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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Oh, meine Brüder – ist Handel nicht etwas Wunderbares? Meine Stimmung hebt sich. Was gibt es sonst noch zu erwägen?«
    Sire El wiederholte einen Vorschlag, den er schon einmal gemacht hatte. Vielleicht lag die Zeit hinter ihnen, in der sie ihre eigene militärische Macht fürchten mussten. Daher sollten sie das Ishtat-Inspektorat aufstocken. Wenn sie keine Quotensklaven mehr verkaufen konnten, konnten sie sie stattdessen ausbilden. Das taten sie doch ohnehin schon in einem kleinen Maßstab, und die ersten jungen Soldaten, die auf den Außeninseln gezüchtet worden waren, hatten sich erfolgreich in die Reihen der Ishtat eingliedern lassen.
    Mehrere aus dem inneren Kreis bekundeten grollend ihre Abneigung gegen diesen Vorschlag; unter ihnen war auch Faleen. »Wir sollten auf der Hut sein, sonst machen wir uns zu Bauern«, sagte er. »Ich will keine Armee, die gegen uns rebellieren könnte, keine Könige oder Königinnen oder Senatoren.«
    »Ich habe auch keine Könige oder Königinnen oder Senatoren vorgeschlagen«, schnappte El. »Was ich vorschlage, ist, dass wir die Möglichkeiten und die Mittel nutzen, die wir unter großem Kostenaufwand geschaffen haben. Die Plantagen existieren. Sie erzeugen Seelen und Leiber. Wir müssen etwas finden, was wir mit dem Produkt anfangen können, wenn uns nicht alles verrotten soll.«
    »Entweder das Miststück oder die Auldek oder die Quotensklaven in Ushen Brae könnten sich eines Tages gegen uns wenden«, gab Sire Lethel zu bedenken, der mit ungewöhnlicher Kühnheit aus dem zweiten Kreis sprach. »Wer weiß schon, was die Zukunft bereithält? Es könnte sein, dass wir nicht nur unsere Erzeugnisse und unseren Reichtum schützen müssen. Wer kann sagen, ob wir nicht um unsere Existenz werden kämpfen müssen?«
    Eine Zeit lang saßen sie still da und sannen über seine Worte nach, und dann stimmten sie ihm langsam einer nach dem anderen zu. Das Gespräch ging weiter. Schließlich, als die gemeinsam empfundene Müdigkeit sie alle träger machte, wiederholte Faleen mit Graus Erlaubnis noch einmal, worauf sie sich geeinigt hatten. Sire El konnte seine Armee aufbauen. Auf einer der kleinen Inseln würde ein anderer Gildenmann die Aufzucht von Konkubinen beaufsichtigen – hochkarätigen Konkubinen, die als Spioninnen und Assassinen ebenso gut sein würden wie als Geliebte. Wieder andere würden das Vordringen der Auldek im Blick behalten und dabei nur so viel Kontakt mit ihnen halten, um den Invasoren klarzumachen, dass die Gilde noch immer ihr Freund sein kann.
    Und schließlich kamen sie zu dem, womit sie begonnen hatten. Das Durcheinander namens Ushen Brae. Sire Faleen würde selbst dorthin reisen, um die Verwertung der Aklun-Hinterlassenschaften zu überwachen, nach denen bereits gesucht wurde. Ein anderer Gildenmann sollte noch weiter reisen, bis hinüber zum Festland. Man durfte nicht zulassen, dass die Sklaven, die dort zurückgelassen worden waren, Amok liefen.
    »Wer wird diese Verantwortung übernehmen?«
    Die Antwort erfolgte unverzüglich und uncharakteristisch rasch. »Ich.« Wieder war es die Stimme aus der zweiten Reihe.
    »Sire Lethel?«, fragte Faleen. »Dies sind Angelegenheiten der wirklichen Welt, versteht Ihr? Unter Bauern. Es gibt dabei Risiken …«
    »Und es macht Freude, Risiken einzugehen«, sagte Lethel. »Mein Vetter hatte Freude an Risiken. Ich auch.«
    »Werdet Ihr auch Fehler machen, wie es Euer Vetter getan hat?«
    »Nein«, sagte Lethel, »das werde ich nicht tun. Ich glaube, dass er vergessen werden sollte, aber ich will nicht, dass meine Familie vergessen wird. Ich werde Erfolg haben, wo er gescheitert ist. Das schwöre ich. Wenn ich es nicht schaffe, werde ich selbst dafür sorgen, dass mein Kopf rollt.«
    »Erhebt irgendjemand Einwände?«, fragte Faleen.
    Einige Zeit lang schwappte das Gemurmel einer leisen Diskussion durch die kreisförmigen Sitzreihen, doch es waren keine echten Einwände. Kaum jemand würde diese Aufgabe übernehmen wollen, wie Dagon wohl wusste. Warum auch? Nur wenige dieser Männer sind wie ich, dachte er, oder wie Neen. Vielleicht ist dieser Lethel eine vielversprechende Persönlichkeit. Er ließ diese Gedanken fast so schnell davonschlüpfen, wie er sie gedacht hatte.
    Dennoch erschreckte es ihn, als El seinen Namen nannte. »Dagon, Ihr müsst rasch zurückkehren.«
    Als er daran erinnert wurde, spürte er wieder die Müdigkeit in seinem Körper. Er war erst eine Stunde vor dem Treffen angekommen. Und jetzt würden

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