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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Und es war auch nicht nötig. Etwas anderes zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, jemand, den Ravi nicht sehen konnte, aber den sie ansah, ohne dass ihre Verzweiflung nachließ.
    »Warte«, rief eine andere Stimme. Ravi wusste nicht, wem die Stimme gehörte, aber es lag etwas Herrisches darin. Es war eine fremdartige Stimme, die irgendwie abgehackt klang, obwohl der Sprecher keine Eile zu haben schien.
    Die Klinge hing wartend über ihm.
    »In ihm ist der Geist, der den Tod isst«, sagte die Stimme. Der Sprecher verstummte ein paar Herzschläge lang. »Er hat mehr Leben als die meisten. Ich sehe einen anderen Nutzen für ihn. Ich glaube, er wird den Auldek gefallen.«

ERSTES BUCH –
Die Grauen Hänge

1

    Als der Balbara-Wächter seinen Warnschrei ausstieß, sprang Prinzessin Mena Akaran augenblicklich von ihrem Feldstuhl auf. Eilig verließ sie den Kreis, in dem sie mit ihren Offizieren gesessen hatte, und rannte zum Grat hinauf. Oben angekommen trat sie zu dem scharfäugigen jungen Mann, spähte seinen schlanken, braunen Arm entlang und über seinen deutenden Finger hinaus auf die karge Weite im Zentrum von Talay. Es dauerte einen Moment, bis sie erblickte, was er ausgemacht hatte. Und selbst dann sah sie weder die Kreatur selbst noch die Schar, von der sie gejagt wurde. Sie waren zu weit weg. Was man erkennen konnte, waren die Rauchwolken der Fackeln, die die Läufer trugen – das und einen schmutzig gelben Fleck am Rand der Welt. Das musste der Staub sein, den ihre Füße aufgewirbelt hatten. Sie schienen ebenso weit weg zu sein wie der Horizont, doch die Prinzessin wusste, dass sie diese Entfernung rasch zurücklegen würden.
    Sie rutschte den sandigen Hang mehr hinunter, als dass sie lief, und eilte wieder zu ihren Offizieren. Einem Hauptmann – Melio Sharratt – wies sie das südlichste Leuchtfeuer zu; dem anderen – Kelis aus Umae – das nördliche. Sie wüssten ja bereits, was sie zu tun hatten, sagte sie. Jetzt ginge es nur noch darum, es umzusetzen, den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen und das Glück auf ihrer Seite zu haben. Sie überließ es ihnen, die anderen in Position zu bringen und sie an ihre Anweisungen zu erinnern, doch bevor sie sie entließ, ermahnte sie beide, vorsichtig zu sein.
    »Habt ihr gehört?«, fragte sie und beugte sich zu der kleinen Gruppe vor. Mahnend packte sie Melio am Handgelenk, sah ihm aber nicht ins Gesicht; sie wusste, dass er weitergrinsen würde, ohne Respekt vor der Gefahr, die über die Ebene auf sie zukam. Er mochte ja der Anführer der Elite geworden sein, aber diese Aufgabe hatte ihn keineswegs verändert. Seine langen Haare fielen ihm immer noch lässig über ein Auge, wurden zurückgestrichen, nur, um wieder nach vorn zu fallen. Vor fünf Jahren hatten sie geheiratet. Sie hatte die Liebe, die sie für ihn empfand, nie vor anderen verheimlicht, doch sie ließ auch nicht zu, dass diese Liebe sie in Augenblicken wie diesem ablenkte. Sie sprach, als wären ihre Worte an alle Mitglieder des Jagdtrupps gerichtet, was ja auch der Fall war.
    »Ich will keinen Toten. Heute stirbt nur das Übelding«, sagte sie.
    »Solche Worte – von dir?«, fragte Melio. »Hältst du dich auch selbst daran, oder wird es wieder so wie letztes Mal, als wir es mit dem …«
    Mena sprach weiter, als hätte sie ihn nicht gehört. »Sonst niemand. Dieser Befehl gilt für euch alle, persönlich. Wir haben schon zu viele verloren.«
    Sie sah Kelis an. Der Blick des Talayen war so ruhig wie immer, seine Haut dunkel und glatt, seine Augen bedächtig. Es war ein Gesicht, das ihr mittlerweile sehr viel bedeutete. Auf merkwürdige Weise war dieser Talaye ein Stück lebendiger Erinnerung an ihren ältesten Bruder. Aliver war mit ihm als Freund zum Mann herangewachsen. Kelis hatte ihren Bruder in jenen Jahren gekannt, in denen sie selbst von ihm getrennt gewesen war. Selbst jetzt, nach all den Abenden, die sie darüber geredet hatten, wie ihr Bruder damals gewesen war, hatte sie immer noch nicht das Gefühl, es sei genug. Sie hoffte, dass sie noch viele Abende haben würden.
    Ganz bewusst erwiderte sie Melios Blick nicht, als er ging. Wenn sie am Ende des Tages unversehrt wieder zusammen sein würden, würde sie ihm mit ihrem ganzen Körper zeigen, wie viel sie für ihn empfand. So war es in letzter Zeit immer zwischen ihnen gewesen: distanziert, wenn sie sich einer Gefahr gegenübersahen, voneinander entzückt in den kurzen Atempausen danach.
    Die nächste halbe Stunde war ein Wirbel

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