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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Dariel wollte etwas sagen, doch der Talaye kam ihm zuvor.
    Er machte eine Bemerkung. Dariel wollte erwidern, er verstehe ihn nicht, doch der Mann forderte ihn mit einer Handbewegung zum Eintreten auf. Mit starkem Akzent sagte er: »Willkommen, Prinz. Bitte tritt ein.«
    Das Zelt war groß und wurde von knorrigen Holzpfosten getragen. Im Schein der Öllampen sah Dariel ein Durcheinander von Schemeln und Pritschen, Tischen und Landkarten. Er blieb stehen und blickte sich um.
    In dem Moment, als sein Blick auf einen Mann fiel, der sich über einen Schreibtisch gebeugt hatte, schaute jener hoch und sah ihm entgegen. Das Haar des anderen war kurz geschoren wie das eines Talayen, doch seine Haut war etwas heller, eher von der Sonne gebräunt. Wache Intelligenz lag in seinem Blick. Dariel hielt ihn einen Augenblick lang für einen Berater oder vielleicht einen Gelehrten, der sich besonders gut auf das Planen von Kriegen verstand.
    Dann kam der Mann auf ihn zu. Seine Bewegungen waren geschmeidig wie die eines talayischen Läufers. Also doch ein Krieger. Er trug ein Schwert an der Hüfte, eine sanft gebogene
    Klinge, wie Dariel sie in Talay bisher noch nicht gesehen hatte. In seiner Haltung lag jedoch keinerlei Angriffslust; er schritt mit ungeschützter Brust dahin, die Arme ausgebreitet. Seine Hände waren leer. Achtlos schob er mit den Beinen die Schemel beiseite, die ihm im Weg waren. Es war fast, als eile der Fremde ihm entgegen, um ihn zu umarmen. Das war so unwahrscheinlich, dass Dariel einfach nur zusah, wie das Gesicht des Mannes näher kam. Es lächelte und trug gleichzeitig einen schmerzlichen Ausdruck, und es war ihm furchtbar vertraut.
    Und da begriff er …

53

    Corinn glaubte allmählich, dass sie wieder Freude am Leben empfinden könnte. Einfach war es nicht. In ruhigen Momenten würde sie stets die drückende Last der Erinnerungen spüren. Das Gespenst des Todes würde immer in den dunklen Regionen ihres Geistes lauern, doch der Schmerz war im Laufe der Jahre stumpfer geworden. Alter Kummer hatte seine Dringlichkeit verloren, besonders angesichts neuer Zuneigung, die so erfreulich sein konnte. Es war möglich, mit einem gewissen Maß an Freude zu leben und für kurze Zeit alles außer dem Glück zu vergessen. Ihr Vater hatte immer gewollt, dass sie glücklich wäre. Er hätte ihre Zufriedenheit begrüßt, ganz gleich, woher sie rührte.
    Natürlich war Hanish Mein der Grund für diese Gedanken. Corinn hatte ihm nicht allein aus Gründen der körperlichen Anziehung nachgegeben. Es ging nicht nur um den Liebesakt, den sie an jenem Abend in Manil vollzogen, und auch nicht um die sinnlichen Intimitäten, die sie seitdem ausgetauscht hatten. Es ging um etwas Beängstigenderes. Es ging darum, sich selbst zuzugestehen, dass sie von ihm wahrgenommen werden wollte, und ihm einzugestehen, wie sehr sie sich wünschte, dass er sie kannte, sie verstand und sie gernhatte. Sie hatte sich so lange gegenüber der Außenwelt verschlossen, dass das Niederreißen dieser Barrieren der größte Vertrauensbeweis gegenüber einem anderen Menschen seit ihrer Kindheit war. Sie musste sich die vielen Geheimnisse ins Gedächtnis rufen, die Hanish ihr anvertraut hatte. Sie gaben beide, vertrauten beide. Sie waren beide verwundbar. Andernfalls hätte sie ihre Abwehr aufrechterhalten.
    Doch sie war froh, dass sie es nicht getan hatte. Neun Jahre nach der Tragödie des Krieges gab es wieder so etwas wie Ordnung in ihrem Leben, eine sinnvolle Stellung darin und jemanden, mit dem sie es teilen konnte. Ihre Verbindung war noch frisch und neu, und doch konnte sie sich bereits nicht mehr vorstellen, anders zu leben. Sooft die Regierungsgeschäfte es erlaubten, waren sie zusammen. Nacht für Nacht teilten sie das Bett miteinander. Sie konnte nicht genug von ihm bekommen und war so unersättlich, dass es ihr fast peinlich war.
    Eines Abends ließ sie ihn im Schlafgemach auf sich warten. Schließlich trat sie durch die dem Bett gegenüberliegende Tür. Sie trug ein durchscheinendes, kurzes Nachtgewand. Als sie auf ihn zuging, spürte sie seinen Blick auf ihrem Körper. Sie wusste, dass der Kerzenschein ihre Hüften, ihren Bauch und ihre Brüste vorteilhaft zur Geltung brachte, und sie vibrierte geradezu vor Erregung. Sie kam sich billig und abgebrüht vor, denn sie hatte Öl auf die Lippen aufgetragen und sich die Augen geschminkt wie eine Kurtisane. Gleichzeitig aber fühlte sie sich wie ein Kind, das sich von Hanish auf beinahe väterliche Weise

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