Abstauber
Spechtlers Augen geschrieben.
»Noch nicht. Nicht solange Sie uns
sagen, wo sie gestern gegen Mitternacht gewesen sind.«
Spechtler sank in sich zusammen.
»Das kann ich nicht«, murmelte er. »Ich weiß es nicht mehr!«
»Gut!« Es war nun wieder an Tauner
das Heft in die Hand zu nehmen. »Wo ist Ihre Frau, wir möchten Sie gerne dazu befragen,
vielleicht kann die Ihnen helfen.«
Spechtler ballte eine Faust und
schlug auf sein Bett. »Wir haben uns gestritten, sie ist weggelaufen. Deshalb habe
ich zu viel getrunken. Ich hatte gehofft, sie wäre hier.«
»Wo haben Sie getrunken?«
Ȇberall, ich habe Ihnen doch gesagt,
ich war in dem Szeneviertel.«
»Dann muss es Leute geben, die Sie
gesehen haben.« Tauner drehte sich um, weil Uhlmann und der zweite Zivilfahnder
nach oben kamen. »Hast du das gehört? Taste mal unsere Leute da ab.«
Uhlmann machte eine abfällige Mundbewegung.
»Die schlafen doch alle noch.«
»Dann wecken wir sie eben. Ich muss
nur einen haben, der den Herrn Spechtler zur tatrelevanten Zeit in seiner Kneipe
gesehen hat.«
Spechtler legte die Hände vor sein
Gesicht. »Werfen Sie mir jetzt den Anschlag vor? Das war ich nicht!«
»Dann sagen Sie mir, wo Sie waren,
und nennen Sie uns Zeugen! Wo könnte Ihre Frau hingegangen sein? Zu ihrer Mutter?
Hat sie Bekannte in der Gegend?«
Ȇberall, sie kommt ja aus dem Osten.
Sie muss … ich weiß nicht. Irgendwohin.«
»Geben Sie
uns ein paar Namen, und wir klappern die ab. Dann haben Sie vielleicht ihr Alibi,
und zweitens wissen Sie, wo Ihre Frau geblieben ist.« Tauner zuckte zusammen, weil
sein Telefon schon wieder vibrierte. »Frau Staatsanwältin?« Tauner lauschte. »Das
ist gut«, sagte er dann. »Nein, das wäre schlecht!«, sagte er noch. »Das Spiel können
wir wohl erstmal noch abwarten.« Er legte auf.
»Tja, Herr Spechtler, das Spiel
können Sie vergessen, Sie sind vorläufig festgenommen.«
»Festgenommen?«
»Ja, Sie stehen unter Mordverdacht.
Sie können die Aussage verweigern. Alles, was Sie jetzt sagen, kann vor Gericht
gegen Sie verwendet werden.«
»Aber ich war es doch gar nicht.
Ich weiß nur nicht, wo ich war zu der Zeit. Es kann doch jeder gewesen sein! Wirklich
jeder!«
»Das stimmt, aber Sie haben zurzeit
als einziger ein Motiv.«
»Aber wenn man mich sieht, dann
ist alles aus, meine Karriere, alles vorbei!« Spechtler war nahe dran loszuheulen.
Tauner wollte ihm zuerst noch einmal
deutlich machen, dass es nur an ihm läge, doch er hatte keine Lust mehr, sich wiederholen
zu müssen. »Wir bringen Sie so raus, dass niemand Sie sieht. Aber wenn Sie uns kein
Alibi vorweisen können, steht es schlecht um Sie.«
Die glühende Hitze ließ nachmittägliche Zwietracht im Büro gedeihen.
»Was sehen Sie mich so an?«, fragte Bärlach entrüstet. »Ich war die ganze Zeit bei
Ihnen!«
Tauner drehte sich mitsamt seinem
Stuhl, sah Uhlmann und Pia an.
»Also wirklich!« Pia war beleidigt.
»Mensch, irgendeiner muss es doch
der Presse gesteckt haben.«
Uhlmann seufzte theatralisch. »Die
laufen hier überall herum! Die Stadt ist voller Menschen. Die haben euch gesehen,
dich kennt man ja auch schon, Falk. Die zwei Zivilen kenne ich schon lange, die
sind aus dem Drogendezernat, die waren es nicht, die wollen ihre Ruhe.«
»Die Wachtel!«, knurrte Tauner.
»Mensch Falk, die war das nicht,
die macht sich ja unglaubwürdig.«
»Sag nicht Mensch zu mir!«
»Was soll er denn sonst sagen?«,
fragte Pia ein wenig gehässig.
»Der ist spätestens Morgen in der
Presse und zwar in allen Zeitungen, und in den Nachrichten sagen sie schon, dass
er verhaftet wurde, dabei ist es noch keine halbe Stunde her.« Tauner wischte sich
Schweiß von der Stirn und ließ ein wenig resigniert die Schultern hängen. »Jedes
Mal dasselbe, kann man nicht einmal in Ruhe seine Arbeit machen. Jetzt will
wieder jeder was zu sagen haben, die ganzen alten Geschichten mit ihm werden jetzt
aufgewärmt.«
»Aber immerhin werden wir recht
schnell erfahren, ob er ein Alibi hat, und wenn ja, dann ist er raus!«
»Hans, halt den Mund. Ich hatte
ihm gerade versprochen, dass wir ihn so rausbringen, dass ihn keiner sieht und plötzlich
stehen vor uns zwanzig Leute mit Kamera. Der traut mir keinen Meter mehr weit!«
Plötzlich sah Tauner auf und Bärlach an. »Woher wussten Sie denn so gut Bescheid
über Spechtler?«
»Als es hieß, ich sollte in Ihre
Abteilung, habe ich mich über die Tatverdächtigen informiert.« Bärlach hob die Schultern,
als wäre
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