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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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niemals verlassen und daher noch nie starken Sonnenschein auf ihrer Haut gespürt. Corinn bekam niemals ein Bild von ihr zu Gesicht, nur in ihrer Vorstellung, in der sie lebte, atmete und sie bedrohte.
    Während der Sommer heißer wurde, spürte sie, wie im Palast eine murmelnde Spannung wuchs, als würde außerhalb ihrer Hörweite immerzu getuschelt. Sie versuchte sich einzureden, dies sei lediglich die freudige Erregung wegen des Umzugs der Tunishni, konnte jedoch nicht umhin, sich zu fragen, ob nicht etwa sie selbst irgendwie im Mittelpunkt des Geredes stand. Was wäre, wenn Hanish tatsächlich jemand anderen heiratete? Wenn das alles hinter ihrem Rücken geplant wurde? Wenn man sie wieder in die Rolle des Maskottchens drängte? Das war es, worauf die gesamte Mein-Aristokratie hoffte und wofür sie beteten. Ihr einziger Trost bestand darin, dass Hanish ihr persönlich von dem Heiratsangebot erzählt hatte. Er hatte darüber gelacht. Solange er sie hatte, sehe er keinen Grund zu heiraten, hatte er gesagt. Er nehme solche Angebote – und dies sei bei weitem nicht das erste – nicht ernst. Warum, hatte er gefragt, sollte sie es dann tun? Wenn er sich der Kränkung bewusst war, die in dieser Bemerkung verborgen lag, so ließ er es sich nicht anmerken. Warum, hätte Corinn beinahe erwidert, kam es ihm nicht in den Sinn, sie als Braut in Betracht zu ziehen? Doch sie konnte es nicht ertragen, die Antwort zu hören.
    Eines Morgens stand sie spät auf. Es war bereits das zweite Erwachen an diesem Morgen. Beim ersten Mal war Hanish im Morgengrauen auf ihre Bettseite gekrochen, hatte ihr ins Ohr geflüstert, ihr das Haar aus dem Gesicht gepustet und an ihrem Kinn geknabbert. Sie hatte gespürt, dass er bereit war. Sie liebte seinen schlanken, muskulösen Körper. Obwohl sie fürchtete, ihr Atem sei nicht frisch, hatte er keine große Mühe gehabt, sie dazu zu bringen, mit ihm zu schlafen. Falls es ihm auffiel, so störte es ihn nicht.
    Hinterher war sie in seinen Armen eingeschlafen. Als sie zum zweiten Mal erwachte, war Hanish fort. Goldene Lichtstrahlen fielen durchs Fenster. Sie schlief nicht gerne lange, denn sie wollte nicht, dass die Dienstboten sie für faul hielten. Ihren Dienerinnen gegenüber schlug sie unwillkürlich einen scharfen Ton an, der andeutete, dass sie irgendwie für ihr spätes Aufstehen verantwortlich waren. Sie konnte nicht anders. Innerlich war sie unruhig, aus dem Gleichgewicht, und ihr war ein wenig übel, als befände sie sich in einem Boot auf hoher See.
    Sie stand auf und kleidete sich an. Anschließend wusste sie nicht recht, was sie tun sollte. Sie hatte sich nichts vorgenommen. Kurz darauf wanderte sie im Palast umher. Es herrschte eine seltsame Stille; Gänge und Höfe waren menschenleer, die Türen der Räume, in denen sich jemand aufhielt, waren geschlossen, und in den Räumen, deren Türen offen standen, war niemand. Es war beunruhigend, zum einen, weil eine solche Stille ungewöhnlich war, zum anderen, weil sie sich ziemlich sicher war, dass im Verborgenen emsige Betriebsamkeit herrschte. Irgendetwas schien hier vorzugehen, doch was immer auch geschah, es spielte sich dort ab, wo Corinn nicht war.
    Sie vermochte nicht zu sagen, ob sie Hanishs Beratungszimmer mit Absicht aufgesucht hatte. Auf einmal aber stand sie davor. Gerade eben war ein Diener mit einem Krug Limonensaft eingetreten. Er hatte die Tür offen stehen gelassen, ging um den Tisch herum und schenkte nach. Corinn trat langsam näher. Hanish hielt den Anwesenden, die um einen großen Tisch herum saßen, einen Vortrag. Das Kopfende des Tisches konnte sie nicht sehen, doch sie erkannte mehrere hohe Generäle am Hinterkopf oder am Profil. Offenbar fand hier eine Besprechung ranghoher Offiziere statt.
    Neben der Tür des Beratungsraums stand ein stämmiger Wachposten. Der Mein, dessen Oberkörper mit fleckigen Lederriemen umwickelt war, hatte eine Streitaxt auf den Boden gepflanzt und die Hände auf dem Griff verschränkt. Er sah nicht starr geradeaus, sondern ließ den Blick lange genug über Corinn wandern, um seiner Verachtung Ausdruck zu verleihen. Sie sollte nicht hier sein, gab er ihr zu verstehen, doch es stünde nicht in seiner Macht, das zu sagen. Corinn beachtete ihn nicht.
    Sie trat nicht in den Raum, sondern verharrte im Eingang und blickte zu Hanish hinüber. Sie wusste nicht genau, was sie hier eigentlich wollte, hoffte jedoch, er werde sie bemerken und ihr entweder zulächeln, erröten oder den Blick abwenden, um

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