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Abzocker

Abzocker

Titel: Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Block
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vergesse ich den Namen des Hotels nicht. Aber ich habe vielleicht ein besseres Gedächtnis als andere Leute. Ich muss mich an die Anweisungen von Mrs. Brassard halten. Ich darf Ihnen keine vertraulichen Informationen geben.«
    Dabei hatte er genau das schon getan.
    Ich tobte noch ein bisschen am Telefon herum, um den Anschein zu wahren. Dann heuchelte ich Verständnis für seine Lage, dankte ihm trotzdem und legte auf. Hoffentlich fiel dem gewissenhaften Geheimniswahrer nicht auf, dass er mir schon zu viel verraten hatte.
    Ich nahm meine Koffer, verließ die Bar, rief ein Taxi heran und warf mein Gepäck in den Kofferraum. Dann stieg ich ein und ließ mich auf den Rücksitz fallen.
     
    Ich habe ihre Adresse in Nevada verloren.
    Es war reines Glück gewesen, dass ich Nevada und nicht Las Vegas gesagt hatte. Mir war es um ihre Adresse, nicht um den Namen der Stadt gegangen, wo sie sich jetzt aufhielt. Auf den Gedanken, dass sie den Brief außerhalb der Stadt aufgegeben haben könnte, war ich gar nicht gekommen. Ich war hinter der Adresse her gewesen, doch die hatte ich nicht bekommen. Und jetzt brauchte ich sie nicht mehr.
    Tahoe. Nicht Las Vegas. Der gute alte Lake Tahoe, an dem ich noch nie gewesen war. Aber ich wusste ein wenig über Tahoe. Der Ort war überschaubar. Dort konnte ich sie leicht finden, ob ich den Namen ihres Hotels nun kannte oder nicht.
    Tahoe.
    Ein weiteres Detail von Monas Plan wurde mir klar. Ich stellte mir Mona Brassard vor, die in einem stinkvornehmen Club in Tahoe würfelte und sich über den armen Trottel zu Tode lachte, der ganz Las Vegas nach ihr absuchte. Es war eine äußerst komische Vorstellung.
    Sie würde überrascht sein, mich zu sehen.
    Es gab keinen direkten Flug nach Lake Tahoe. TWA hatte einen nach Vegas mit einer Zwischenlandung in Kansas City. Damit war ich zufrieden. Ich wollte ohnehin nicht schon in Tahoe ankommen, bevor ich für die Begegnung gewappnet war. Ich hatte noch genug Zeit.
    Der Flug war ziemlich furchtbar. Eigentlich war gutes Wetter, aber der Pilot erwischte jedes einzelne Luftloch zwischen Miami und Kansas City, und davon gab es eine ganze Menge. Bei mir litt nur mein Appetit unter der Fliegerei. Einige Passagiere hatten weitaus größere Probleme, doch die meisten erwischten noch die kleinen Papiertüten, die TWA für diesen Zweck freundlicherweise zur Verfügung stellte. Einer allerdings erwischte aus Versehen den Boden. Man kann nicht sagen, dass es ein langweiliger Flug war.
    Den Umständen entsprechend war ich sehr ruhig. Diese eigenartige Ruhe erfasste mich wieder, wie jedes Mal, wenn ich nach menschlichem Ermessen eigentlich aufgeregt sein sollte. Ein bisschen wurde ich wieder zur Maschine. Ich hatte eine Funktion, einen Zweck. Ich brauchte mir nicht darüber den Kopf zu zerbrechen, wie es weiterging, denn ich wusste genau, was ich zu tun hatte. Ich würde Mona und das Geld kriegen. So einfach war das.
    Warum in aller Welt wollte ich eigentlich die Frau noch und das Geld? Eine gute Frage. Ich wusste es nicht genau, aber auf jeden Fall wollte ich sie, und das war die einzige Frage, auf die es ankam. Also hörte ich auf, mir über die Gründe den Kopf zu zerbrechen.
    Der Pilot überraschte uns alle mit einer glatten Landung in Kansas City. Ich verbrachte die fünfundzwanzig Minuten zwischen der Landung und Weiterflug im Flughafen von Kansas City. Es war ein hübsches neues Gebäude, das nach Farbe und Plastik roch. Ich stellte mich an einen Flipperautomaten. Früher war ich gut beim Flippern gewesen, und dieser Automat war einfach zu bedienen. Ich hatte noch sieben Freispiele offen, als es plötzlich Zeit war, das Flugzeug wieder zu besteigen. Ein Junge hatte mir gelangweilt zugeschaut, und ich sagte ihm, er könne meine Freispiele zu Ende spielen. Er starrte mich vollkommen erstaunt an, als ich ihn bei dem Flipperautomaten stehen ließ.
    Der Rest des Fluges war besser. Sie hatten entweder die Piloten ausgewechselt oder eine nagelneue Atmosphäre ohne Luftlöcher für uns gefunden. Jedenfalls glitten wir weich wie auf Wolken nach Las Vegas. Die Stewardess servierte mir ein gutes Abendessen, und ich ließ mir zwei- oder dreimal Kaffee nachschenken. Ich verspeiste alles mit Genuss, und hatte auch keine Probleme, alles bei mir zu behalten. Vielleicht konnte man sich doch an das Fliegen gewöhnen.
    Ich lachte, weil mir dieser Werbeslogan einfiel. Sie wissen schon: Frühstück in London, Mittagessen in New York, Abendessen in Los Angeles, Gepäck in Buenos

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