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Abzocke im Online-Chat

Abzocke im Online-Chat

Titel: Abzocke im Online-Chat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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schon öfter benutzt worden war. Ohne
sie wäre Klößchen dazu verdammt gewesen, auf nächtliche Abenteuer zu
verzichten. Es gab nur diesen Weg, nachts aus dem Internat abzuhauen.
    Tim öffnete vorsichtig das
Fenster. Ein paar Zentimeter entfernt sprang die Mauer vor. Eher begann das
Nebenhaus. Wilder Wein rankte sich im Winkel. Hausmeister Mandl hatte feste
Haken in die Wand geschlagen. Tim hängte die Strickleiter an den obersten Haken
und kletterte wieselflink hinunter. Unten hielt er die Leiter straff. Klößchen
kostete die Klettertour immer wieder Überwindung. An manchen Stellen knackten
die Sprossen. Aber es war noch immer gut gegangen. Auch diesmal. Er wischte
sich mit der flachen Hand den Schweiß von der Stirn, als er festen Boden unter
den Füßen hatte.
    »Mist! Wir haben vergessen, die
Räder aus dem Keller zu holen und irgendwo draußen zu verstecken«, sagte
Klößchen. »Jetzt müssen wir laufen.«
    »Na und?«, meinte Tim. »Laufen
ist gesund.«
    Klößchen brummte etwas
Unverständliches. Dann huschten sie an den Gebäuden entlang bis zum Tor und
schlüpften durch die Fußgängerpforte. Aber statt zur Straße zu laufen, schlug
Tim eine andere Richtung ein.
    »Überraschung!« Hinter einem
Gebüsch hatte er ihre Mountainbikes versteckt.
    »Du bist der Größte!«, jubelte
Klößchen.
    »Kannst ja deinen Papa bitten,
dass er mal einen Schokoriegel nach mir benennen soll«, sagte Tim lachend. »Die
Tim-Carsten-Schokorolle oder so...«
    »Gebongt!«
    Feixend radelten sie los. Es
war noch genügend Zeit. Sie konnten es gemütlich angehen.
    »Denk an die vielen Schlaglöcher...«,
wollte Tim seinen Freund gerade warnen, da lag Klößchen auch schon neben dem
Rad.
    Tim war gleich bei ihm. Der
Sturz war glimpflich ausgegangen. Klößchen hatte nur eine kleine Schürfwunde am
linken Knie.
    »Pleiten, Pech und Klößchen«,
sagte Tim.
    »Hahaha, sehr witzig«, brummte
Klößchen. »Zum Glück bin ich gut gepolstert.«
    »Ja, du hast einen
Ganzkörper-Fettberg... äh... Airbag.«
    Klößchen zeigte ihm den
Stinkefinger und probierte dann die Taschenlampe aus, die er zu Ostern
geschenkt bekommen hatte. Sie leuchtete noch. Auch die Lichter der großen Stadt
waren hell erleuchtet. In der Innenstadt war kaum weniger Verkehr als am
Nachmittag. Die Stadt schien nie zu schlafen.
    Karl und Gaby warteten schon
auf ihre Freunde. Sie hatten sich am Haupteingang zum Luisenpark verabredet.
Die Grünanlage war ganz nah bei der City. Teich, Liegewiese und viele Bänke
luden zum Ausruhen ein. Die nördliche Seite des Parks bot zahlreiche
Spielangebote für kleine und große Menschen. Die südöstliche Seite ähnelte
einem Märchenwald. Laub- und Tannenbäume standen dicht beisammen. Der Eingang
zu dem Gehölz wurde von einer dicken Eiche bewacht. Sie trug den Namen
Galgeneiche. In früheren Zeiten wurden dort angeblich Verbrecher aufgehängt.
    »Seid ihr bereit?«, fragte Tim.
    »Bereit«, sagte Karl. »Jetzt
fehlt nur noch Patrick. Ich würde mich nicht wundern, wenn er sich drücken
würde.«
    Kaum hatte er den Satz zu Ende
gesprochen, da klingelte Tims Handy. Es war Patrick Schneider. Angeblich hatte
er sich verfahren, wollte aber in wenigen Minuten beim Luisenpark eintreffen.
    Das Team vom TKKG versteckte
unterdessen die Räder in der Grünanlage hinter einem Gebüsch. Klößchen
verteilte Schokolade. Kauend und schweigend überbrückten sie die Zeit. Endlich
radelte Patrick heran. Erst erkannten sie ihn nicht, denn er trug ausnahmsweise
keinen schicken Anzug, sondern eine ausgeleierte Jogginghose, einen dunklen
Rollkragenpulli und Turnschuhe.
    »Entschuldigt die Verspätung.«
Er hüpfte von seinem Mädchenrad. »Aber ich...«
    »Geschenkt«, sagte Tim. »Wenn
wir vor den Erpressern an der Galgeneiche sein wollen, müssen wir uns sputen.«
    Er nahm Patrick das Rad aus den
Händen und brachte es zu den Mountainbikes.
    Sie liefen quer über die Wiese,
denn der knirschende Kies auf dem Weg hätte sie womöglich verraten.
    Bei der Galgeneiche war es
still und niemand zu sehen. Patrick zog einen arg zerknitterten Briefumschlag
aus der Hosentasche hervor. In dem Umschlag steckten 100 Euro in kleinen
Scheinen, also zwanzig 5-Euro-Scheine. So hatten es die Erpresser ausdrücklich
verlangt.

    »Ich soll den Umschlag bei der
Galgeneiche ablegen und dann schnellstens verschwinden«, sagte Patrick.
    »Okay.« Tim schickte Karl und
Klößchen nach rechts hinter einen Busch. Er, Gaby und Patrick postierten sich
auf der anderen

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