Abtruennig
ungläubig an.
„ Wieso?“
„ Damit ich dir beweisen kann, dass ich wirklich kein Psychopath bin und weil ich dich gerne besser kennen lernen möchte. Du bist nämlich mein Typ.“
Ich lächelte sanft, in der vagen Hoffnung, dass es ihr gefiel. Die Stimme in meinem Kopf war nun eigentlich nur noch ein Flüstern.
Liz seufzte.
„ Ich sagte bereits, dass ich nicht mit Jungs in meinem Alter ausgehe.“
„ Ja, das sagtest du.“ Soll ich dir verraten, dass ich eigentlich dein Ururgroßvater sein könnte? Nein, das wäre vermutlich nicht gerade hilfreich. „Du hast aber gestern meine Frage nicht beantwortet. Was müsste ich denn mitbringen, um eine Chance zu bekommen“, fuhr ich stattdessen fort.
„ Ich fürchte, gar nichts.“
„ Ach komm, das ist nicht fair.“
Sie war schon wieder im Begriff zu gehen.
„ Das Leben ist nicht fair! Tut mir leid, dass ich dir die Illusion nehme.“
Ich griff nach ihrem Arm und hielt sie fest – ich musste mich sehr darauf konzentrieren, ihr nicht weh zu tun. Ich hatte schließlich nicht sonderlich viel Erfahrung im Umgang mit Menschen, seitdem ich ein Vampir war.
„ Warum läufst du vor mir weg?“
„ Weil es nichts mehr zu sagen gibt!“
„ Du machst es einem nicht gerade einfach dich zu erobern“, gestand ich, und das war untertrieben.
„ Das liegt vermutlich daran, dass ich das auch gar nicht will“, sagte sie patzig.
Ihre Augen taxierten mich und zweierlei Gefühle spiegelten sich darin.
Erkennst du mich?
„ Ich glaube, dass du mich einerseits zum Teufel schicken willst, aber andererseits…“, ich hielt inne.
Behutsam strich ich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, peinlichst darauf bedacht ihre Haut dabei nicht zu berühren. Ich wusste, dass meine Finger eiskalt waren. Eigentlich rechnete ich mit einer saftigen Ohrfeige, aber es passierte nichts. Sie blickte mich nur stumm an. Das war vielleicht meine allerletzte Möglichkeit.
Es gibt überhaupt gar keine Möglichkeit! – krächzte die Stimme in meinem Kopf hilflos vor sich hin.
„ Wenn du mich so abstoßend finden solltest, dann sag es mir jetzt einfach und ich lasse dich in Ruhe. Falls es aber eine klitzekleine Chance gibt, dass ich irgendwann einmal dein Typ werden könnte, dann …“
Sie unterbrach mich mit leiser Stimme.
„ Bitte, lass mich in Ruhe. Es hätte keinen Sinn.“ Lesley senkte den Blick. „Es tut mir leid.“
Erneut drehte sie sich um und dieses Mal ließ ich sie fortgehen. Sie hatte mir nun eindeutig zu verstehen gegeben, dass sie nichts mit mir zu tun haben wollte. Kein Anzeichen, dass sie sich an mich erinnerte.
Warum zum Teufel konnte ich es also nicht einfach auf sich beruhen lassen? Alles in mir wollte ihr unbedingt nachlaufen. Warum? So etwas war vollkommen neu für mich.
Seufzend sah ich ihr nach, wie sie eilig den schmalen Weg durch die Anlage nahm. Nicht ein einziges Mal hatte sie sich zu mir umgedreht. Sie war schon fast aus dem großen Innenhof heraus, als sie doch noch einmal in meine Richtung schaute. In ihren schönen blauen Augen blitzte etwas auf und dieses Mal erkannte ich, was es war. Neben ihrer scheinbaren Gleichgültigkeit lag auch so etwas wie Schmerz darin. Dann war sie auch schon durch das schmiedeeiserne Tor verschwunden.
Ich forderte das Schicksal ganz offensichtlich heraus, aber in jenem Moment wurde mir klar, dass ich es nicht anders wollte. Sie sollte mich wieder in ihr Gedächtnis rufen. Über die Konsequenzen machte ich mir keine Sorgen und das war äußerst dumm von mir.
3. Erkenntnis
Wie wir es geplant hatten, waren Jonathan und Thomas am Abend informiert worden. Sie sollten sich in Oxford und der benachbarten Gegend umhören und besonders darauf achten, ob irgendwelche Pläne im Umlauf waren. Das anstehende Spiel zwischen den beiden Unis war ohnehin schon eine gewichtige Angelegenheit für die Menschen, bei der es heiß her gehen würde. Ich wollte vorbereitet sein, falls eine Gruppe von Abtrünnigen auf die wahnwitzige Idee kommen sollte, sich neue, starke Verbündete zu erschaffen. Was nicht unbedingt verwunderlich sein würde, wenn man davon ausging, dass dort viele junge, sportliche und intelligente Menschen auf einem Haufen hockten.
„ Darf ich dich etwas fragen?“ Peters dunkle Stimme zerriss die Stille zwischen uns.
Ich drehte mich zu ihm.
„ Klar, was willst du wissen?“
Ich wunderte mich ein wenig über seine Zurückhaltung, so etwas war ich bisher nicht von ihm gewohnt.
„ Ich habe mich gefragt, ob du und
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