Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
Vom Netzwerk:
einen kleinen, unbedeutenden Fisch gleichen Namens. Dieser Sprotte jedoch sei alles andere als unbedeutend. Er habe nicht nur ein Kriegsschiff geentert und einen Gildenvertreter getötet, sondern auch noch einen Teil der Außenplattformen in die Luft gejagt. Bei der Explosion waren die Lagerhäuser zerfetzt worden, und das emporgeschleuderte brennende Pech hatte die ganze Anlage in Brand gesetzt. Das Pech habe sogar im Wasser noch weitergebrannt. Von den Gezeiten sei es gegen die anderen Plattformen getrieben worden. Angeblich habe das Pech eine Woche lang gebrannt, bevor es gelöscht worden oder fortgetrieben sei. Die Seeräuber hatten so großen Schaden angerichtet, dass die Gilde die Frühjahrsverschiffung des Nebels verschoben habe. Es werde Monate dauern, bis sie sich davon erholt und den Lieferrückstand in sämtlichen Provinzen aufgeholt hätte.
    »Und das alles wegen einer kleinen Sprotte.« Hanish winkte ab. »Aber das ist nur ein vorübergehender Rückschlag. Die Gilde besitzt zahllose Waffen, die sie zum Einsatz bringen kann. Jedenfalls behauptet sie das, und ich möchte ihr gerne glauben. Wenn die Gilde geschwächt wird, werden auch wir geschwächt.«
    »Habt Ihr schon einmal daran gedacht, sie abzuschaffen?«
    »Die Gilde?«, fragte Hanish.
    Corinn zögerte einen Moment. »Ich weiß, dass die Gilde schon seit einer Ewigkeit existiert, aber wenn sie sich nicht einmal gegen eine Seeräuberbande verteidigen kann... Warum nehmt Ihr den Handel nicht selbst in die Hand?«
    »Ausgeschlossen. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie fest die Gilde im Sattel sitzt. Sie haben Stahlhaken in allen Bereichen der Welt versenkt. Normalerweise sind sie auch sehr gründlich in dem, was sie tun. Vor allem haben sie viele mächtige Leute unermesslich reich gemacht. Das galt für die Herrschaft Eures Vaters, und es gilt auch heute noch.«
    »Ihr lasst niemals eine Gelegenheit aus, darauf hinzuweisen, dass die Ungerechtigkeiten schon mit den Akaran begonnen haben«, sagte Corinn, die ein Aufwallen ihres alten Zorns verspürte. »Wir waren die Schurken, die für die Quote verantwortlich sind, die der Bekannten Welt den Nebel gebracht und die die Zwangsarbeit in den Minen eingeführt haben. Ihr wollt klarmachen, dass ich diese Gemeinheiten von Anfang an in mir getragen habe. Ihr tut so, als wärt Ihr berechtigt gewesen, den Herrscher zu stürzen, aber ist dadurch das System besser geworden? Ihr habt den Sklavenherrn getötet, doch anstatt die Sklaven zu befreien, habt Ihr seine Stelle eingenommen...«
    Hanish unterbrach sie. In leichtem Tonfall, der auf die Bedeutung ihrer Einwände nicht im Mindesten einging, fragte er: »Möchtet Ihr tanzen?«
    Corinn zeigte ihren Ärger mit einem kalten Blick. »Die Musik der Mein eignet sich nicht zum Tanzen.« Das war nicht nur eine Beleidigung. Die Melodien klangen ihr noch immer fremd in den Ohren. Verglichen mit der sinnlichen Fülle der acacischen Musik waren die gezupften Töne der Mein unharmonisch, die Melodien karg und willkürlich. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie man dazu tanzen sollte. Es tanzte auch sonst niemand.
    »Dann würdet Ihr also mit mir tanzen, wenn die passende Musik gespielt würde?«
    Als sie mit der Antwort zögerte, fasste Hanish sie beim Handgelenk. Er hielt ihre zarten Knochen zwischen Daumen und Zeigefinger und zog sie in die Mitte des Raums. »In all den vielen Jahrhunderten, seit denen die Musik der Mein gespielt, hat bestimmt einmal jemand nach dieser getanzt. Irgendjemand hat einen Rhythmus darin gespürt, der sich für die Bewegungen zweier Körper eignet. So stelle ich es mir gern vor. Man muss Rhythmen finden, die die Ohren anderer nicht hören.«
    Die Hand an ihrem Handgelenk glitt irgendwie in die ihre. Die andere legte er auf ihren Rücken. Er zog sie an sich. Sie versuchte, ihren Arm loszureißen, und wich zurück, doch anstatt sich von ihr zu lösen, trat Hanish plötzlich vor, machte ihre Bewegung zu einem Teil eines Tanzes. Corinns Rückwärtsschritt fügte sich so nahtlos in seine Vorwärtsbewegung, dass sie fast schon glaubte, sie habe diese Intimität selbst ausgelöst. So sehr sie sich auch bemühte, sie vermochte ihrer beider Bewegungsfluss nicht zu unterbrechen. Nach einer Weile versuchte sie es gar nicht mehr. Es war erstaunlich, wie anmutig er sich bewegte und wie sehr ihr Körper es genoss, mit ihm durch den Raum zu wirbeln.
    »Corinn«, sagte Hanish, »ich kann nicht so tun, als hätte ich eine gute Antwort auf Eure Frage. Die Welt

Weitere Kostenlose Bücher