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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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begonnen. Sprotte betrachtete ihn als persönlichen Rachefeldzug, zumal Dovian die Führung mehr und mehr aus der Hand gab. Die meiste Zeit über flüsterte er mit dem alten acacischen Soldaten, beide voller Wichtigkeit, die Sprotte nach besten Kräften ignorierte.
    Während er auf eins der Kriegsschiffe zuschwamm, musste Sprotte sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass sein Angriff einer tödlichen Logik folgte. Er war nicht hier, um diesen Berg von einem Schiff zu zerstören, der vor ihm aus dem Wasser aufragte. Es gab mehrere Arten, dem Gegner zu schaden. Und es schien naheliegend – eigentlich die einzige Möglichkeit -, derart überlegener Stärke mit dem Unerwarteten zu begegnen.
    Das Kriegsschiff hatte vier Anker ausgebracht; vier baumdicke Taue führten in die Tiefe. An einem dieser Taue, in der Nähe des Hecks, sammelten sich die Seeräuber. Sie traten Wasser, ließen sich von der Dünung tragen und saugten mit offenem Mund Luft ein, zwischen den Atemzügen spuckten sie Wasser aus. Obwohl er es kaum erwarten konnte, das Tau zu packen, wusste Sprotte, dass er den richtigen Zeitpunkt abpassen musste. Jede vorbeilaufende Woge hob sie hoch und schob sie an eine andere Stelle. Es dauerte eine Weile, bis er in der richtigen Position war. Schließlich war er der Dritte, dessen Bauch von einem Wellenrücken gegen das raue Tau gedrückt wurde. Er schlang die Arme darum, klemmte die Knöchel dagegen und spürte, wie die Haken sich in die Fasern bohrten. Es kostete Kraft, sie wieder herauszuziehen, doch er packte ein Stück höher erneut zu, immer einen Arm und ein Bein nach dem anderen, und hakte sich abermals ein. Auf diese Weise löste er sich langsam aus den Wellen. Bald fand er Rhythmus und Leichtigkeit in den Bewegungen, trotzdem ging es für ihn und die anderen langsam voran, sie waren wie Ameisen, die zu einem Festschmaus auf einem Tisch hoch über ihnen emporkrochen.
    Als er eine Stunde später triefnass, keuchend und erschöpft an Deck stand, Arme und Beine ausgelaugt, gerötet und aufgeschürft, wandte Sprotte sich um und half den anderen über die Reling. Im Flüsterton ermahnte er sie, leise und vorsichtig zu sein. Als alle an Bord waren, streiften sie die Fischhakenbänder von Hand- und Fußgelenken und schleuderten sie ins Meer. Mit den Händen rieben sie sich die Nässe vom Körper. Ein warmer Wind liebkoste das Schiff vom Bug bis zum Heck und half, ihre nackte Haut zu trocknen. Dies dauerte ein paar Minuten, doch Sprotte zeigte mit jeder Bewegung an, dass sie keine Eile hätten. Alles zu seiner Zeit, jeder Schritt musste mit der richtigen Geschwindigkeit ausgeführt werden.
    Als der Moment gekommen war, gab er ihnen kein Zeichen. Stattdessen trat er einfach vor, seine Füße huschten flink und umsichtig über das glatte Deck. Die anderen folgten ihm. Sie kamen nicht weit, ehe sie wieder anhalten und sich im Schatten einer Kajüte zusammendrängen mussten. In Körben am Mast saßen Soldaten, dreimal je zwei Mann. Die Piraten konnten sich nicht weiter nähern, ohne bemerkt zu werden. Sprotte drehte sich zu den anderen um. Sie waren ernst, ihre Blicke waren fest auf sein Gesicht gerichtet und warteten auf Anweisungen. Er lächelte, zuckte die Achseln und bedeutete ihnen mit den Augen, dass es schon eine ordentliche Leistung darstellte, so weit gekommen zu sein. Sie waren unbemerkt an Deck eines Schlachtschiffs der Gilde gelangt und streiften ungehindert und splitternackt in der nächtlichen Dunkelheit umher. Dass er dies alles ohne Worte auszudrücken verstand, war eine seiner besonderen Gaben. Die anderen grinsten, und Sprotte wusste, dass sie bereit waren.
    Mit aufgelegten Pfeilen und gespannten Sehnen traten sie aus der Deckung. Eine der Wachen bemerkte sie sogleich, doch ehe er rufen konnte, bohrte sich ein Dreieck aus Metall an der Spitze eines Holzschafts in sein Auge und in den Schädel. Die Wucht des Treffers war so groß, dass der Schädelknochen zertrümmert wurde, etwas, woran Sprotte sich später erinnern würde. Er war nur das erste Opfer. Binnen Sekunden wurde eine Pfeilsalve abgefeuert. Bis auf eins trafen alle Geschosse ihr Ziel in die Brust oder in den Kopf. Einer verschloss einem Mann mitten im Warnruf den Mund. Der einzige Pfeil, der fehlgegangen war, segelte ins Sternenlicht davon, und niemand sah oder hörte, wo er einschlug.
    Die Gruppe teilte sich. Mehrere Seeräuber eilten zum Bug, um auch die vorderen Wachposten und jeden, der sich sonst an Deck aufhielt, unschädlich zu

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