Abzocker
Aires. Genau der.
Aber bei diesem Flug klappte wirklich alles. Mein Gepäck und ich trafen zusammen in Las Vegas ein, genau rechtzeitig, sodass wir uns noch den Sonnenuntergang anschauen konnten. Dann taten wir uns zusammen, mein Gepäck und ich, und nahmen ein Taxi zum Dunes. Ich hatte telefonisch ein Zimmer reserviert, und es war bereit für mich. In Vegas wird geklotzt, nicht gekleckert. Der Luxus ist unglaublich und die Preise moderat. Das große Geld wird mit dem Glücksspiel gemacht.
Ich duschte heiß, trocknete mich ab, zog mich an und packte die Koffer aus. Ich ging nach unten und sah mich im Kasino um. Es herrschte ziemlicher Betrieb. In keiner Stadt der Welt findet man so viele gelangweilte Menschen wie in Las Vegas. Verbitterte junge Frauen, die auf ihre Scheidung warten, Mafiosi auf Urlaub, die sich nicht richtig entspannen können, und andere nette Leute dieser Art.
Am Roulettetisch kam sechsmal hintereinander Rot. Ein Mann mit vorstehenden Zähnen hatte einen Fünfundzwanzig-Dollar-Chip auf den Tisch gelegt, gewann siebenmal und räumte alles ab mit Ausnahme des ursprünglichen Chips, dann verschwand er. Eine beleibte Matrone mit einem Silberfuchs um die Schultern knackte einen Spielautomaten, wechselte sämtliche Fünfcentstücke in halbe Dollarmünzen um und verfüttere sie eine nach der anderen wieder in die Maschine.
Vegas.
Ich beobachtete, wie die Menschen gewannen und verloren. Alles ging hier ehrlich zu. Nirgends wurde getrickst. Das Haus strich seinen eigenen kleinen Anteil an allen Spielen ein und wurde reich dabei. Geld aus Alkoholschmuggel, Waffenschieberei, Rauschgifthandel und Prostitution wurde vollkommen legal in diese blühende Stadt investiert, einem Monument der menschlichen Dummheit. Es war die Goldgrube in dem Staat mit der geringsten Bevölkerungsdichte und den einfältigsten Landbewohnern.
Vegas.
Ich sah ihnen drei Stunden lang zu. Im Laufe dieser drei Stunden trank ich ein halbes Dutzend Drinks, und ich spürte keinen von ihnen. Dann ging ich auf mein Zimmer und legte mich schlafen.
Für mich war es ein billiger Abend gewesen. Ich hatte keinen einzigen Penny riskiert. Ich bin kein Spieler.
12
Am Morgen ist Las Vegas eine sehr seltsame Stadt. Das Leben spielt sich hier ausschließlich nachts ab, aber in Vegas ist es auch tagsüber wie bei Nacht. Die Spielkasinos schließen nie. Neben jeder Registrierkasse in der Stadt sind Spielautomaten installiert. Einen ruhigen Ort fürs Frühstück zu finden, war nicht einfach. Ich saß in einem Café, trank meinen ersten Kaffee und rauchte meine erste Zigarette. Ein paar Meter entfernt verspielte eine Frau, die meine Großmutter hätte sein können, ihr Kleingeld in einen verchromten Spielautomaten. Es störte mich. Wer sich vor Mittag dem Glücksspiel hingab, konnte gleich die eigene Schwester am Sonntagmorgen auf der vordersten Kirchenbank flachlegen, für mich war das so ziemlich dasselbe. Sie können mich einen Puritaner nennen – jedenfalls sehe ich das so.
Ich trank den Kaffee aus, drückte die Zigarette in den Aschenbecher und verließ das Hotel. Die Greyhound-Station war ganz in der Nähe. Ein Angestellter mit fliehendem Kinn informierte mich, dass alle zwei Stunden, immer zur halben Stunde, ein Bus nach Tahoe aufbrach. Ganz ohne Papier und Bleistift rechnete ich mir aus, dass einer um 3:30 Uhr fuhr; den wollte ich nehmen.
Doch zuerst hatte ich etwas zu tun.
Ich musste einen gewissen Mann finden; also suchte ich nach ihm. Leicht war es nicht, ihn zu finden, aber am Ende entdeckte ich ihn.
Ich suchte einen gewissen Mann, den ich nicht kannte. Ich trieb mich in den Vierteln von Las Vegas herum, die Touristen niemals sehen – in den heruntergekommenen Gegenden, den versteckten Stadtteilen, den Vierteln, in denen in den Neonreklamen öfter mal Buchstaben fehlen und weitaus gefährlicheren Lastern als dem legalisierten Glücksspiel gefrönt wurde.
Es dauerte drei Stunden. Drei Stunden wanderte ich herum und bemühte mich aufrichtig, meine Umgebung durch andere Augen zu sehen. Und nach drei Stunden fand ich ihn. Teufel, er versteckte sich ja auch nicht. Es war sein Job, sich finden zu lassen. Männer wie ihn findet man überall, in jeder Stadt im ganzen Land. Sie warten, bis man zu ihnen kommt. Warten immer.
Es war ein großer Mann. Als ich ihn fand, saß er auf einem Stuhl in einem kleinen, dunklen Café auf der Nordseite der Stadt. Seine Schultern waren vorn übergebeugt, und die Krawatte lag ihm locker um den Hals. Er
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