Abstauber
Kaugummis, Steine, Metallsplitter, Glas. Ich will dir nicht die Lust am Arbeiten
nehmen, aber das dauert noch eine Weile, bis das alles durch ist.«
Tauner nickte und blickte über die
abendliche Stadt. Der Himmel war schon fast dunkel, nur über dem Horizont war noch
ein roter Streifen zu sehen. »Schön hast du es hier!«
»Deshalb bist du hier, weil ich
dir das zeigen sollte?« Martin ließ der Frage keine weitere Deutung zukommen.
»Und am Fundort der Pistole?«
»Derselbe Mist. Müll, Unrat, Taschentücher,
ausgespuckte Bonbons und im Dickicht entsorgte Weihnachtsbäume.«
»Kein Brief? Ich wollte Ehlig umbringen,
weil er so ein Ekel ist, liebe Grüße, euer Willi?«
»Was willst du denn eigentlich,
ihr habt doch den Heiligmann!«
»Ihr habt was gefunden?«
Martin schnaufte leise. »Dreck an
den Schuhen und auf seinem Teppich, der eindeutig vom Tatort stammt; er war vermischt
mit altem Öl und mit Pollen von den Büschen da oben, außerdem eine Spur Hundescheiße,
zu der wir einen passenden, drei Wochen alten Hundehaufen gefunden haben, am Tatort!
Ziemlich eindeutig, das alles. Hohe Beweislast, wie Frau Staatsanwältin sagen würde.«
»Ich begreif das nicht! Ist er vielleicht
nachher mal da gewesen?«
»Das wäre ganz schön dumm von ihm,
wenn er der Mörder ist. Wenn ihn da jemand gesehen hätte, hätte er sich nur noch
verdächtiger gemacht.«
»Warum habt ihr das nicht schon
eher gefunden?«
»Gute Frage! Wirklich, sehr gut.
Weil Heiligmann ein Alibi hatte und wir in seinem Hotelzimmer gar nicht gesucht
haben. Vielleicht war das dein Fehler, hättest dich nicht so auf Ehligs Umfeld werfen
sollen. Ohne Durchsuchungsbefehl gehe ich nicht in fremde Hotelzimmer.«
»Entschuldige.« Tauner rieb sich
die Schläfe.
Martin ließ Gnade walten, war nicht
weiter beleidigt. »Ihr habt also eine Waffe, mit Abdrücken von Achtermann, die Heiligmann
gestohlen haben könnte. Er benutzt sie und wirft sie weg, aber so, dass wir sie
finden und denken, Achtermann war es. Jetzt haben wir eindeutig Spuren vom Tatort
an seinen Schuhen und im Hotelzimmer. Er kann zwar zurzeit nicht reden, aber ein
Motiv hätte er, nicht wahr? Auch wenn es dir nicht logisch vorkommt. Mir schon.
Der will sein Leben lang Nationaltrainer werden und dieses Arschloch nimmt ihm diesen
Posten weg. Achtermann, obwohl er Ehlig angeblich nicht ausstehen kann, stimmt der
Entscheidung zu, anstatt für Heiligmann ein gutes Wort einzulegen, weil er seinen
eigenen Präsidentenarsch retten will. Also legt Heiligmann den Ehlig um und lässt
den Achtermann dumm dastehen! Nun musst du nur noch eine Verbindung zu diesem Seiler
finden, der ihm den Tipp gab, wann Ehlig nach Dresden kommt.«
Tauner schüttelte traurig den Kopf.
»So naiv ist der doch nicht!«
»Siehst du, du wehrst dich immer
noch dagegen. Überleg doch mal, wir haben schon die absurdesten Dinge am Tatort
gefunden, weißt du noch, diesen Abschiedsbrief, von dem Typen, der sich angeblich
selbst mit der Axt erschlagen hat? Die Frau hat nicht einmal daran gedacht, ihre
Handschrift zu fälschen!«
»Die war aber irre, hatte im Affekt
gehandelt und stand unter Schock. Der Mörder von Jansen hat alles geplant und eiskalt
ausgeführt, das ist ein himmelweiter Unterschied. Dieser Heiligmann müsste doch
wissen, was alles auf dem Spiel steht.«
»Gerade das ist es ja. Alles, was
für ihn auf dem Spiel stand, ist der Trainerposten! Deshalb ist er in Dresden geblieben,
um sich nicht verdächtig zu machen.«
»Und warum wurde er nun überfahren
und fast umgebracht?«
»Vielleicht war das der Seiler,
der seine Komplizenschaft vertuschen wollte.« Für Martin schien es logisch.
»Wie viele Spuren von Heiligmann
hast du am Tatort gefunden?«
»Wir haben den Dreck aus dem Teppich
im Hotel.«
»Aber welche Spuren von ihm hast
du am Tatort gefunden!«
»Keine, aber ich habe auch keine
Indizien dafür, dass Franz Beckenbauer da war!«
»Bitte?«
»Ich will damit sagen: Das Fehlen
von Indizien beweist gar nichts. Andersrum liegt der Beweis schon vor.«
Tauner nickte und starrte in die
aufkommende Nacht. Martin war eine angenehme Gesellschaft – und seine Frau noch
dazu, denn die hatte sich gleich zu einer Freundin zurückgezogen. Kühles Bier hatten
sie genug, und Tauner konnte hier schlafen.
Martin stemmte sich aus seinem Stuhl.
»Ich mach mal den Grill an.«
Tauner wollte es ihm gleichtun,
aber Martin legte eine Hand auf seine Schultern. »Bleib mal sitzen und entspann
dich.«
Tauner fiel
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