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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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ihre Heimat verlassen haben. Ich weiß, dass du das tun wirst.« Sie kam erneut um ihren Tisch herum, ihre Finger strichen dabei über die Papiere, die dort lagen. Mena, die dachte, die Besprechung sei vorbei, wandte sich zum Gehen.
    »Ach, noch etwas«, sagte Corinn in sachlichem Tonfall, »was wirst du mit Elya machen, während du fort bist?«
    »Ich weiß es nicht. Wie schon gesagt, sie ist nicht für den Krieg geschaffen. Ich …«
    Corinn unterbrach sie. »Das ist mir inzwischen auch klar geworden. Ich hoffe, du weißt, dass sie gerne hierbleiben kann. Ehrlich gesagt würde mich nichts glücklicher machen.«
    Tatsächlich? Das hatte Mena nicht erwartet. »Tatsächlich?«
    »Natürlich.« Corinn trat hinter dem Tisch hervor und streckte die Hand aus, winkte mit den Fingern. Unsicher hob Mena eine Hand und ließ ihre Schwester sie ergreifen. »Immerhin hat sie Aaden das Leben gerettet. Es stimmt, ich habe ihr misstraut, Mena. Die Art, wie ihr hier angekommen seid – das war wirklich ziemlich furchterregend. Ich habe gedacht, sie verbirgt vielleicht irgendeine Verderbtheit dicht unter der Oberfläche, aber ich habe nicht das geringste Anzeichen davon gesehen. Und mit dem, was sie für Aaden getan hat, hat sie sich mehr als bewährt. Vielleicht werde ich sie eines Tages genauso lieben wie du. Und was Aaden angeht – du weißt doch, wie sehr er sie bewundert. Es würde ihm so guttun, wenn sie hier ist, um ihn zu begrüßen, wenn er aufwacht. Etwas Schönes inmitten dieses ganzen Wahnsinns. Sag, dass du sie hierlassen wirst. Sie kann in deinen Gemächern wohnen, so wie sie es jetzt schon tut.«
    Mena versuchte rasch, all die Möglichkeiten zu durchdenken, die sich hieraus ergeben konnten. Was war mit den Eiern? Es würde wohl noch einige Zeit dauern, bis sie schlüpfen würden. Genau wusste sie es nicht, aber es fühlte sich so an. Die Eier verströmten eine Atmosphäre von Zufriedenheit, von Frieden, die auch Elya ausgestrahlt hatte, als sie mit großen Augen dagestanden und vertrauensvoll zugesehen hatte, wie Mena ihr Gelege betrachtet hatte. Sie spürte, dass die Jungen ausschlüpfen würden, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war. War es so gesehen nicht vielleicht besser, noch ein bisschen länger dafür zu sorgen, dass niemand sie zu Gesicht bekam? Corinn mochte eine plötzliche Zuneigung zu Elya entwickelt haben, aber diese Zuneigung war noch sehr frisch. Es wäre besser, wenn sie noch etwas inniger werden würde. Und sie würde inniger werden. Ganz bestimmt. Wenn sie wochenlang mit Elya lebte und zusah, wie sie für Aaden immer wichtiger wurde, nun, dann würde sie sich ihrer Zuneigung sicher sein und die Eier – oder die Jungen – würden als der Segen willkommen geheißen werden, der sie sein würden.
    Vielleicht bin ich sogar schon wieder zurück, um es mitzuerleben. Möge der Schöpfer dafür sorgen.
    »Das klingt, als wäre es die beste Lösung«, sagte Mena. »Elya wird möglicherweise eine Weile hinter mir herfliegen, wenn ich in See steche. Sie wird es nicht ganz verstehen, aber ich erkläre es ihr, so gut es geht. Bestimmt wird sie sich entschließen, im Palast zu bleiben.«
    Ein Gedanke huschte über Corinns Gesicht, doch er verschwand so schnell wieder, dass Mena ihn nicht deuten konnte. »Das wäre perfekt«, sagte die Königin. »Das alles klingt einfach perfekt.«

48

    Sire Dagon traf sich mit den anderen Mitgliedern des Rats der Gilde in einem abgedunkelten Raum des Gildenkomplexes in Alecia. Eine leichte Destillation grünen Nebels hing in der Luft, bildete in den Luftströmungen geisterhafte Wirbel. Die ranghöchsten Gildenmänner saßen in einem engen Kreis, alle zurückgelehnt auf komplizierten Kippstühlen. Hinter dem ersten Kreis war ein zweiter und ein dritter, und dahinter drängten sich die Nichtsprecher und hörten zu. Bei Treffen wie diesen durften nur die Gildenmänner der ersten drei Kreise frei sprechen, und sie taten es, ohne die anderen wirklich zu sehen. Wenn eine Frage gestellt wurde, konnte es sehr lange dauern, bis eine Antwort erfolgte, was nicht zuletzt damit zu tun hatte, dass der Nebel, der ihren Verstand tränkte, in gewisser Weise ihr Denken miteinander verflocht. Ihre Gedanken summten wie Stimmgabeln, die im Gleichklang schwangen. Natürlich verfügte jeder von ihnen noch über einen eigenen, unabhängigen Verstand, das schon, aber hier, im Ratszimmer, war es einem einzelnen Gildenmann unmöglich, die anderen zu täuschen.
    »Die Geschehnisse haben

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