Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
Vom Netzwerk:
junge Mann jetzt schon erkannte. Barad hingegen sah es, und es gefiel ihm. Der Aushenier würde ein ausgezeichneter Verbündeter sein. Richtig eingesetzt, könnte er ein vollkommen anderes Werkzeug abgeben als alle anderen, die er bis jetzt angeheuert hatte. Ganet schien genauso nützlich zu sein, wenn auch auf andere Weise.
    Am Tag des vereinbarten Treffens versammelten sich alle Ratsmitglider der Gleichgesinnten, die dort sein konnten, in einer Scheune hinter einem Bauernhaus am Rand eines Dorfs. Dank der gepflügten Felder ringsum roch die Luft um das Gebäude herum stark nach Erde. Im Innern war sie genauso lehmig, aber auch stickig und modrig. Schmale Lichtspeere, die durch Ritzen zwischen den Balken fielen, gitterten die Schatten und erleuchteten ein paar der dunklen, abgeteilten Stände, in denen hier und da Vieh des Bauernhofes stand.
    Barad scherzte, dass die Tiere sie belauschen könnten, doch in Wirklichkeit gefiel ihm dieser Ort sehr gut. Die Gruppe saß um einen hölzernen Tisch herum, auf dem ein buntes Durcheinander aus frischem Gemüse lag, dazu gab es einen Topf mit Eintopf – der größtenteils aus Wurzelknollen bestand – und Kartoffelbrot. Der Bauer, dem die Scheune gehörte, war ihrer Sache freundlich gesinnt. Er und seine Söhne arbeiteten draußen weiter, und im Schutz dieser scheinbaren Normalität forderte Barad die Neuankömmlinge auf, erst einmal zu essen und sich freundschaftlich zu unterhalten, bevor sie zum eigentlichen Thema kamen. Erst als die Gespräche allmählich erlahmten, gab er ihnen einen neuen Ton.
    »Was gibt es Neues von der Königin?«, fragte er schließlich.
    »Sie lebt«, sagte Hatz. Sein knappes, förmliches Acacisch – typisch für die Stadtbewohner von Aos – passte so gar nicht zu der groben Kleidung eines Erntehelfers, die er im Moment trug. Darin wirkte er beinahe ebenso fehl am Platz wie König Grae und sein Bruder. »Das ist schon schlimm genug, aber jetzt verzaubert sie die Leute auch noch mit ihren guten Taten. Die Straßen von Aos schwirren regelrecht davon. In Alyth – von dort aus bin ich mit dem Schiff hierhergesegelt – hat eine Schauspielertruppe ihre magischen Taten nachgespielt. Ich glaube, sie wurden von der Stadtverwaltung dafür bezahlt, aber trotzdem, die Leute haben zugesehen.«
    »Straßenmimen!«, beklagte sich Lady Shenk. »Die sind so unbeständig wie das Wetter.«
    »Ja, aber sie haben dem Volk unsere Botschaft sehr oft überbracht«, wandte Barad ein. »Elaz, du warst in letzter Zeit der Königin am nächsten. Erzähle uns, was du beobachtet hast.«
    Der ehemalige Lagerverwalter aus Nesreh legte seinen Löffel auf den Tisch, ehe er sprach. »Ich habe getan, worum du mich gebeten hattest, Barad, ich habe mich unter die Menschenmenge gemischt, die der Karawane der Königin gefolgt ist. Anfangs war es eine kleine Gruppe, Speichellecker und Bettler, aber es wurden immer mehr, als sich die Geschichten von ihren Taten verbreiteten. Sie ist durch das nördliche Talay gezogen, und überall, wo sie hingekommen ist, hat sie ein paar Wunder zurückgelassen. Sie hat ausgetrocknete Quellen wieder zum Sprudeln gebracht.«
    »Durch was für einen Trick?«, fragte Renold, ein Gelehrter, der sich erst kürzlich aus der Akademie von Bocoum abgesetzt hatte.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe das Wasser gesehen, das durch die Kanäle von Bocoum geflossen ist. Es ist echtes Wasser. Und keine Wolke am Himmel. Die Luft so trocken wie eine Wüste. Und doch hat sie die Kanäle gefüllt. Die Landbesitzer waren begeistert. Die Bauern sind von dem Zeug fast trunken geworden; sie sind in die Bewässerungskanäle gesprungen und darin geschwommen. Ich kann es nicht erklären, aber alles, was ich beschreibe, habe ich mit eigenen Augen gesehen. Wäre es nicht das Werk der Königin, würde ich glauben, dass es für uns alle ein großer Segen ist.«
    »Wäre es nicht das Werk der Königin, dann wäre es auch ein Segen«, sagte Hatz, »aber wir wissen, dass sie nichts ohne eigene Absichten tut. Damit ein Schwein fett wird, wird der Bauer es gut füttern. Das Schwein muss sein Leben für das Paradies halten, ohne zu ahnen, dass es sich vollfrisst, damit es später – wenn das Messer kommt – noch fetter ist.«
    »Du vergleichst die Königin also mit einem Schweinezüchter?«, fragte Ganet.
    Hatz zuckte die Schultern.
    »Schweinezüchter oder nicht«, fuhr Elaz fort, »sie hat Wunder gewirkt, daran besteht kein Zweifel. Wenn sie sich einer neuen Stadt nähert, kommen

Weitere Kostenlose Bücher