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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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nur die offensichtlichen«, sagte Sprotte.
    »Oh«, entgegnete der Gildenmann und nickte. »Ihr wollt einen Gefangenen. Eine Geisel? Ihr wollt ein Lösegeld für mich verlangen. Ist es das? Eine kühne Idee, das gebe ich zu, aber...«
    Sprotte richtete seinen Blick wieder auf Sire Fen und fiel ihm ins Wort. »Ihr wollt uns vernichten, nicht wahr?«
    Der Gildenmann rümpfte die Nase, als wittere er etwas Fauliges. »Jeden Einzelnen von euch.«
    »Warum? Sind wir eine so große Bedrohung für euch?«
    »Ihr seid überhaupt keine Bedrohung. Ihr seid wie Ratten in einer Stadt. Scheißen überall hin. Stehlen und verbreiten Krankheiten. Ja, die Gilde will euch bis auf den letzten Mann und die letzte Frau ausrotten.«
    Sprotte schüttelte den Kopf. In seiner Miene zeichnete sich etwas wie Enttäuschung ab. »Deshalb begreift Ihr auch nicht, was ich vorhabe. Ihr wollt viele töten. Ich will heute Nacht nur einen Einzigen töten.«
    Im Gesicht des Gildenmanns spiegelte sich Verwirrung. Zunächst galt sie Sprottes Worten. Als er den Blick senkte, schien es beinahe, als erröte er vor Verlegenheit. Sprotte hatte ihm das Messer bis ans Heft in die Brust gestoßen. Er zog es heraus, drehte den Griff in der Faust und schlitzte Fen mit einem Hieb so tief den Hals auf, dass der Atem zischend aus der Wunde entwich und rote Blasen warf.
    »Tötet den Kapitän«, sagte Sprotte, »und dann lasst uns verschwinden.«
    »Nein!«, kreischte der Kapitän. »Nein! Nein! Nein! Tötet mich nicht!« Er zeigte auf Sprottes Brust. »Ich kann Euch sagen, was Ihr da um den Hals tragt! Bitte, Herr, ich kann Euch sagen, was das ist!«
    Der Seeräuber hielt seine Leute mit erhobenem Arm zurück. »Was?«
    Der Mann brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen. Er zeigte auf den Lederriemen, den Sprotte um den Hals trug, auf den goldenen Gegenstand, den er vor Monaten auf der Gildenbrigg erbeutet hatte. »An Eurem Hals. Der Anhänger. Wisst Ihr, was das ist?«
    Sprotte blickte nicht an sich hinab, wie der Mann es anscheinend von ihm erwartete. »Sag schnell, was du weißt.«
    »Lasst Ihr mich dann am Leben?«
    »Nicht, wenn du nicht schnell machst.«
    Der Kapitän war zum Glück recht redegewandt. Was er zu sagen hatte, war äußerst interessant. Interessant genug, dass Sprotte anordnete, den Mann als Gefangenen mitzunehmen. »Wir beide werden uns noch in Ruhe unterhalten müssen.« Er übertönte das Protestgeschrei des Mannes und sagte: »Wren, anzünden und fallen lassen.« Nachdem er diesen Befehl gegeben hatte, wandte er sich zur Tür. Gleich darauf fiel die Pille durch das Rohrsystem, durch das der Kapitän seine Anweisungen in den Bauch des Schiffes übermittelte, ihre kurze Zündschnur knisterte.
    An Deck herrschte inzwischen Aufruhr. Aus allen möglichen Luken kamen Soldaten hervorgesprungen. In Helm und Rüstung, hinter Schilden geschützt, rückten sie stetig vor. Die Bogenschützen der Seeräuber verschossen ihre letzten Pfeile, dann rannten sie alle zum Heck. An der Reling wandte Sprotte sich zu seinen Begleitern um. »Denkt dran, den Arsch zusammenzukneifen, damit ihr nicht von unten her volllauft.« Das sagte er ganz beiläufig, sah aber Wren dabei an. »Glaubst du, du schaffst es?«
    Wren schob sich an ihm vorbei und kletterte auf die Reling. »Pass lieber auf dich selbst auf«, sagte sie. Dann sprang sie in die Tiefe. Das lange Haar hob sich um sie, als sie in der Dunkelheit verschwand, jede einzelne Strähne griff im Fallen nach dem Himmel. Sprotte hoffte von ganzem Herzen, dass sie überleben würde, denn irgendetwas an diesem letzten Bild löste heftiges Verlangen in ihm aus.
    Er vergewisserte sich, dass der Kapitän über Bord gestoßen wurde, dann schwang auch er ein Bein über die Reling. Als er fiel und eine Luftschicht nach der anderen durchstieß, spürte er die Erschütterungen im Innern des Schiffes neben ihm und wusste, dass ihre Pille tief in seinen Eingeweiden explodiert war. Sie enthielt ein Gebräu, für das sie eine hübsche Summe bezahlt hatten, eine Art flüssigen Sprengstoff. Die Explosion in seinem Wanst würde das Kriegsschiff nicht zerstören, das wusste er. Selbst wenn sich das Pech, das die Gilde so heimtückisch einsetzte, entzünden sollte, bestand kaum Hoffnung, dass das Schiff sinken würde. Doch sie würde ihm schweres Bauchgrimmen bereiten. Bei der Vorstellung musste er lächeln. Dann wappnete er sich für den Aufprall.

43

    Am ersten Abend hörte Mena nur zu. Sie hatte dem Mann, der sich Melio

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