Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Accelerando

Accelerando

Titel: Accelerando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
Vom Netzwerk:
aufgenommen hat
– Szenen von Suppenküchen und Hospizen. Sie kniet sich auf
ihn und flüstert ihm die nächsten Sätze ins Ohr.
    »Zwölf Millionen Dollar Steuerschulden, Baby, so
taxieren sie dich ein. Was, glaubst du, schuldest du mir? Das
sind sechs Millionen Netto-Einkommen, Manny, sechs Millionen Dollar,
die du keineswegs dazu nutzt, die Münder der Kinder, die du
haben könntest, zu stopfen.«
    Er rollt den Kopf hin und her, als wollte er ihr widersprechen.
Allerdings nützt das nichts. Von seiner verängstigten Miene
erregt, versetzt sie ihm einen harten Schlag. »Heute habe ich
zugesehen, wie du unzählige Millionen verschenkt hast, Manny.
Millionen verschleudert, an einen Haufen Krustentiere und einen
Piraten, der das schnelle Geld machen will! Du Mistkerl. Weißt
du, was ich mit dir anstellen sollte?« Er krümmt sich, weil
er nicht weiß, ob es ihr ernst damit ist oder ob sie nur so
handelt, um ihn sexuell zu erregen. Gut.
    Es hat keinen Wert, so zu tun, als ginge es hier um ein lockeres
Gespräch. Sie beugt sich so weit vor, dass sie seinen Atem an
ihrem Ohr spüren kann. »Körper und Geist, Manny.
Körper – und Geist. Aber du hast kein Interesse am
Körper, nicht wahr? Nur am Geist. Man könnte dich lebend in
einen Kochtopf werfen, ehe du merkst, was sich in deiner physischen
Umgebung tut. Wie einen Hummer. Das Einzige, das dich davor bewahrt,
ist die Tatsache, dass ich dich so sehr liebe.«
    Sie greift nach unten, zieht den Sack mit Gel weg und
entblößt seinen tauben, vor Gleitmitteln tropfenden Penis,
der so steif ist, als wolle er Werbung für Viagra machen. Sie
richtet sich auf und lässt sich langsam und vorsichtig auf ihm
nieder. Es tut nicht so weh, wie sie erwartet hat. Die Empfindung ist
völlig anders als alles, was sie je erlebt hat. Sie lehnt sich
nach vorn, packt seine gefesselten Arme, spürt seine erregende
Hilflosigkeit, kann sich nicht mehr beherrschen. Das Gefühl ist
so intensiv, dass sie sich fast die Lippe durchbeißt.
Später greift sie nach unten und massiert sein Glied, bis
Manfred sich zu verkrampfen beginnt, unkontrolliert zittert und den
Darwinschen Quellcode in sie verströmt. Nur das ist ihm
geblieben, um sich der Außenwelt mitzuteilen und mit ihr zu
kommunizieren.
    Sie wälzt sich von seinen Hüften herunter und nutzt den
letzten Rest des Sekundenklebers dazu, ihre Schamlippen zu
versiegeln. Menschen produzieren nun mal keine seminiferous
tubules, um die erfolgreiche Begattung abzusichern. Zwar
weiß sie, dass sie ihre fruchtbaren Tage hat, will aber kein
Risiko eingehen. Der Klebstoff wird ein, zwei Tage halten. Sie
fühlt sich so hitzig wie im Fieber, fast so, als wollte ihr
Körper ihr nicht mehr gehorchen. Endlich ist es ihr gelungen,
ihn festzunageln.
    Als sie ihm die Brille abnimmt, wirken seine Augen verletzlich und
nackt, entblößt bis zum menschlichen Antriebskern des fast
transzendenten Geistes, der ihm eigen ist. »Du kannst die
Heiratsurkunde morgen nach dem Frühstück
unterzeichnen«, raunt sie ihm ins Ohr. »Falls nicht, werden
meine Anwälte Verbindung mit dir aufnehmen. Deine Eltern wollen
sicher eine formelle Feier, aber das können wir später
arrangieren.«
    Da er Anstalten macht, etwas zu erwidern, gibt sie
schließlich nach, befreit ihn von dem Knebel und küsst ihn
zärtlich auf die Wange. Er schluckt, hustet und wendet den Blick
ab. »Warum?«, fragt er schließlich. »Warum auf
diese Weise?«
    Sie klopft ihm auf die Brust. »Es geht ausschließlich
um Besitzrechte.« Sie schweigt kurz, um nachzudenken: Immerhin
gilt es, eine riesige ideologische Differenz zu
überbrücken. »Du hast es endlich geschafft, mich davon
zu überzeugen, dass es dir mit dieser agalmischen Sache ernst
ist. Ernst damit, alles herzugeben, nur um Punkte bei den Pfadfindern
zu machen. Ich wollte dich nicht an einen Haufen Hummer oder
heraufgeladene Kätzchen verlieren. An was oder wen auch immer,
sofern er, sie oder es von dieser Singularität intelligenter
Materie, die du so eifrig vorantreibst, als dein Erbe profitieren
wird. Also hab ich beschlossen, mir erst einmal das zu sichern, was
mir zusteht. Wer weiß? Vielleicht schenke ich dir im Austausch
dafür in ein paar Monaten eine neue Intelligenz. Eine
Intelligenz, für die du nach Herzenslust sorgen
darfst.«
    »Aber du hättest es nicht auf diese Weise tun
müssen…«
    »Ach nein?« Sie gleitet vom Bett und zieht ihr Kleid
herunter. »Du gibst allzu viel allzu unbesorgt weg, Manny!
Mäßige dich, sonst ist bald

Weitere Kostenlose Bücher