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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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Lesley irgendwann in der Nacht wieder nach oben ins Bett gebracht. Nun schlummerte sie in meinen Armen, während ich ihrer gleichmäßigen Atmung lauschte. Obwohl ich nicht schlafen konnte, hatte ich meine Augen geschlossen. Es war irgendwie eine Art Ruhephase und diese Entspannung tat mir unwahrscheinlich gut. Sie sollte aber nur von kurzer Dauer sein.
    Wir waren in der absoluten Abgeschiedenheit, mitten in der kaum berührten Natur und dennoch spürte ich plötzlich die Präsenz einer anderen Person. Es war ein Vampir und er näherte sich unserer Hütte. Ich wusste nicht wen oder was ich hier zu erwarten hatte. Eine sofortige Alarmbereitschaft war also nur natürlich. Immerhin lag ich mit einem Menschen im Bett. Es könnte sein, dass mein Artgenosse auf der Jagd war.
    Ich löste mich vorsichtig von Liz, ohne sie dabei aufzuwecken. Ich schnappte mir mein Hemd und im nächsten Moment war ich auch schon aus dem Schlafzimmer verschwunden. Lautlos sprang ich die Treppe hinunter. Der Geruch des Vampirs war hier unten stärker, er war demnach nur noch wenige Meter vom Haus entfernt. Ich hastete zur Couch im Wohnbereich und griff ebenso eilig nach meiner restlichen Kleidung, die ich in einer Welle der Leidenschaft achtlos auf den Boden geworfen hatte und die noch immer dort lag. In wenigen Sekunden war ich vollständig angezogen. Ich ging zur Tür und ohne zu zögern öffnete ich sie. Funkelnde Augen lauerten in der Dunkelheit vor mir und starrten mich geradewegs an.
    Vincent! Er war es. Mit geschmeidigen Bewegungen und ohne jegliche Aufregung, kam er auf mich zu. Ich trat ins Freie und schloss leise die Tür hinter mir zu.
    „ Mein lieber Junge“, mit einem Lächeln tat er den letzten Schritt und packte mich freundschaftlich bei den Schultern.
    „ Vincent, wie hast du mich gefunden?“ Ich war auf eine merkwürdige Art und Weise froh ihn zu sehen. Allerdings hatte ich ihm nicht verraten, wo ich war. Wenn er uns finden konnte, dann war es sicherlich auch für jemand anderen nicht allzu schwierig.
    „ Du hast wohl vergessen, dass ich dich erschaffen habe?“ Es klang ein wenig missbilligend. „Ich weiß immer wo du bist, oder sagen wir es so, ich kann dich jederzeit ausfindig machen.“
    Ich nickte erleichtert. „Verstehe.“
    „ Nun, das ist ein ziemlich abgelegener Ort, Nicholas. Es hat eine halbe Ewigkeit gedauert, bis wir hier waren.“
    „ Wir?“ Angespannt sah ich mich um. Ich konnte niemand anderen sehen, geschweige denn fühlen.
    „ Keine Sorge, wir sind allein. Ich bin mit meinem Hubschrauber hierher gekommen.“
    „ Hubschrauber?“ Meine Stirn legte sich in Falten.
    „ Du kennst mich. Reise mit Stil oder denkst du etwa, ich schwimme durch die See?“ Vincent grinste. „Das wäre zeitlich vermutlich aufs selbe raus gekommen, aber mein Anzug wäre dann ruiniert!“
    „ Du wirst dich nie ändern, oder?“
    Er schüttelte immer noch grinsend den Kopf, doch er wurde schnell wieder ernst. „Ich wollte niemanden in unnötige Alarmbereitschaft versetzen, daher sind wir nicht in unmittelbarer Umgebung gelandet. Außerdem tat mir der kurze Spaziergang gut. Mein Pilot wartet am anderen Ende der Küste.“
    „ Das sieht dir ähnlich.“
    Er sah zum Haus hinter mir. „Ich kann deine kleine Freundin riechen.“ Er hielt kurz inne. „Warte mal…“ Vincent beugte sich zu mir und schnupperte. „Ihr Duft ist überall an dir.“
    Ich lächelte leicht. „Bevor du dich irgendwelchen Spekulationen hingibst…wir waren heute Nacht zusammen.“
    Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Wie zwei ganz gewöhnliche Sterbliche nehme ich an?“
    Ich nickte.
    „ Dann hast du sie wenigstens nicht verwandelt.“ Dieses Mal war er wohl erleichtert.
    „ Noch nicht“, korrigierte ich ihn.
    Er tat es mit einer Handbewegung ab. „Wie auch immer. Ich bin nicht hier und mich mit dir zu streiten. Dieses Mädchen bedeutet dir sehr viel, das weiß ich inzwischen. Trotz allem ist dir hoffentlich bewusst, dass die Ältesten keine andere Wahl haben, als nach unserem Gesetz zu handeln.“
    „ Ich weiß.“
    „ Dem Rat ist klar, dass Lesley mehr weiß, als sie sollte, daher bleibt uns keine andere Möglichkeit.“ Es klang fast wie eine Entschuldigung. „Sie wissen jedoch nicht, dass ich hier bin und ich habe dafür keine Ahnung, wann sie jemanden schicken. Wohl wissend, dass ich dich warnen würde, haben sie mich ausgeschlossen. Klug von ihnen.“ Er grinste.
    „ Warum bist du also hier?“
    „ Nun, abgesehen davon,

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