Abzocke im Online-Chat
nickten.
»Seht ihr«, sagte Silvi. »Und
was ist, wenn die Freunde von der Specktonne schon am Haupteingang auf uns
warten? Oder die Bullen gerufen haben? Wir hätten ihre Handys kassieren
sollen.«
»Dann nehmen wir halt nicht den
Hauptausgang«, schlug Dick vor.
Sie drehten nach links.
Klößchen hoffte, dass der Albtraum bald ein Ende haben würde. Immerhin blutete
die kleine Ritzwunde nicht mehr. Er spürte nur noch ein leichtes Brennen. Das
war auszuhalten.
Aber dieser Silvi traute er zu,
noch einmal und diesmal fester zuzustechen. Er fürchtete um sein Leben!
Andererseits vertraute er seinen Freunden. Bestimmt würde ihnen einfallen, wie
sie ihm aus der Patsche helfen könnten.
Aber da war er auf dem Holzweg.
Sie hatten absolut keinen Plan. Als das Erpresser-Trio und Klößchen nur noch
winzige dunkle Punkte in der Ferne waren, holten sie die Räder aus dem Versteck
und nahmen die Verfolgung auf. Sie schoben die Räder über den Rasen und achteten
dabei auf genügend Abstand. Ob Silvi ihr Wort halten und Klößchen freilassen
würde?
Dick und Doof und Silvi
steuerten mit ihrem Freund auf das große Tor zu. Aber auf einmal bogen sie nach
links ab.
»Wo wollen die denn hin?«,
fragte Gaby.
»Wenn ich mich recht erinnere,
ist dort gleich die kleine Pforte. Da geht es zur Seestraße«, sagte Karl.
»Wir kürzen ab!«, schlug Tim
vor. »Ab über die Mauer. Dann sind wir vor ihnen auf der Seestraße.«
»Wenn... wenn ihr mich nicht
mehr braucht...«, fing Patrick Schneider an. »Also, es wäre besser, wenn ich...
wenn ich jetzt den Abflug machen könnte.«
Gaby guckte ihn entgeistert an.
»Ich fasse es nicht! Nur um dir zu helfen, veranstalten wir die ganze Aktion.
Klößchen haben sie mit einem Messer verletzt und als Geisel genommen. Und du
willst dich jetzt aus dem Staub machen. Na, bravo!«
»Sorry«, nuschelte Patrick.
»Aber mein Vater... wenn der was merkt. Ich hoffe, er hat noch nichts gemerkt.«
Ohne eine Entgegnung abzuwarten, schwang er sich auf sein Rad und trat in die
Pedale wie ein gedopter Radprofi.
»Mistkerl«, zischte Gaby. »Und
für den schlagen wir uns die Nacht um die Ohren.« Sie gähnte theatralisch.
»Ach, komm«, sagte Karl. »Jetzt
geht es um Klößchen. Sonst nichts. Wir dürfen ihn nicht hängen lassen.«
»Logisch!«, sagte Tim. »Ab über
die Mauer?«
Karl ballte beide Fäuste und
nickte heftig. Sie radelten bis zur Mauer und legten die Mountainbikes neben
dem Weg ins Gras.
»Du zuerst«, sagte Tim und
guckte dabei Gaby an.
Er half ihr mit der
Räuberleiter. Den Rest schaffte sie alleine. Der Bürgersteig außerhalb des
Luisenparks war höher als die Grünanlage selbst. Gaby brauchte nur etwa einen
Meter zu springen.
Karl tat sich schwer. Immer
wenn er sich an dem Mauersims hochgezogen hatte, rutschte er wieder ab und
knallte auf Tims gefaltete Hände. Erst beim sechsten Versuch schaffte er es,
auf die Seestraße zu klettern.
Nun war Tim an der Reihe. Er
probierte es mit Anlauf und scheiterte. Dreimal ging es schief, dann konnte er
sich auch hochhangeln.
Auf der Straße spähten sie zum
Parkeingang, der knapp zwanzig Meter entfernt war. Es war niemand zu sehen und
zu hören. Die drei Freunde versteckten sich hinter einer großen Plakatwand auf
der anderen Straßenseite.
Jetzt war Silvis hämisches
Lachen zu hören. Dick und Doof stimmten ein.
»Sie kommen«, flüsterte Karl.
Da traten sie auch schon auf
die Straße. Klößchen reckte den Hals. Er hielt Ausschau nach dem Rest vom TKKG.
Hatten sie ihn vergessen? Er hatte fest damit gerechnet, dass sie ihn aus den
Klauen der Verbrecher befreien würden. Und nun diese Pleite! Er sank in sich
zusammen und hätte am liebsten losgeheult. Doch er hielt er die Tränen zurück.
Er musste Geduld haben. Tim hatte gewiss einen Plan.
Aber Tim war nur wütend. In ihm
war so viel Wut auf diese rotzfreche Silvi, auf den dicken Olli Richter und den
doofen Richard Schubert, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Von
einem Plan, der auch nur annähernd diese Bezeichnung verdiente, war er weit
entfernt. Die Wut war ein schlechter Ratgeber. Sie riet ihm, sich blindlings
auf die Entführer zu stürzen und Klößchen zu befreien. Aber zum Glück sagte sie
ihm auch, dass Silvi ein Messer besaß, mit dem sie jederzeit zustechen würde.
Das hatte sie ja bereits bewiesen.
Karl scharrte mit den Füßen wie
ein Rennpferd in der Startbox. Gaby ballte fortwährend die Fäuste.
»Pssst«, zischte Tim.
Auf einmal hielt Dick ein
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