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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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dass du dein Handy seit unserer letzten Begegnung ausgeschaltet hast und ich dich gar nicht anders kontaktieren konnte…“, er verzog seinen Mund. „Es dürfte dich sicherlich interessieren, dass sie einen Vampir schicken werden, den du recht gut kennst.“
    „ Peter“, schlussfolgerte ich.
    „ So ist es.“
    „ Woher weißt du, dass er es ist?“
    „ Er ist mein Blut, genau wie du. So ehrenhaft wie er vielleicht sein mag, diese Information hat er mir dennoch gegeben.“ Er zuckte spielerisch mit den Schultern. „Wenn auch unwissentlich…ich habe es nämlich vorausgesehen.“
    Ich seufzte. „Was ist seine Aufgabe?“ Als ob ich die Antwort nicht kennen würde.
    „ In Anbetracht deiner bisherigen Dienste, werden die Ältesten gnädig sein und sie nicht töten lassen.“
    Bei dem Gedanken ballte ich meine Hände zu Fäusten. „Er wird sie niemals anrühren“, knurrte ich.
    „ Nicholas, wenn du sie verwandelst, dann werden sie deine Freundin vernichten müssen.“
    Ich seufzte. „Sie hat keine andere Wahl. Sie wird sonst sterben…“
    „ Krebs, ja ich weiß.“ Er rollte mit seinen Augen. „Wenn sie ein Vampir ist, dann stehst auch du nicht mehr länger unter meinem Schutz! Nicholas, du musst dir darüber im Klaren sein, dass du nicht nur sie damit zum sofortigen Tode verurteilst, sondern auch dich selbst! Unsere Regeln gibt es aus gutem Grund.“
    Ich starrte zu Boden. Als ob ich das nicht wüsste.
    „ Verlass sie. Besser sie führt ein Leben, auch wenn es nur noch Monate dauern mag, als das sie hingerichtet wird.“
    „ Sie liebt mich“, flüsterte ich.
    „ Was spielt das für eine Rolle. Sie hätte keine Erinnerung mehr an dich. Verschwinde aus ihrem Leben.“
    „ Durch mich hat sie eine Chance bekommen, die Krankheit zu besiegen. Ich habe all ihre Hoffnung geweckt. Sie jetzt einfach im Stich zu lassen…“, ich fuhr mir kopfschüttelnd durchs Haar. „Wie könnte ich ihr das antun?“
    Vincents Blick verdüsterte sich. „Es wäre so, wie es hätte sein sollen. Du wurdest vor ihrer Zeit geboren, Nicholas. Ihr wärt euch niemals begegnet. Du gehörst nicht in ihr Leben. Du existierst überhaupt nicht in ihrem Leben!“
    Ich sah ihn finster an. „Das ist nicht wahr! Ich bin hier, und das habe ich dir zu verdanken. Es war Schicksal, Vincent. Ganz gleich, was du auch sagen wirst. Ich werde meine Entscheidung nicht zurückziehen. Es ist ihr Wunsch und meiner noch dazu.“
    Er seufzte. „Dann entscheidest du dich für ein Leben auf der Flucht. Peter wird euch bald aufspüren und seinen Befehl ausführen. Er wird ihr Gedächtnis löschen oder sie ausradieren. Das hängt davon ab, ob sie bereits verwandelt wurde oder nicht.“
    „ Nicht, wenn ich es verhindern kann“, zischte ich entschlossen.
    „ Was willst du machen? Alle vernichten, die sich euch in den Weg stellen? Dann wirst du ebenso zu einem Abtrünnigen, Nicholas. Tu das nicht!“ Es klang tatsächlich wie eine Bitte, fast schon wie ein Flehen. Der Vater hatte Angst um seinen Sohn.
    „ Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben…“ Ich sah ihn verzweifelt an.
    „ Die gibt es nicht. Es sei denn, einer der Ältesten würde sie verwandeln, aber das wird nicht passieren und das weißt du. Ich selbst habe zurzeit nicht die Möglichkeit. Eine auserwählte Person pro Jahrhundert, so sind die Regeln. Andernfalls könnte ich oder einer der anderen eine ganze Armee erschaffen. Stell dir das mal vor, es wäre viel zu gefährlich. Und wieder sind wir beim Thema. Unsere Gesetze gibt es aus einem guten Grund! Es ist wie es ist. Tut mir leid…“
    „ Dann werde ich wohl den Rat vernichten müssen“, entgegnete ich tonlos.
    Er verzog das Gesicht. „Ausgezeichnet, dann fang direkt bei mir an.“
    „ Ich liebe sie, Vincent. Ich habe mir niemals zuvor gewünscht wieder ein Mensch zu sein, aber wenn ich dadurch mit ihr – und sei es auch nur für wenige Wochen – ungestört zusammen sein könnte. Ich würde sofort mein Leben oder meine Unsterblichkeit dafür hergeben!“
    Vincent seufzte erneut. Es war schon fast ein Grollen, es kam tief aus seiner Brust. „Mein Junge…es ist nicht so, als wenn ich dich nicht verstehen würde.“ Er ging langsam zum Haus hinüber und setzte sich auf die unterste Stufe der kleinen Holztreppe. Wehmütig sah er mich an. „Es ist schon mehr als eine Ewigkeit her, als ich einer jungen Frau begegnet bin, der ich mein Herz schenkte. Vivian Marie Grave.“ Seine dunklen Augen begannen zu leuchten. Ich setzte mich zu

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