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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Beckens zerquetscht und in den Boden gestampft worden. Tränen standen ihr in den Augen, und ihre Lippen bewegten sich, sagten etwas, das er nicht verstehen konnte. Einzig ihre Arme schienen einem lebenden Menschen zu gehören. Mit der flachen Hand fuhr sie über den Boden, als striche sie ein Laken glatt. Aliver hatte in den vergangenen Tagen schon viele Verwundungen gesehen, doch die völlige, jammervolle Zerbrechlichkeit, die in ihrer zermalten Gestalt zu Tage trat, erschütterte ihn.
    Wieder ließ er den Blick über das Schlachtfeld wandern. Dariel war nirgends zu sehen. Mena konnte er in der Ferne entdecken. Sie rannte hinter einer der Kreaturen her. Diese beachtete sie nicht, denn es gab genug Leiber, die sie zerfetzen konnte. Binnen weniger Minuten hatten die Antoks Hunderte getötet. Sie zeigten keine Anzeichen von Erschöpfung. Kein Interesse, über den Toten zu verweilen. Nicht einmal das Verlangen zu fressen. Sie wollten einfach nur töten. Er beobachtete, wie eines der Antoks mit dem Fuß den Unterkörper eines Soldaten auf den Boden drückte. Es betrachtete den Mann kurz, dann biss es ihn mitten durch, schüttelte den Oberkörper und schleuderte ihn wie ein Spielzeug in die Luft.
    Aliver musste etwas unternehmen. All diese Menschen hatten sich um seinetwillen hier versammelt. Er durfte sie nicht sterben lassen. Er stimmte einen beruhigenden Sprechgesang an und bemühte sich, den Gedanken hinter seiner Stirn festzuhalten. Die Santoth. Wenn es ihm gelang, sie zu erreichen, könnten die Zauberer sie schützen. Er würde ihnen erklären, was hier vorging, und dann könnten sie ihre Zauber wirken, um die Tiere verdorren zu lassen, wo sie gerade standen. Er versuchte, Verbindung mit ihnen aufzunehmen. Zweimal spürte er, wie der Ruf sich wie die Schlingen eines Wurfseils entfaltete, doch jedes Mal riss die Verbindung ab. Inmitten der heranbrandenden Schreckensrufe hatte er Mühe, sich zu konzentrieren.
    Gerade wollte er einen dritten Versuch unternehmen, als Kelis seinen Namen rief. »Sieh mal«, sagte er und wies mit dem Kinn nach Nordosten. »Da kommen noch mehr.«
    »Mehr was?«
    Aliver machte einen Trupp Männer aus, die sich dem Nordrand des Schlachtfelds näherten. Zunächst glaubte er, der Feind greife an. Doch Maeanders Lager lag in einer anderen Richtung, und es war auch nur eine kleine Schar. In dem kurzen Moment, den er brauchte, um das Fernrohr an die Augen zu heben, erwog er die bange Möglichkeit, die Santoth hätten seine verzweifelte Bitte bereits erhört. Als er jedoch das vergrößerte, unstete Bild betrachtete, wurde ihm klar, dass beide Vermutungen falsch gewesen waren.
    Was da auf sie zukam, war ein Trupp von etwa hundert Kriegern. Sie trabten über die Ebene, direkt auf das Gemetzel zu. Die Kämpfer waren fast nackt, die meisten braunhäutig, klein gewachsen und hager. Sie trugen keine Banner oder Abzeichen, und ihre leichten Waffen sahen aus wie hölzerne Übungsschwerter.
    Eines der Antoks hatte die Krieger bemerkt. Es schwenkte von der Spur der Verwüstung ab, die es gezogen hatte, und rannte ihnen mit einem Ausbruch freudiger Geschwindigkeit entgegen. Aliver bemühte sich, das Fernrohr ruhig zu halten. Die Krieger blieben stehen, als sie die Bestie kommen sahen. Sie berieten sich aufgeregt, ohne das Antok aus den Augen zu lassen. Einer von ihnen, der etwas größer war als die anderen, berührte irgendetwas in Aliver. Irgendwie war er ihm vertraut, doch er konnte nicht innehalten, um darüber nachzudenken.
    Zunächst sah es so aus, als würde das Antok die Neuankömmlinge über den Haufen rennen. Dann aber wurde es langsamer und brach den Anlauf schließlich ganz ab. Es rutschte über den trockenen Boden und kam unmittelbar vor der Gruppe zum Stehen. Die Krieger hielten ihre Holzschwerter vor sich. Jeder von ihnen verharrte regungslos, ohne zu zucken, die Oberkörper nackt und braun und vollkommen ungeschützt. Sie waren unglaublich tapfer, und Aliver wand sich vor Scham über das, was gleich mit ihnen geschehen würde.
    Doch es geschah nicht. Das Antok griff nicht an. Es ging dicht an die Männer heran, schnüffelte, neigte den Kopf hierhin und dorthin und tappte ein Stück weit an der Reihe entlang. Anscheinend verwirrt, scharrte es am Boden, betrachtete die Männer aus verschiedenen Blickwinkeln und fand keinen davon zufriedenstellend. Dann machte es kehrt und trabte wieder zur Hauptstreitmacht zurück.
    Aliver – erleichtert, verblüfft und dankbar – konnte den Blick nicht von

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