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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Reihen und marschierten über die Anhöhe und den lang gestreckten Hang hinunter, der zum Schauplatz der Schlacht führte. Ein Bote Oubadals kam ihnen entgegen und überbrachte eine Nachricht, aus der Aliver nicht schlau wurde. Sie betraf die Aufstellung des Gegners, der angeblich zögere, das Schlachtfeld zu betreten. Da sie sich in der Nähe eines Aussichtspunkts befanden, drängte sich Aliver an dem Boten vorbei, um sich selbst einen Überblick zu verschaffen. Was er sah, verblüffte ihn.
    Vor ihm erstreckten sich die Reihen seiner Soldaten bis hinunter zu den vorgesehenen Stellungen. Jenseits davon aber war das Schlachtfeld leer. Eine fahle, ausgedörrte Fläche mit einigen vereinzelten Büschen und Akazien. Die feindliche Armee war nicht angetreten. Aliver riss sein kleines Fernrohr aus der Brusttasche. In der Ferne lag das feindliche Lager still da, voller Gestalten und Schatten, von denen er wusste, dass es Menschen waren. Hier und da stieg Rauch von Feuern auf, kerzengerade Linien, die sich nur allmählich gen Osten neigten. Die Soldaten waren da, doch sie ließen nicht das geringste Anzeichen dafür erkennen, dass sie beabsichtigten, heute zu kämpfen. Handelte es sich vielleicht um ein Missverständnis? Sollte der Waffenstillstand länger als zwei Tage dauern?
    »Was ist das?«, fragte Mena.
    Im selben Moment bemerkte Aliver sie ebenfalls. Es befanden sich doch ein paar Gegenstände auf dem Schlachtfeld, doch auf den ersten Blick fielen sie kaum auf. Verglichen mit der Streitmacht, die er erwartet hatte, musste man sich auf diese Objekte erst einstellen, so viel kleiner waren sie. Zumindest wirkten sie klein, bis er sie eingehender betrachtete. Dort, wo sich die vorderste Reihe der gegnerischen Armee hätte befinden sollen, standen vier Kisten. Sie waren aus Holz und mit dicken Metallstreben verstärkt. Jede war zwei- bis dreimal mannshoch und etwa hundert Schritte lang.
    Innerhalb weniger Augenblicke des Betrachtens beschleunigte sich Alivers Herzschlag. In den Kisten war etwas. Er konnte nicht erkennen, was es war, doch er konnte die Wesen darin fühlen. Er spürte Bewegung im Innern der Kisten, fühlte, wie sich die Masse einer verborgenen Lebensform fest gegen die Käfige presste – ja, es waren Käfige. Sein Mund arbeitete, als wolle er einen Befehl geben, doch noch kam nichts heraus.
    »Wie nett von Maeander, uns ein Geschenk dazulassen«, bemerkte Dariel. »Vielleicht ein Friedensangebot?«
    Aliver antwortete nicht.
    Eine halbe Stunde später standen sie, dicht umringt von Oubadals Halaly-Kriegern, vor den vordersten Reihen ihrer Armee. Die Halaly waren stets als Erste vor Ort, das gebot ihnen ihr Kriegerstolz. Hinter ihnen hatte die ganze Streitmacht Aufstellung genommen. Alle Krieger hatten ihre Positionen eingenommen und boten den gleichen bunt zusammengewürfelten und farbenprächtigen Anblick wie am ersten Tag. Aliver konnte erkennen, dass sich um jede der Kisten eine Handvoll Männer drängten. Offenbar waren es keine Krieger. Sie waren von Kopf bis Fuß in braune Lederkluft gehüllt, farblose Uniformen, die fast mit der sandigen Landschaft verschmolzen. Einige hielten Piken in den Händen, deren Spitzen mit Widerhaken bewehrt waren. Es waren unhandliche Waffen, nicht für den Einsatz gegen Menschen gedacht. Keiner von ihnen sah wie ein Befehlshaber aus, und es waren auch keine Mein-Offiziere zu sehen, erst recht nicht Maeander selbst.
    »Haben wir einen Plan?«, fragte Dariel.
    Wie immer schwang ironische Fröhlichkeit in der Frage mit. Das gefiel Aliver an seinem Bruder, doch er kam nicht dazu, etwas zu erwidern, denn die Vorderseiten der Kisten klafften am oberen Rand auf und neigte sich nach vorn. Die Männer zogen mit langen Seilen daran. Als die Holzwände zu Boden krachten, sprangen sie zur Seite. Die aufgewirbelte Staubwolke verdeckte den Blick ins Innere. Die Männer wichen an die Seitenwände der Kisten zurück. Sie ergriffen ihre Piken und hielten sie abwehrend in die Höhe.
    Aliver schluckte und wartete. Er wusste nicht, was er sonst tun sollte, solange er nicht wusste, womit er es zu tun hatte.
    Die Staubwolken trieben davon, und dahinter kam nichts als die nüchterne Geometrie der quadratischen Öffnungen zum Vorschein. Aliver fühlte, wie die ganze Armee den Atem anhielt.
    »Da«, stieß Mena hervor, »die Kiste an der Ostseite!«
    Ja. Dort bewegte sich etwas. Zunächst nur ein heller Reflex inmitten der Dunkelheit, dann schob sich eine Schnauze hervor. Eine flache Schnauze mit

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