Abtruennig
brüllte, als er nach hinten kippte.
„ Gib auf, Peter. Das ist deine allerletzte Chance!“
„ Pah“, spukte er giftig. Er war anscheinend verletzt, aber aufhalten würde ihn das noch lange nicht. Erneut erhob sich seine imposante Statur und er setzte sogleich zum Gegenschlag an. Im trüben Licht einer letzten funktionierenden Neonröhre sah ich plötzlich etwas aufblitzen. Die scharfe Schneide seines Kodachi sauste auf mich zu, ehe ich reagieren konnte. Die Klinge ging durch meine Jacke und traf auf meine Haut.
Verdammt, wo hatte er das Schwert die ganze Zeit über versteckt? Daran hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht. Ich unterdrückte einen Schmerzensschrei und biss mir auf die Unterlippe, bis das Gefühl ein wenig nachließ. Aber die Legierung des Schwertes fraß sich langsam vorwärts. Der Geruch meines Blutes erfüllte in Sekundenbruchteilen den Raum. Zum Glück war die Wunde nicht tief. Ich konnte es hinaus zögern oder sogar stoppen, aber dafür benötigte ich Blut.
„ Ups, da habe ich wohl getroffen?“ Seine Stimme wurde in die Höhe gezogen.
„ Leider nur meine Schulter. Du hattest es doch sicherlich etwas höher ansetzen wollen, oder etwa nicht?“, fragte ich sarkastisch zurück.
„ Du meinst deinen Kopf?“ Überhastet ließ er das Schwert noch einmal durch die Luft fliegen. Jetzt war ich allerdings darauf vorbereitet. Mit einer gekonnten Bewegung wehrte ich seine Attacke ab und schlug ihm mit meinem anderen Arm sofort die Waffe aus der Hand. Ich konnte hören, wie sein Handgelenk brach. Peter fluchte.
Ich packte seine Kehle und knallte ihn so fest gegen das brüchige Mauerwerk, dass ich dachte, die Halle würde komplett über uns einstürzen.
„ Deine Stärke nützt dir nichts“, krächzte er. Seine Füße baumelten hilflos in der Luft.
Dann geschah etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte.
Peter lachte.
Wütend und irritiert zugleich schrie ich ihn an. „Was ist so witzig?“
„ Ich gratuliere, du hast mich erwischt. Es wird aber dennoch nichts daran ändern, dass deine kleine Vampirbraut längst tot ist!“
„ Was redest du da? Sie ist in Sicherheit!“
„ Bist du dir da so sicher? Wer ist denn ihr Beschützer…?“
„ Was meinst du damit?“ Mein Griff wurde fester.
„ Du hast sie allein gelassen, du Narr. Sie ist in den Händen eines Ältesten, mein alter Freund. Eines Ältesten, der um seinen Ruf bangt. Der dich liebt, wie einen Sohn zugegeben, aber er wird deinen Hass in Kauf nehmen, wenn er dir nimmt, was du so sehr liebst. Denn dadurch schützt er nicht nur dich, sondern auch sich selbst und unsere ganze Art.“
„ Du lügst!“ Meine Wut ließ mich härter zudrücken und ich ignorierte sein Röcheln.
„ Nein, es war so geplant. Vincent hat dich letzte Nacht besucht, nicht wahr? Er wusste, dass du ihm vertrauen würdest.“
Kälte breitete sich in meinem Inneren aus. „Er hat es vorausgesehen“, schlussfolgerte ich.
Peter versuchte zu nicken. „Du warst immer nah dran, Nicholas, aber diese ganze Sache war größer, als wir jemals gedacht hatten.“
„ Das kann nicht sein.“ Ich versuchte mir selbst gut zuzureden. Diese ganze Situation wäre doch verrückt.
„ Er ist der Drahtzieher, verstehst du nicht? Er will mehr Macht. Du hattest Recht, ein Ältester hielt von Anfang an die Fäden in der Hand. Das Rugbyspiel in Oxford wird erst der Anfang seines Komplotts. Die Ewigkeit hat ihn verändert, mein Freund. Er ist nicht mehr der, den du einmal kanntest.“ Die Worte kamen mühsam hervor. „Wenn du mich tötest, wird Lesley sterben.“
Ich war dabei seinen Kehlkopf zu zerquetschen. „Was änderst du daran…?“, wollte ich wissen. „Wenn es wahr ist, wird er Liz ohnehin vernichten, mit oder ohne Peter Doutéy. Aber das werde ich zu verhindern wissen.“
„ Deine Macht ist groß, Nicholas. Ich habe nie daran gezweifelt, aber sie wird nicht ausreichen!“
„ Du hast ja keine Ahnung...“ Ich konnte nicht vermeiden, dass meine Stimme so unmenschlich klang. Jetzt war ich wieder der Jäger und er meine Beute. Ich riss seinen Kopf zur Seite und legte seinen Hals frei. Ohne eine weitere Sekunde zu zögern, bohrten sich meine Zähne in das kalte Fleisch des Vampirs.
Ich nahm seine Energie in mich auf, aber mit jedem Tropfen sah ich Dinge vor meinem inneren Auge. Bilder, die ich lieber sofort wieder verbannen wollte. Endlose Erinnerungsfetzen und unzählige Empfindungen, von so vielen Menschenleben, die ihm und unserer Art zum Opfer gefallen waren.
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