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Accelerando

Accelerando

Titel: Accelerando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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auf
Knappheit der Ressourcen basiert. Bandbreite vielleicht?«
    »Äh, nun ja.« Pierre sieht sie seltsam an.
»Genau darin liegt das Problem. Hat das Gespenst dir denn nicht
davon erzählt?«
    »Erzählt?« Amber zieht eine Augenbraue hoch.
»Doch, aber es hat sich ja nicht gerade als eine
zuverlässige Informationsquelle erwiesen, oder?«
    »Sag’s ihr«, fordert Su Ang Pierre leise auf.
Irgendetwas ist ihr peinlich, sie meidet Ambers Blick.
    »Die haben tatsächlich ein Wirtschaftsystem, das auf
Knappheit der Ressourcen basiert«, sagt Pierre. »Bandbreite
gibt es hier nur begrenzt, und das gilt auch für Materie. Diese
ganze Zivilisation hockt eng aufeinander, denn wenn man sich zu weit
entfernt, na ja, dann dauert es ewig, bis man wieder auf dem
Laufenden ist. Die Intelligenzen der Matroschka-Gehirne neigen weit
mehr als angenommen dazu, zu Hause zu bleiben, obwohl sie viel
miteinander telefonieren. Und sie benutzen Dinge, die aus anderen
kognitiven Universen stammen, als, äh, Zahlungsmittel. Wir sind
durch den Münzeinwurf hereingekommen. Ist es da ein Wunder, dass
wir in der Bank gelandet sind?«
    »Das ist dermaßen schäbig, dass ich gar nicht
weiß, wo ich mit dem Schimpfen anfangen soll«, knurrt
Amber. »Wie sind die denn überhaupt in einen solchen
Schlamassel hineingeraten?«
    »Frag mich was Leichteres.« Pierre zuckt die Achseln.
»Und ich hab das deutliche Gefühl, dass jeder oder alles,
den oder das wir hier kennen lernen, genauso wenig Ahnung davon hat
wie wir selbst. Wer oder was auch immer dieses Gehirn konstruiert und
gebaut hat – jetzt ist jedenfalls keiner mehr zu Hause,
außer den autonomen Körperschaften und Trittbrettfahrern
wie den Wunch. Wir tappen im Dunkeln, genau wie die.«
    »Ha, du glaubst also, die haben so was gebaut und sind
dann einfach ausgestorben? Das hört sich dermaßen absurd
an…«
    Su Ang seufzt. »Als sie sich erst einmal ein
geräumigeres Domizil geschaffen hatten, wurden sie zu groß
und zu komplex, um weiterhin auf Reisen zu gehen. Führen
hochgradig spezialisierte Organismen allzu lange eine
Nischenexistenz, so neigen sie dazu, irgendwann auszusterben. Wenn du
eine Singularität und, darauf folgend, eine Maximierung der
lokalen Rechenressourcen, wie sie hier vorliegt, als übliches
Endstadium der Nutzung von Rechenkapazität unterstellst, ist es
dann ein Wunder, dass niemand von denen je bei uns angeklopft
hat?«
    Amber konzentriert sich auf den Tisch vor ihrer Nase, legt den
Handballen auf das kühle Metall und versucht sich ins
Gedächtnis zu rufen, wie sie ihren Zustandsvektor duplizieren
kann. Gleich darauf macht sich ihr zweites Ich gehorsam am
physikalischen Modell des Tisches zu schaffen. Das Eisen gibt wie
Gummi unter ihren Fingern nach und wird angenehm elastisch.
»Okay, zumindest haben wir ein bisschen Kontrolle über
dieses Universum, damit können wir arbeiten. Hat jemand von euch
schon eine Selbst-Modifikation ausprobiert?«
    »Das ist gefährlich«, erklärt Pierre
nachdrücklich. »Ehe wir so was versuchen, sollten so viele
von uns wie möglich hier versammelt sein. Und wir brauchen
eigene Firewalls.«
    »Wie tief reicht die Realität hier?«, fragt Sadeq.
Es ist fast die erste Frage, die er von sich aus stellt. Amber nimmt
das als gutes Zeichen dafür, dass er endlich aus seinem
Schneckenhaus herauskommt.
    »Oh, die Planck-Länge misst in dieser Welt etwa das
Hundertstel von einem Millimeter. Zu klein, um sie mit bloßem
Auge zu erkennen, aber doch so groß, dass die
Simulationsmaschinen ohne Mühe damit umgehen können. Anders
als in der realen Raumzeit.«
    »Also gut.« Sadeq denkt kurz nach. »Und die
können ihre Realität, falls nötig, zu einem bestimmten
Ausschnitt vergrößern?«
    »Ja, Fraktale funktionieren hier drinnen.« Pierre nickt.
»Ich habe nicht…«
    »Dieser Ort ist eine Falle«, wirft Su Ang energisch
ein.
    »Nein, stimmt nicht«, erwidert Pierre gereizt.
    »Was meinst du mit Falle?«, fragt Amber.
    »Wir sind schon eine Weile hier.« Ang sieht zu Aineko
hinüber, die sich auf den Steinplatten ausgestreckt hat und
döst – oder was es sonst sein mag, was K.I.s mit leicht
übermenschlicher Intelligenz tun, wenn sie eine schlafende Katze
nachahmen. »Nachdem deine Katze uns befreit hatte, haben wir uns
hier umgesehen. Da draußen gibt es Dinge…« Sie
erschauert. »In den meisten der örtlichen
Simulationsräume können Menschen nicht überleben. Es
sind Universen nach physikalischen Modellen, die unsere Art von
neuronaler

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