Abstauber
Prozent.«
»Herr Tauner, ich weiß nichts darüber«,
betonte Frau Ehlig noch einmal leise.
Tauner sah sie an, dann zu Uhlmann.
Der zwinkerte gütig, offenbar schenkte er der Ehlig Glauben. Es hatte wohl keinen
Sinn weiterzubohren.
»Gut, dann wechseln wir das Thema.
Die Namen Alvers, Rüdinger, Kopte und Seiler, sagen die Ihnen etwas?«
Frau Ehlig zögerte einen Moment
lang und Tauner war nicht sicher, was das zu bedeuten hatte. »Seiler ist vom DFB«,
sagte sie dann.
»Es ist ein anderer Seiler. Glauben
Sie, Ihr Mann kennt einen dieser Herren?«
»Das sind die Herren, mit denen
mein Mann gelegentlich geschäftlich verkehrt«, erwiderte Frau Ehlig vorsichtig.
»Was wissen Sie von denen?«
»Kaum mehr als Sie, Herr Hauptkommissar.
Die Namen. Gelegentlich essen sie bei uns, dann reden sie über Fußball.«
»Involviert Ihr Mann Sie nicht in
seine Geschäfte? Wissen Sie überhaupt nichts von dem, was er tut?«
»Er verdient Geld dabei. Er redet
nicht mit mir darüber. Es interessiert ihn auch nicht so sehr wie Sie vielleicht
glauben, eher scheint es ihm eine Art Hobby.«
»Tolles Hobby, Geld verdienen«,
grunzte Uhlmann leise.
Tauner gab ein weiteres Mal auf.
Bei dieser Frau fehlte ihm die Kraft, wirklich hart durchzugreifen. Er hoffte, Uhlmann
merkte ihm das nicht so sehr an.
»Befürchten Sie, Ihr Mann könnte
das sehen? Oder wollen Sie das sogar?« Tauner schob ihr unvermittelt die Zeitung
zu.
Frau Ehlig sah gar nicht hin, wusste
wohl schon längst Bescheid. »Wieso sollte ich das wollen? Wir haben uns nur unterhalten.
Es ist nichts dabei. Das wissen Sie genau wie ich.«
»Aber er weiß es nicht, er könnte
meinen, es wäre mehr passiert. Sie sagten, er widmet Ihnen zu wenig Aufmerksamkeit.«
»So habe ich das nicht gesagt. Er
denkt immer nur an Fußball, so wie Sie immer nur an Ihre Arbeit denken.«
Irgendwie fühlte Tauner sich nun
verletzt und konterte, ehe er sich selbst daran hindern konnte. »Wie sind ihre Verhältnisse
geregelt bei einem eventuellen Ableben Ihres Mannes? Erben Sie alles?«
»Das ist eine unverschämte Frage!«
Frau Ehlig schien wirklich zutiefst beleidigt zu sein und das traf Tauner schwerer,
als er vermutet hatte.
»Ich muss das fragen und wir hätten
jedes Recht, auch bei Ihnen eine Hausdurchsuchung zu veranlassen.«
»Dann tun Sie das!« Frau Ehlig erhob
sich und Tauner wusste, dass er sie nur mit Gewalt zwingen konnte, sich wieder hinzusetzen.
»Meine Adresse haben Sie ja, falls Sie mich suchen, finden Sie mich in Hamburg!«
Nun drehte sie sich um, stolzierte aus dem Zimmer, doch ihr Gang hatte an Esprit
verloren, wirkte hölzern. Sie hielt es nicht für nötig, die Tür zu schließen. Uhlmann
tat es, nachdem die Schritte verhallt waren.
Tauner, der sich die ganze Zeit
an der Tischplatte festgehalten hatte, um dieser Frau nicht nachzulaufen, sah ihm
dabei zu und räusperte sich schließlich. »Hab ich zu viel versprochen?«
Uhlmann grunzte anerkennend und
warf sich wieder in seinen Stuhl. »Entweder ist die eine klasse Schauspielerin oder
die weiß in Wirklichkeit von nichts. Als du von Heiligmann erzähltest, sind ihr
vollkommen die Gesichtszüge entgleist. Die war echt geschockt.«
»Vielleicht ist sie aber auch nur
über die Skrupellosigkeit so geschockt. Manche Leute lassen sich mit Verbrechern
ein und wundern sich dann, warum das Verbrechen nicht aufhört. Die denken, sie bezahlen
jemanden für einen Mord, und sind verblüfft, weil sie nachher erpresst werden oder
selbst als Mitwisser in Gefahr geraten. Vor allem, weil der Mord an Ehlig nicht
funktioniert hat, sind bestimmt einige Leute nervös.«
»Jedenfalls hast du dir diese Nummer
ein für alle Mal vermasselt. Die ist so beleidigt wie Erich Mielke bei seiner letzten
Staatsratssitzung.«
Tauner warf seinem Kollegen einen
bösen Blick zu. »Ich habe mir nichts vermasselt. Ich habe nur das dumme Gefühl,
wir lassen etwas völlig außer Acht!«
»Ich sehe es dir doch an!«
»Lass ihn jetzt, Hans!«, mahnte
die besorgte Pia. »Wollen wir uns nicht lieber um Heiligmann kümmern?«
15
»Wie sieht es eigentlich mit den Analysen vom Tatort aus?«, fragte
Tauner und nippte an seinem kühlen Bier in einem leicht verwilderten Garten. Sie
hatten eine schöne Sicht auf Dresden.
Martin, der Leiter der Spurensicherung
und Besitzer des Gartens, trank erst selbst einen ordentlichen Schluck, ehe er antwortete.
»Wir haben unzählige Dinge zu analysieren. Taschentücher, Tüten, Müll, Zigarettenstummel,
Urin,
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