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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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begangen und meine Familie musste letztendlich dafür sterben.“
    „ Also bist du nicht der, für den ich dich immer gehalten habe…“ Ich musste mich hinsetzen. „Wieso hast du mir das nie erzählt?“
    „ Niemand weiß davon… mein sterbliches Ich ist im Jahre 1189 gestorben und ich habe mir geschworen alles hinter mir zu lassen. Ich bin nicht mehr der, der ich einst war, aber das ist auch gut so. Glaub mir.“ Er schien meinen fassungslosen Gesichtsausdruck zu deuten. „Ich weiß, dass du Fragen hast und ich werde sie dir beantworten, wenn du willst, doch nicht heute. Nicht jetzt.“ Zögernd berührte er meine Schulter. „Nicholas, ich habe meinen Sohn verloren“, er schluckte. „Ich habe die Liebe meines Lebens verloren“, er stockte, ehe er weiter sprach, „und das gleich zweimal, weil ich nicht imstande war sie zu retten.“
    Ich schüttelte den Kopf, aber bevor ich etwas erwidern konnte, kam er mir zuvor. „Deswegen ist es wichtig, dass du keine Zeit mehr verlierst!“
    Lesley! Mein Gott, wie konnte ich sie auch nur einen Moment lang vergessen? „Wie lange war ich in diesem `Zustand´?“
    „ Eine Weile…“ Vincent stand wieder auf und reichte mir die Hand. „Hol deinen Engel zurück.“
    Ich sog ein letztes Mal Luft in meine Lungen und im nächsten Augenblick ergriff ich seine Hand. „Das werde ich.“
    Er nickte und zückte dabei sein Mobiltelefon. Rasend schnell tippte er eine Nummer ins Display und es dauerte nur wenige Sekunden, ehe jemand das Gespräch entgegen nahm. „Michael? Ja. Hören Sie, ich schicke meinen Freund Nicholas De Winter zu Ihnen, fahren Sie ihn zum Flugplatz und bringen Sie ihn an sein Ziel, wo immer es auch liegen mag. Ganz recht. Ich zähle auf Sie.“ Ohne weitere höfliche Floskeln zu verschwenden, beendete Vincent das Telefonat und steckte das Handy wieder zurück in die Innentasche seines edlen Jacketts.
    „ Michael?“, fragte ich überrascht. „Dein Pilot?“
    „ Genau“, antwortete er. „Ich weiß, dass du schnell bist, aber wir wollen doch kein Aufsehen erregen, nicht wahr?“
    Ich musste kurz schmunzeln. „Nein, du hast Recht.“ Wir brauchten das Schicksal schließlich nicht herausfordern.
    Vincent wies mir den Weg und ich ging durch den schmalen Flur, um zum Aufzug zukommen.
    Michael wartete bereits in der Eingangshalle auf mich, wie praktisch es sein konnte, für jede Situation den passenden Verbündeten zu haben. „Sir?“ Er nickte mir zu.
    „ Sie wissen doch, nennen sie mich einfach nur Nicholas.“ Ich reichte ihm meine Hand und er nahm sie dankend an.
    Wir gingen hinaus, bogen allerdings sofort wieder um die Ecke, um zum hinteren Teil der Villa zukommen. Von Vorne konnte man die riesige Garage überhaupt nicht sehen, die fünf noble Karossen beherbergte. Mittlerweile war ich Vincents Luxus bereits gewohnt und ich schätzte mal, dass es ihm die anderen Ältesten gleich taten. Als ich mich in einen überteuerten Bentley setzte, vermisste ich zum ersten Mal mein eigenes Auto, vor allem weil er vermutlich nur ein Zehntel von dem gekostet hatte, was der Bentley wert war.
    Michael fuhr im zügigen Tempo Richtung Flugplatz, aber langsam wurde mir klar, dass ich erst einmal einen groben Anhaltspunkt benötigte, um zu wissen, wo Liz sein konnte. War sie wieder in England oder noch in Amsterdam?
    Nun, Letzteres war eher unwahrscheinlich, denn Crane hatte schließlich noch einen Plan, den er in sicherlich nicht in den Niederlanden ausführen konnte. Also England… ich versuchte mich zu konzentrieren, auf irgendetwas zu fokussieren, in der vagen Hoffnung ein Zeichen zu bekommen und sei es auch nur der Hauch eines Anhaltspunktes.
    In meinem Kopf herrschte absolute Stille. Ich wusste zwar, dass Lesley noch am Leben war, aber das war auch schon alles. Frustriert kramte ich nach meinem Telefon, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass ich einfach anrufen konnte und man mir sagen würde, wo ich meinen Engel finden würde. Ich hatte den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gebracht, da vibrierte mein Mobiltelefon plötzlich. Am liebsten hätte ich aufgeschrien, doch als ich die Nummer sah, verflog der winzige Hoffnungsschimmer sofort wieder.
    „ Vincent“, meldete ich mich mutlos.
    „ Sie sind in Cambridge“, begann er hastig. „Rebecca hat sich gemeldet!“
    Rebecca? „Sie lebt?“ Vielleicht doch ein Lichtblick.
    „ Ich bin mir nicht sicher…“, sein Tonfall klang irgendwie merkwürdig, aber das mochte auch an der ganzen unwirklichen

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