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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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seine Besatzung war ein bunt gemischter Haufen unterschiedlichster Herkunft, und die meisten hielten mit dem typischen Einwandererstolz an ihren Bräuchen fest. Meist jedoch hatte er es mit Unterschieden zu tun gehabt, die auf einen kleinen Rahmen beschränkt gewesen waren, auf eine Handvoll Menschen, die ähnliche Interessen verfolgten. In Falik traf sein Blick auf eine Wand aus dunklen Gesichtern, wohin er auch schaute. Düfte fremdartiger Speisen stiegen ihm in die Nase und wetteiferten miteinander darum, ihn zu verwirren. Er vermochte nicht zu sagen, ob die Wortfetzen, die auf seine Ohren einstürmten, einer einzigen Sprache oder vielen angehörten. So oder so, ein solch unverständliches Sprachgewirr hatte er jedenfalls noch nicht vernommen.
    So große Augen er auch machte, die Balbara zeigten wenig Interesse an ihm. Sie gingen ihren Geschäften nach, als wäre er nur ein Luftgeist, schenkten ihm nicht mehr Aufmerksamkeit, als für ihren kurzen Austausch nötig war. Neben ihnen kam er sich beschämend bleich vor, wie ein Glas mit dünnem Tee in einem Meer aus starkem schwarzen Kaffee. Dabei bestand die Bevölkerung gar nicht ausschließlich aus Balbara, nicht einmal nur aus Talays. In der Menge waren auch viele andere Völker vertreten. Etwa vier von zehn Personen sah man ihre fremde Herkunft an. Die Balbara aber waren mit ihrer tiefschwarzen Hautfarbe, ihren breiten Gesichtern und muskulösen Körpern dermaßen präsent, dass man stets den Eindruck hatte, sie seien zahlreicher, als es tatsächlich der Fall war.
    Dariel ließ den Großteil der Besatzung auf der Ballan zurück. Mit einer kleinen Gruppe, der auch Leeka, Wren und Clytus angehörten, machte er sich auf den Weg zu dem Dorf, in dem sein Bruder angeblich all die Jahre über gelebt hatte. Am Tag seiner Ankunft in Weißhafen hatte Leeka ihm mitgeteilt, dass Aliver sich in Umae versteckt halte. Thaddeus habe die ganze Zeit über gewusst, wo Aliver steckte, behauptete der alte Soldat. Er habe ihm befohlen, Dariel zu ihm zu bringen, wenn der junge Mann bereit dafür sei. Jetzt war Dariel anscheinend bereit, auch wenn ihm nicht ganz so zumute war.
    Als sie Falik verließen, reihten sie sich in den Strom der landeinwärts ziehenden Karawanen ein und schlossen sich den staubbedeckten Reisenden an, von denen einige mit allen möglichen Waren beladene Kamele, Pferde oder Maultiere am Zügel führten. Es kam ihnen gelegen, eine Gruppe von vielen zu sein, die den Weg entlangstapften, der durch die mit Gebüsch und Akazien bestandene kupferfarbene Landschaft führte. Dariel erwartete, dass die Reisenden sich mit der Zeit zerstreuen und sich unterschiedlichen Zielen zuwenden würden. Nach drei oder vier Tagen waren immer noch keine Anzeichen dafür zu entdecken. Er wusste nicht, wie viele Pilger und Händler normalerweise in dieser Gegend unterwegs waren, doch schon bald wurde ihm klar, dass das Ausmaß dieser Menschenwanderung ungewöhnlich war. Ihre Zahl nahm stetig zu. Allmorgendlich stellten sie beim Aufwachen fest, dass im Laufe der Nacht neue Zelte hinzugekommen waren. Die Menschen, so begriff er allmählich, sprachen von Aufstand, Veränderung, Krieg. Sie hatten dasselbe Ziel wie Dariel.
    Leeka schritt neben ihm leichtfüßiger aus als jemals zuvor. Jetzt, da sie in Bewegung waren, schien der Mann sich zu entspannen. Die schwierige Aufgabe, Dariel dazu zu bringen, sich seinem Schicksal zu stellen, lag hinter ihm. Dies hier, so schien es, war eine Art Erholungsspaziergang. Zum ersten Mal fragte sich Dariel, ob Leeka Kinder hatte. War er verheiratet gewesen? Er hätte ein Großvater sein können, und so wie er aussah, wäre er ein freundlicher Großvater gewesen.
    Irgendwann bemerkte er: »Ihr scheint recht zufrieden mit Euch.«
    »Ich bin zufrieden mit der Welt«, antwortete Leeka.
    Am fünften Tag fragte ihn Dariel, ob sie sich einer großen Stadt oder einer Handelsniederlassung näherten. Er habe geglaubt, bis nach Umae, das auch nicht besonders groß sei, würden sie nur durch kleine Dörfer kommen. Leeka antwortete, die Straße verbinde die einzelnen Dörfer, eine größere Stadt jedoch gäbe es hier nicht.
    Dariel blickte zweifelnd in die Ferne, als könnten jeden Moment hohe Gebäude zwischen den Akazienkronen emporwachsen. »Vielleicht sollten wir von der Hauptroute abweichen und allein weiterreisen«, sagte er. Diesen Vorschlag begründete er nicht. Er war sich nicht einmal sicher, ob er eine Begründung hätte vorbringen können. Er fühlte sich

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