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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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restauriert werden, da das Gebäude ursprünglich aus dem siebzehnten Jahrhundert stammte und ziemlich instabil geworden war. Der Beginn der Renovierungsarbeiten wurde jedoch verschoben, als es irgendwelche Unstimmigkeiten mit der Baubehörde gab. Abgelegen und verlassen, das war der perfekte Ort, um sich zu verstecken.
    Bei dem Tempo, das ich an den Tag legte, war ich in weniger als einer Stunde dort. Amberton Hall hieß mich mit unheimlicher Stille willkommen. Ich parkte den Wagen in einem halbfertig gestellten Garagenkomplex und ich wusste sofort, dass ich hier richtig war. Es waren nur zwei andere Autos hier und ich war mir irgendwie ziemlich sicher, dass ein Porsche und ein Mercedes nicht wirklich zu einem Handwerker passten. Solch ein verschwenderischer Luxus passte viel besser zu einem Verräter wie Crane und seinem unbekannten Verbündeten.
    Als ich ausstieg und zum Haupthaus lief, machte ich mir keine Mühe leise zu sein, wenngleich mich ein Mensch sicherlich immer noch nicht hören konnte, so würde ein Vampir merken, dass ich hier war. Es war mir gleich, Alexander Crane konnte ruhig wissen, dass ich auf dem Weg zu ihm war, denn meine Chancen würden ohnehin schlecht stehen, ganz egal wie ich es auch anstellen wollte. Meine innere Stimme fauchte angesäuert, musste aber feststellen, dass es tatsächlich der beste Weg war.
    Ich überquerte das riesige Stück Rasen, das vor dem Haus lag und einen ziemlichen Wildwuchs aufwies. Man konnte unschwer erkennen, dass hier alles verlassen war und noch einiges an Arbeit in diesen Besitz gesteckt werden musste, bevor sich reiche und annehmbare Persönlichkeiten die Ehre geben konnten. Als ich die riesige Einganstür – die man eher als Tor bezeichnen konnte – erreichte, schlug mir abrupt ein unverkennbarer Geruch entgegen, noch ehe ich sie einen Spalt breit öffnete. Ein süßlicher, verführerischer Duft, der sich mir entgegen wand und unabwendbar den Vampir in mir lockte. Es war die nackte Angst, die meinen Kiefer fordernd pochen ließ. Es war die Furcht eines Sterblichen, der um sein Leben bangte und ich wusste, dass es der Mensch war, der mir am wichtigsten geworden war. In dieser Sekunde schwor ich mir, Alexander Crane zu töten, für das Leid, das er Lesley zugefügt hatte.
    Von dem Glanz ferner Zeiten war in der weitläufigen Eingangshalle von Amberton Hall nicht mehr viel zu sehen, marode gewordene Böden und Decken machten es der Vorstellungskraft schwer, zu glauben, dass hier einmal adlige und wohlhabende Gäste Einlass gefunden haben mochten.
    „ Wir haben einen neuen Gast!“ Es klang wie ein Zischen und es war dicht hinter mir.
    Ich wirbelte herum und starrte erstaunt in die Augen eines Vampirs.
    „ Überrascht?“, gluckste er.
    „ Alexander Crane nehme ich an“, antwortete ich knapp und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
    Mein Gegenüber kam mit zwei Schritten auf mich zu und mein gesamter Körper versteifte sich augenblicklich. „Mein Ruf eilt mir voraus.“
    Ich ignorierte seine Äußerung. „Wo ist Lesley?“
    „ Du weißt doch sicherlich bereits, dass sie hier ist, oder etwa nicht?“ Seine hellen Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ich will nicht wissen, woher du wusstest, dass du hier suchen musst. Fraglich ist nur, warum du hier bist, du solltest schließlich etwas für mich tun.“ Er verschränkte salopp die Arme vor seiner Brust und dabei sah er aus, als wäre er ein ganz normaler, blonder Junge, der nicht das bekam, was er eigentlich haben wollte.
    Er ist so jung, schoss er mir durch den Kopf. Ich hätte einen etwas älteren und furchteinflößenderen Vampir erwartet, und dennoch war mir natürlich klar, dass er genau das war, auch wenn er überhaupt nicht so wirkte.
    Crane machte hastig einen kleinen Schritt rückwärts und dabei hob er ruckartig seine Hand. „Wow, langsam mein Freund. Das sind sehr viele Gedanken auf einmal.“
    Das hatte ich gewissermaßen vergessen!
    Ich versuchte an nichts mehr zu denken. „Ich habe meinen Teil eingelöst. Die Ältesten gehen davon aus, dass ich der bin, den sie suchen, also bist du erst einmal aus dem Schneider.“
    Alexander legte den Kopf schief und mir entging nicht, dass er mich durchdringend musterte. „Tatsächlich…?“
    Ich nickte ohne etwas zu erwidern.
    „ Du hast dich gut unter Kontrolle, das ist beeindruckend.“ Ohne Vorwarnung schnellte er plötzlich auf mich zu und mir gelang es nur mit Mühe, seiner Attacke auszuweichen. Für eine geschickte Landung reichte es bei mir

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