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Abzocker

Abzocker

Titel: Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Block
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damit er sie so lange wie möglich an den Spieltischen hielt. Sie konnte es nicht wissen, doch wahrscheinlich wäre es ihr gleichgültig gewesen. Geld hatte für sie nur dann eine Bedeutung, wenn sie nicht bekam, wofür sie bezahlte.
    Ich versuchte den Gigolo zu hassen, konnte es aber nicht. Er konnte mich nicht verletzen. Außerdem wusste ich nur deshalb so viel über die Art, wie er sein Geld verdiente, weil ich das gleiche Spiel von Zeit zu Zeit selbst betrieben hatte. Es ist schwierig, jemanden zu verachten, dem man so ähnlich war.
    Jetzt hielt sie die Würfel in der Hand. Aber sie passte nicht ganz zum Stereotyp der Frau, die sich einen Mann aushält. Normalerweise will eine solche Frau sich auf Teufel komm raus amüsieren. Sie lächelt ständig, gestikuliert heftig, und ihr Lachen klang brüchig. Und darunter eine profunde Unsicherheit. Man erkennt es daran, wie sie den Ellbogen ihres Gespielen zu fest umklammert, daran, dass sie über Dinge lacht, die nicht witzig sind, an dem generellen Eindruck, als wäre sie eine mittelmäßige Schauspielerin bei einem sehr wichtigen Vorsprechen. Doch wem spielt sie diese Rolle vor? Der Welt? Oder sich selbst?
    Doch Mona war nicht so. Es war kaum zu begreifen, aber sie schien sich entsetzlich zu langweilen. Der Bursche an ihrer Seite war ein Traum von einem Mann, und sie schien ihn kaum wahrzunehmen. Das Würfelspiel hatte ein Tempo, wie es nur selten der Fall ist, und es langweilte sie zu Tode. Sie warf die Würfel von sich, nicht als hasste sie sie, sondern als wollte sie die Dinger loswerden.
    Ich konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Immer wieder musterte ich ihr Gesicht und versuchte diese Schönheit, ja, diese Unschuld mit der Person in Verbindung zu bringen, die mich hintergangen hatte. Ich sah sie an, starrte sie an und versuchte wieder, aus all den Teilen dieses Rätsels schlau zu werden und zu begreifen, wie das alles geschehen konnte. Ich stellte mir vor, wie es wäre, mit ihr zusammenzuleben. Und dann stellte ich mir vor, wie es wäre, ohne sie zu leben. Mir wurde klar, dass ich weder das eine noch das andere tun konnte.
    Monas Anblick erinnerte mich an das andere Mädchen, das Mädchen aus dem Eden Roc. Ich hatte ihren Namen vergessen, aber ich erinnerte mich, dass sie in der Bronx wohnte, bei einer Versicherungsgesellschaft arbeitete und sich im Urlaub amüsieren wollte. Ich erinnerte mich daran, wie wir einander geliebt hatten, und wie sie aussah, als sie eingeschlafen war. Damals hatte ich gedacht, wie gut es wäre, sich in sie zu verlieben, sie zu heiraten und das ganze Leben mit ihr zu teilen.
    Aber ich hatte mehr als ihren Namen vergessen. Ich wollte mir ihr Gesicht vergegenwärtigen, doch es gelang mir nicht. Ich versuchte, mich an ihre Stimme zu erinnern, aber ich wusste nicht, wie ihre Worte geklungen hatten. In meiner Vorstellung war nur ein abstraktes Bild geblieben, das aus den Eigenschaften des Mädchens bestand. Sie hatte viele Vorzüge gehabt. Mona hatte fast keine davon, nur ihre Schönheit.
    Und doch blieb alles, was Mona betraf, unwiderruflich in meinem Gedächtnis haften.
    Ich fand einen Spielautomaten, der Fünfcentstücke annahm, und warf einen hinein. Ich zog sehr langsam an dem Hebel und beobachtete die sich drehenden Scheiben. Bei einer Glocke, einer Kirsche und einer Zitrone kamen sie zum Stillstand. Die Fünfcentautomaten machten viel mehr Spaß als die Automaten, in die man einen Dollar hineinwerfen musste. Ich konnte nichts gewinnen, aber auch nichts verlieren. Hier verschwendete ich nichts als meine Zeit, und ich konnte zusehen, wie sich die Scheiben drehten.
    Wieder versuchte ich es. Diesmal hatte ich Glück, und als der Rotator stoppte, waren die gleichen Bilder auf den drei Scheiben. Zwölf Fünfcentstücke purzelten in den Ausgabeschlitz.
    Ich konnte nicht mit ihr leben, und ich konnte nicht ohne sie leben. Ein interessantes Problem. Ich hatte mir früher vorgestellt, wie es sein würde, Mona zur Frau zu haben. Ich wusste inzwischen, wie ihr Verstand arbeitete. Keith war tot, nicht weil sie ihn gehasst hatte, oder weil sie mich gewollt hatte, sondern weil sie ihn nicht mehr brauchte. Er war überflüssig geworden, und deshalb hatte sie ihn sich vom Hals geschafft. Wenn ich seine Stelle einnahm, würde es nicht viel anders laufen. Nicht dass sie mich töten würde, aber sie würde mich verlassen oder alles dafür tun, dass ich sie verließ. Es konnte nicht funktionieren mit uns beiden.
    Und ich wusste verdammt gut, was

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