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Accelerando

Accelerando

Titel: Accelerando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
Vom Netzwerk:
Sonnensystems geschaffen hat. Das Ring-Imperium floriert –
zumindest für eine gewisse Zeit.
    Doch zunächst muss die Software für das
Betriebssystem, das die Menschen am anderen Ende des
Netzwerk-Links benutzen, aufgerüstet werden.
     

     
    Der Audienzsaal der Field Circus ist überfüllt.
Jeder an Bord des Schiffes – mit Ausnahme des Rechtsanwalts, der
in einer Konservierungsflüssigkeit eingefroren ist, und der
fremden barbarischen Eindringlinge – ist erschienen. Gerade
haben sich alle die Aufzeichnungen der Geschehnisse in den Tuilerien
angesehen, Glashwiecz’ fatales letztes Gespräch mit dem
Wunch und den anschließenden Kampf ums Überleben verfolgt.
Jetzt ist es an der Zeit, Entscheidungen zu treffen.
    »Ich sage ja nicht, dass ihr meinem Beispiel folgen
müsst«, meint Amber, an ihren Hofstaat gewandt. »Ich
sage nur, dass wir genau deswegen hierher gekommen sind. Wir haben
festgestellt, dass die Bandbreite dazu ausreicht, Menschen und die zu
ihrer Unterstützung nötigen virtuellen Maschinen
hindurchzubefördern. Grundsätzlich können wir davon
ausgehen, dass uns auf der anderen Seite guter Wille erwartet,
zumindest aber die agalmische Bereitschaft, uns Ratschläge zum
Umgang mit den nicht vertrauenswürdigen Wunch zu geben. Ich
jedenfalls beabsichtige, eine Kopie von mir durch das Netzwerk zu
schicken und nachzusehen, was sich auf der anderen Seite des
Wurmlochs befindet. Darüber hinaus werde ich mich auf dieser
Seite zur Verfügung halten und mein Amt später der
Verkörperung von mir übergeben, die zurückkehrt –
welche es auch sein mag. Es sei denn, es liegt eine große
zeitliche Lücke dazwischen. Für wie lange, habe ich noch
nicht entschieden. Habt ihr Lust, mit mir zu kommen, Leute?«
    Pierre steht hinter dem Thron und hat die Hände auf dem
Rücken verschränkt. Als er über Ambers Kopf hinweg
nach unten blickt, auf die Katze, die auf ihrem Schoß liegt,
ist er fest davon überzeugt zu sehen, wie Aineko ihn mit zu
Schlitzen verengten Augen anstarrt. Ist schon komisch, denkt
er. Wir reden davon, in einen Kaninchenbau hinunterzuspringen und
unsere Persönlichkeiten denen anzuvertrauen, die auf der anderen
Seite leben, wer immer sie auch sein mögen. Und das alles,
nachdem wir die Wunch erlebt haben. Ist das sinnvoll?
    »Verzeih mir bitte, aber ich bin ja nicht blöd«,
sagt Boris. »Es handelt sich hier um ein Territorium, in dem das
Fermi-Paradox gilt, oder nicht? Es existiert ein Netzwerk, das den
unverzüglichen Übergang erlaubt und mit einer Bandbreite
ausgestattet ist, die für Intelligenzen wie die eines Menschen
ausreicht. Wo in der Geschichte gab es je Aliens, die uns besucht
haben? Es muss doch einen zwingenden Grund dafür geben, dass sie
nie aufgetaucht sind. Ich glaube, ich werde hier bleiben und
abwarten, was zurückkommt. Erst danach werde ich entscheiden, ob
ich das giftige Kool-Aid trinke.«
    »Vom Verstand her bin ich halbwegs dazu entschlossen, mich
ohne ein Backup hindurchzubegeben«, sagt ein anderer. »Aber
das ist schon in Ordnung, unsere Bandbreite reicht ja eh nur für
einen halben menschlichen Verstand.« Die Anwesenden reagieren
mit halbherzigem Gelächter und machen damit klar, dass die
Bereitschaft, mit Amber mitzuziehen, nachlässt.
    »Ich gebe Boris Recht«, erklärt Su Ang. Sie sieht
zu Pierre hinüber und sucht seinen Blick. Plötzlich wird
ihm einiges klar. Kaum merklich schüttelt er den Kopf. Du
hast nie eine Chance gehabt – ich gehöre Amber, denkt
er, aber löscht den Gedanken, ehe er in Versuchung kommt, ihn Su
Ang zu übermitteln. Möglich, dass seine Probleme mit dem droit du seigneur der Königin, ihrem Anspruch auf seine
sexuelle Willfährigkeit, in einer anderen virtuellen
Realität eine größere Rolle gespielt und seine
Entschlossenheit ins Wanken gebracht hätten. Wer weiß,
vielleicht ist das in einer anderen Welt bereits geschehen? »Ich
halte diesen Schritt für recht übereilt«, fügt Su
Ang hastig hinzu. »Wir wissen einfach noch nicht genug über
Zivilisationen, die eine Singularität hinter sich
haben.«
    »Es handelt sich nicht um eine Singularität«,
entgegnet Amber spitz. »Es handelt sich lediglich um eine kurze
Explosion rasend schneller Entwicklungen. Vergleichbar mit der
kosmischen Expansion.«
    »Glättet Widersprüche in der ursprünglichen
Struktur des Bewusstseins«, schnurrt die Katze. »Wird mir
kein Votum zugestanden?«
    »Aber ja doch.« Amber seufzt und sieht sich um.
»Pierre?«
    Das Herz schlägt ihm bis zum

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