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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Handel zu bewahren. Während sie sich hier unterhielten, gaben die Auldek Ushen Brae auf. Sie würden den Kontinent verlassen, auf dem so viele ihrer früheren – unfruchtbaren – Sklaven lebten. Würden sie eine Möglichkeit finden, die alte Ordnung wiederherzustellen? Oder mussten sie eine neue erschaffen? Sollten sie die Quotensklaven in Ushen Brae aussterben lassen? Oder ihnen stattdessen Handel anbieten? Vielleicht hätten sie gern selbst Sklaven. So viele Fragen.
    Dasselbe galt im Hinblick auf die Bekannte Welt. Würden die Auldek sie erobern? Wahrscheinlich. Viele von ihnen trugen hundert Seelen unter ihrer Haut. Hatten hundert Tode zu ihrer Verfügung. Wie sollten die schwachen Acacier ihnen standhalten können? Der fragile Bund des Akaran-Reiches würde vor einer solchen Bedrohung zerbrechen.
    »Das Miststück und ihr Plan, den Handel mit der Quote zu beenden«, sagte Sire Revek. »Hat sie das wirklich vor?«
    Es gab Augenblicke, in denen Sire Dagon die besondere Verbundenheit des Rates nicht mochte. Man konnte nicht lügen. Die anderen hätten sogar seinen Herzschlag messen oder den Schweiß in seinen Handflächen spüren können, wenn sie gewollt hätten. Sie würden spüren, dass es ihm nicht gefiel, wenn Königin Corinn »Miststück« genannt wurde, doch sie würden ihm auch vergeben. Schließlich verrichtete er eine Arbeit, die nur wenige von ihnen machten, draußen unter den Bauern, wo er so viel von seinem Leben in ihrer aller Dienst stellte. In Anbetracht der Tatsache, dass Gildenmänner Bauern grundsätzlich nicht die Wahrheit sagten, hatte die völlige Offenheit, mit der sie miteinander umgingen, schon eine gewisse Ironie an sich.
    »Ja, Obmann, im Augenblick hat sie das wahrscheinlich tatsächlich vor«, antwortete Dagon. »Immerhin ist sie eine Akaran. Sie gibt sich immer noch gerne irgendwelchen Vorstellungen von Ruhm und Güte hin, vor allem wenn sie unter Druck steht. Dabei geht es natürlich nicht um Güte an sich, sondern nur darum, dergleichen zur Schau zu stellen. Das bringt ihr Blut in Wallung. Es ist gut möglich, dass sie jetzt den Handel mit Quotensklaven aufgibt und ihn später wieder aufnimmt. Vielleicht ist sie aber auch der Ansicht, dass diese Art von Handel schlicht nicht mehr durchführbar ist. Und in vielfacher Hinsicht hat sie damit recht.«
    »Sie ist nicht sonderlich einfallsreich«, sagte eine Stimme aus der dritten Reihe. »Es gibt immer Möglichkeiten, etwas zum eigenen Vorteil zu nutzen.«
    »Wir können das erkennen, ja«, sagte Grau. »Das Bauernvolk kann das nur selten.«
    Viele Stimmen vereinigten sich zu einem besorgten Chor der Zustimmung mit dem obersten Ältesten.
    »Aber das Miststück hat endlich zugesagt, den Wein freizugeben«, sagte Revek. »In wenigen Wochen wird die gesamte Bekannte Welt davon abhängig sein. Wird sie das nicht einen?«
    »In der Tat«, bestätigte Sire Nathos, der diesbezüglich große Kenntnisse besaß, »aber ich glaube nicht, dass das eine Rolle spielt. Möglicherweise fällt sie vereint nur umso schneller. Sollen sie sich doch aufreihen, um niedergehauen zu werden. Besser das, als wenn sie sich in viele kleine Splittergruppen aufteilen und in den Provinzen verstecken. Doch egal wie, ich würde nicht auf ihre Aussichten wetten. Und das brauchen wir auch nicht zu tun. Wer sagt denn, dass wir nicht mit den Auldek Geschäfte machen können, wenn sie siegen? Wenn sie die Bekannte Welt bevölkern – sie und ihre neugeborenen Kinder, die ersten seit Hunderten von Jahren –, was werden die Auldek sich dann wünschen?«
    »Frieden.«
    »Beständigkeit.«
    Nathos nickte. »Sie werden wieder anfangen, den Tod zu fürchten. Sie werden ruhige, fügsame Diener wollen, die sich niemals auflehnen. Sie werden reich werden wollen, während sie vom Leben ihrer Kinder träumen. Wir werden sie genauso in unserer Gewalt haben wie zuvor die Acacier.«
    »Und wenn das Miststück sie durch irgendeine seltsame Wendung des Geschehens zurückschlagen sollte?«, fragte Faleen.
    »Ich hoffe, dass das nicht geschieht«, gab Nathos zu. »Das scheint mir … langweilig. Aber wenn es dennoch geschehen sollte, muss sie ein neuerlich abhängiges und gewiss schwer mitgenommenes Reich wieder aufbauen. Sie hat keine Ahnung, wie vollständig sie in unserer Hand ist.«
    »Und sie weiß immer noch nicht, was geschieht, wenn man aufhört, den Wein zu trinken?«
    »Nein. Nein, das hat sie nicht überprüfen lassen.«
    Sire Grau kicherte. »Also haben wir sie für immer.

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