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Abzocker

Abzocker

Titel: Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Block
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Familie oder einer Ehe oder kleinen weißen Häusern mit grünen Läden. Sie stellte mir auch keine Fragen.
    Ich sah in ihre hübsches Gesicht, schaute auf ihre Brüste und ihren Körper. Ich dachte, wie gut es doch wäre, sich in sie zu verlieben und sie zu heiraten. Ich wollte, ich könnte es, und wusste genau, dass es unmöglich war.
    I’ve a richer, bitchier maiden …
    Ich wartete, bis sie schlief. Dann glitt ich unter der Decke hervor und zog mich an. Die Schuhe nahm ich in die Hand, weil ich sie nicht wecken wollte.
    Ich blickte auf sie hinab. Eines Tages würde jemand sie heiraten. Ich hoffte, er war gut genug für sie, und sie würden zusammen glücklich werden. Ich hoffte, ihre Kinder würden wie sie aussehen.
    Ich ging mit den Schuhen in der Hand hinaus zurück zu meinem Zimmer.
     
    Nach dem Frühstück am nächsten Morgen checkte ich aus dem Eden Roc aus. Der Mann an der Rezeption bedauerte es, mich gehen zu sehen. Und ob er es nun bedauerte oder nicht, das Lächeln wich nicht aus seinem Gesicht.
    Er überprüfte meine Rechnung. »Sie bekommen eine Rückzahlung, Mr. Marlin. Etwa dreißig Dollar.«
    »Na, lassen Sie mal«, sagte ich. »Ich habe keine Zeit mehr gehabt, etwas für das Zimmermädchen hinzulegen. Behalten Sie einfach das Geld und verteilen Sie es.«
    Er war überrascht und erfreut. Der Großteil der Summe verschwand wahrscheinlich in seinem Geldbeutel. Mir war es egal. Ich brauchte die dreißig Dollar nicht. Es war mir gleichgültig, wer sie bekam.
    Eigenartigerweise war mir im Augenblick fast alles ziemlich gleichgültig.
    In einer Bar telefonierte ich. Es war nicht die Bar, von der aus ich das letzte Mal telefoniert hatte, aber ein ähnlicher Schuppen. Ich hatte ein schwieriges Anliegen. Von der Auskunft von Cheshire Point ließ ich mich mit dem größten Immobilienmakler dort verbinden. Ich erreichte sein Büro und erkundigte mich, ob er 341 Roscommon Drive in seinem Angebot hatte; das war nicht der Fall. Ob er wohl herausfinden könnte, wer es anbot? Das konnte er, und er würde mich auf meine Kosten wieder anrufen. Ich wartete.
    Ich hatte noch nie ein R-Gespräch an einem öffentlichen Telefon entgegengenommen. Das Mädchen von der Vermittlung überzeugte sich zuerst, dass ich am Apparat war, und sagte mir dann, ich solle Geld in den Apparat werfen. Das tat ich.
    »Lou Pierce bietet das Anwesen an«, sagte er. »Pierce und Pierce.« Er gab mir die Telefonnummer, und ich notierte sie.
    »Er verlangt einen ziemlich hohen Preis«, sagte er. »Zu hoch, wenn Sie mich fragen. Ich kann Ihnen ein ähnliches Anwesen in derselben Gegend um mindestens fünftausend Dollar billiger bieten. Und gute Bedingungen. Haben Sie Interesse?«
    Ich sagte ihm, wahrscheinlich nicht, aber wenn doch, würde ich ihn anrufen. Ich bedankte mich, ließ ihn wissen, dass er mir sehr weitergeholfen hatte. Dann legte ich auf, warf noch einmal zehn Cent in den Apparat und ließ mich von der Vermittlung mit Pierce und Pierce verbinden. Fast sofort meldete sich ein Mann namens Lou Pierce.
    »Fred Ziegler hat mich angerufen«, sagte er. »Er sagt, Sie interessieren sich für das Anwesen 341 Roscommon Drive. Glauben Sie mir, etwas Besseres gibt es zurzeit nicht auf dem Markt. Herrliches Haus, wunderschönes Gelände. Ein sehr günstiges Angebot.«
    Beinahe hätte ich gesagt, dass Ziegler da anderer Meinung war, doch ich hielt mich zurück. »Ich kenne das Anwesen«, sagte ich. »Ich möchte es aber nicht kaufen. Ich hätte gerne ein paar Informationen.«
    »Ach?«
    »Über Mrs. Brassard.«
    »Nur zu«, sagte er. Seine Stimme klang jetzt nicht mehr so warm, eher vorsichtig.
    »Ihre Adresse.«
    Ein kurzes Schweigen, bevor er antwortete. »Tut mir leid«, sagte er dann, wobei sein Ton alles andere als bedauernd klang. »Mrs. Brassard hat strikte Anweisung hinterlassen, ihre Adresse vertraulich zu behandeln. Ich kann sie Ihnen nicht geben. Und sonst auch niemandem.«
    Logisch.
    Doch darauf war ich vorbereitet. »Ach«, sagte ich, »das haben Sie falsch verstanden. Sie hat mir selbst geschrieben und mir mitgeteilt, wo sie wohnt. Aber ich habe ihre Adresse in Nevada verloren.«
    Er wartete darauf, dass ich mehr sagte. Ich ließ ihn warten.
    »Sie hat Ihnen also geschrieben, wie? Ihnen mitgeteilt, wo sie wohnt, aber Sie haben den Brief verloren?«
    »So ist es.«
    »Nun«, sagte er, »nun, ich will nicht sagen, dass ich Ihnen nicht glaube. Wenn mir allerdings jemand schreibt, dass er in einem Hotel in Tahoe abgestiegen ist, dann

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