Abstauber
Grad auf den Rückhalt seiner Vorgesetzten
verlassen konnte. Die hatten es schon mehr als einmal geschafft, die Staatsanwaltschaft
davon zu überzeugen, wie nützlich der wütende Herr Tauner war. Er durfte es nur
nicht übertreiben, sagte eine leise Stimme, die sein Gewissen war und sich ein wenig
nach Pia anhörte. »Was werfen Sie mir denn vor?«
»Nichts, gar nichts, außer, dass
Sie offenbar vor der Ehlig alles ausgeplaudert haben, selbst Dinge, die ausdrücklich
geheim bleiben sollten, nämlich, um einen Eklat zu vermeiden, aber den haben wir
ja nun!«
»Wo ist denn der Eklat? Was ist
denn das Drama? Ich habe die Ehlig nur befragt, außerdem wusste sie schon fast alles.
Vielleicht hat sie aus der Art meiner Fragen nur die richtigen Schlüsse gezogen!«
»Vielleicht hat sie getan, was ihr
Mann aufgetragen hat, hat den notgeilen Hauptkommissar ausgefragt, damit der Ehlig
jetzt die Trümpfe ausspielen kann. Dass der den Achtermann nicht ausstehen kann,
weiß doch jeder. Dass man die Waffe mit seinen Fingerabdrücken gefunden hat, wussten
nur Sie und Ihre Kollegen, und Sie haben mit der Ehlig gesprochen. Für mich ist
der Fall klar und für die Medien auch.«
Tauner kniff die Lippen zusammen
und beschloss, den Bärlach baldmöglichst loszuwerden, weil der immer noch nicht
zurückrief. Außerdem fragte er sich mittlerweile, ob er sich nicht wirklich vollkommen
dämlich verhalten hatte. Da zwinkert mal eine schöne Frau mit den Augen und er fing
an, sich wie ein Anfänger zu verhalten. Diese Einsicht stimmte ihn nicht gerade
fröhlicher. »Achtermann und seine Berater haben von der Waffe mit den Fingerabdrücken
gewusst! Und überhaupt, was geht mich das an? Soll der Achtermann sich was einfallen
lassen. Schließlich hat der sich den Ärger selbst eingebrockt.«
»Was einfallen
lassen?«, fauchte die Staatsanwältin dazwischen. »Für die Öffentlichkeit steht er
jetzt als Mordverdächtiger da. Die sehen das nicht so differenziert wie Sie, Herr
Tauner. Die sehen eine Mordwaffe mit Fingerabdrücken drauf. Und der Ehlig, sowieso
gerade Held der Nation, setzt den Hebel natürlich sofort an.«
»Wir könnten es dementieren, setzen
Sie eine Pressekonferenz an und ich sage denen, dass dies alles nicht stimmt.«
»Sie …« Die Diekmann-Wachte verstummte
wieder und in ihrem Kopf mahlten die Mühlsteine und noch ehe sie etwas erwidern
konnte, klingelte endlich das Telefon.
Tauner nahm ab. »Herr Bärlach, was
gibt es denn zu so früher Stunde?«
»Wieso gibst du so schnell klein bei?«, fragte Uhlmann, nachdem die
Staatsanwältin emsig telefonierend abgezogen war. »Du hasst doch Pressekonferenzen!«
»Die hätte sonst nicht so schnell
Ruhe gegeben. Ich überlege die ganze Zeit, bei wem ich mich beschweren kann, damit
der Fall an einen anderen Staatsanwalt weitergegeben wird. Meyer, der war gut!«
»Ich glaube nicht, dass du Einfluss
auf die Staatsanwaltschaft nehmen kannst. Meyer würde sich außerdem schön bedanken
für dieses Chaos. Ich hoffe bloß, du lässt die Wachtel bei der Pressekonferenz nicht
hängen, die sorgt wirklich noch dafür, dass du deinen Posten verlierst!«
»Ach was, die kann gar nichts, außer
mich stören. Was hätte die mir denn schon vorzuwerfen? Dass ich Zeugen befragt habe?
Die Ehlig müsste man drankriegen, oder lieber gleich den Ehlig, denn was erlaubt
der sich, solche ungeheuren Aussagen in einem Zeitungsinterview zu machen. Der hat
wohl zu viel Höhenluft geschnuppert. Dem könnte eine Niederlage nicht schaden!«
»Red kein dummes Zeug!«, rief Pia.
»Nur, weil du den nicht leiden kannst. Außerdem kann die Staatsanwältin schon für
deinen Abgang sorgen!«
»Hatte denn der Bärlach etwas zu
erzählen?«, unterbrach Uhlmann.
Tauner winkte ab. »Ach was, der
hat mich nur zurückgerufen, weil ich den angeklingelt habe. Der will sich heute
noch mal mit Frau Jansen treffen. Die hat wohl dem Treffen zugestimmt, unter der
Bedingung, dass dieser ungehobelte Tauner nicht dabei ist! Außerdem hat sich sein
neuer Hamburger Kollege schon als nützlich erwiesen, er kennt den Kneipenbesitzer
mit dem Foto, wo die ganze Hamburger Truppe samt Heiligmann und Dögerling abgebildet
ist.«
Uhlmann verzog das Gesicht, als
hätte sich etwas sehr süß Aussehendes als sehr sauer entpuppt. »Was willst du denn
damit erreichen? Den Fall von damals noch mal aufrollen, weil der Staatsanwalt befangen
war? Wenn du da herausfindest, dass der Ehlig doch Dreck am Stecken hat, zünden
die uns hier die
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