
»Das ist nicht das, was ich hören
wollte!« Schädlich wäre es nicht, dachte Tauner, wenn dieser Idiot der Täter wäre.
Zwar scheint das Motiv schwach, aber nur wenn man kein Verständnis für diesen Sport
hatte. Der Fall wäre schnell geklärt, und Schultern würden geklopft, ohne dass einer
aus dem Innenministerium anrufen musste.
»Wir waren spazieren, ich und meine
Frau. Wir sind durch die Stadt gezogen, waren da in der Szenegegend, wie heißt die?«
»Die Neustadt?«
»Ja, da.«
»Und dort?«
»Ich weiß nicht genau.«
»Sie wissen nichts?«
»Ich hatte ein wenig getrunken.«
»Sie waren die ganze Nacht nicht
im Hotel.«
Spechtler schluckte und schluckte
noch einmal.
»Wo sind Sie gewesen?«
»Ich … ich kann Ihnen das nicht
sagen.« Spechtler sah zu Boden.
»Sie werden das aber müssen, um
Ihrer selbst willen. Herr Spechtler, Sie machen sich gerade verdächtig, einen Anschlag
auf Ehlig verübt zu haben, bei dem sein Begleiter Jansen ums Leben kam und Ehlig
verletzt wurde.«
»Jansen?«, fragte Spechtler heiser.
Tauner ließ die Schultern sinken
und sah zu Bärlach. Dann nahm er sein Handy und rief Uhlmann an. »Kommt mal hoch,
gib Pia Bescheid, sie soll die Diekmann anrufen.«
»Sie hatten schon öfters Kontakt
mit der Polizei?«, fragte Bärlach wie beiläufig. Tauner sah ihn erstaunt an.
Spechtler nickte und fuhr sich durch
das kurze Haar. »Kleinigkeiten, Schlägereien und so.«
»Sie waren schon vier Mal wegen
vorsätzlicher Körperverletzung angeklagt. Ein junger Mann trägt wegen Ihnen ein
vollständig künstliches Gebiss und einer hat fast ein Ohr verloren. Außerdem gibt
es zwei Anzeigen wegen sexueller Nötigung!«
»Das ist alles verjährt und die
Anzeigen wurden fallen gelassen. Sie wissen doch wie das ist, wenn man berühmt wird,
versucht jeder einem was anzuhängen.«
»Ehlig hat Sie unter anderem wegen
Ihrer Unberechenbarkeit aus dem Kader geworfen. Sind Sie wütend deshalb?«
»Na klar bin ich …« Spechtler sah
auf und Tauner in die Augen. »Natürlich bin ich wütend, aber in gewisser Weise …
er trägt die Verantwortung … Aber ich habe seit über zwei Jahren keine Aussetzer
mehr gehabt. Ich bin der beste Torwart, den die Mannschaft hätte haben können.«
»Besitzen Sie eine Waffe?«
Tauner verschränkte die Arme und
starrte Bärlach verwundert an. Fast machte es Spaß, dem jungen Kerl zuzusehen. Wenn
da nicht dieses dumme Gefühl wäre, Missgunst könnte man es nennen.
»Nein!«
»Eine Pistole? Eine illegale? Sie
wissen, mit einem Durchsuchungsbefehl können wir Ihr Haus auf den Kopf stellen und
so etwas hinterlässt immer Spuren, Waffenöl zum Beispiel lässt sich kinderleicht
finden.«
»Sie haben aber keinen Durchsuchungsbefehl!«
Oder?, stand groß in
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