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Accelerando

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Titel: Accelerando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Hals. »Ich bin auf deiner
Seite.«
    Ihr Gesicht verzieht sich zu einem strahlenden Lächeln.
»Also gut. Würden diejenigen, die dagegen sind, dieses
Universum jetzt bitte verlassen?«
    Plötzlich ist der Audienzsaal halb leer.
    »Zur Sicherheit stelle ich einen Zeitschalter auf eine
Milliarde Sekunden in der Zukunft ein. Falls der Router in der
Zwischenzeit keinen von uns zurückschickt, sorgt der
Zeitschalter dafür, dass wir zurück auf LOS gehen und uns
an diesem Ausgangspunkt wieder finden«, verkündet Amber
feierlich. Aufmerksam mustert sie die ernsthaften Gesichter der
Avatare, die im Audienzsaal verblieben sind. Plötzlich zeichnet
sich auf ihrem Gesicht Verblüffung ab. »Sadeq! Ich hatte
nicht angenommen, dass Sie bei einer solchen Sache…«
    »Würde ich getreu meines Glaubens handeln, wenn ich
nicht bereit wäre, die Botschaft Mohammeds, Friede sei mit ihm,
jenen zu bringen, die seinen Namen vielleicht noch nie vernommen
haben?«, erwidert er, ohne zu lächeln.
    Amber nickt. »Da haben Sie wohl Recht.«
    »Tu’s endlich!«, drängt Pierre. »Du
kannst es nicht ewig aufschieben.«
    Aineko hebt den Kopf. »Spielverderber.«
    »Okay.« Amber nickt. »Tun
wir’s…«
    Sie drückt auf einen imaginären Schalter, und die Zeit
steht still.
     

     
    Am anderen Ende des Wurmlochs, das im realen Raum zweihundert
Lichtjahre entfernt ist, beginnen kohärente Photonen zu tanzen
und jenen, die sie beobachten, eine Geschichte vorzuführen, in
der es um die Identität des Menschen geht. Und in der Umlaufbahn
rund um Hyundai +4904 / -56 ist alles still und
friedlich. Wenn auch nur für begrenzte Zeit…

 
einbruch der nacht
     
     
    EIN SYNTHETISCHER EDELSTEIN, SO GROSS WIE EINE Coladose,
fällt durch die Dunkelheit, in der sich nichts rührt. Die
Nacht ist so still wie ein Grab und kälter als der tiefste
Winter auf Pluto. Die hauchdünnen Segel, fein wie Seifenblasen,
baumeln schlaff herunter, denn der gebündelte Strahl von
saphirblauem Laserlicht, der sie aufgebläht hat, ist längst
versiegt.
    Gegen uraltes Sternenlicht zeichnet sich der Umriss eines riesigen
planetenartigen Himmelskörpers unterhalb der Hülle des
Starwhisp ab, die aus Edelsteinen und zartem Gewebe zusammengesetzt
ist.
    Acht Jahre sind vergangen, seitdem sich die gute alte Field
Circus in eine niedrige Umlaufbahn rund um den eisigen Braunen
Zwerg Hyundai +4904 / -56 begeben hat, und
fünf Jahre sind verstrichen, seit sich die Anschub-Laser des
Ring-Imperiums ohne Vorwarnung abgeschaltet haben, sodass das von
Licht gespeiste Segelfahrzeug drei Lichtjahre von zu Hause entfernt
gestrandet ist. Der Router, das seltsame von Aliens geschaffene
Artefakt im Orbit um den Braunen Zwerg, hat nicht reagiert, seit sich
die Besatzung des Starwhisp mittels des merkwürdigen
quantenverschränkten Interface zur Transmission auf den Router
heraufgeladen hat, um in ein damit verbundenes fremdes Netzwerk
vorzustoßen – was dieses Netzwerk auch darstellen mag.
Eigentlich ist in der Zwischenzeit überhaupt nichts passiert;
nichts, bis auf das langsame Verstreichen von Sekunden, denn der zur
Sicherheit eingestellte Zeitschalter führt einen Countdown der
Sekunden bis zu dem Zeitpunkt durch, an dem gespeicherte Kopien der
Besatzung wiederbelebt werden sollen.
    Zugrunde liegt dabei die Annahme, dass zu diesem Zeitpunkt den auf
den Router heraufgeladenen Kopien nicht mehr zu helfen ist.
    In der Zwischenzeit, außerhalb dieses Lichtkegels…
     

     
    Amber zuckt aus dem Schlaf, als hätte sie einen Albtraum
gehabt. Schlagartig setzt sie sich auf, sodass ein dünnes Laken
von ihrer Brust rutscht. Die Luft, die in ihrem Rücken
zirkuliert, sorgt für Abkühlung, der kalte Schweiß
verdampft. Unfähig, die Worte lediglich im Kopf zu artikulieren,
murmelt sie laut vor sich hin. »Wo bin ich? Oh! Ein
Schlafzimmer. Wie bin ich hierher gekommen?« Gemurmel. »Oh, jetzt verstehe ich.« Ihre Augen weiten sich vor
Entsetzen. »Es ist also kein Traum…«
    »Sei gegrüßt, du Mensch namens Amber«, sagt
eine gespenstische Stimme aus dem Nirgendwo. »Ich sehe, dass du
wach bist. Kann ich dir mit irgendetwas dienen?«
    Müde reibt sich Amber die Augen. Ans Bettgestell gelehnt,
sieht sie sich argwöhnisch um und bemerkt einen Spiegel neben
dem Bett, der ihr Bild reflektiert – eine junge Frau so
ausgemergelt wie die Menschen, in deren Genom eine P53-Schranke
für die Kalorienaufnahme eingebaut ist. Sie hat wirres blondes
Haar und dunkle Augen und könnte als Tänzerin oder

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