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Accelerando

Accelerando

Titel: Accelerando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Dollar sind auch
nicht gerade nett, Manfred. Die Summe würde dazu reichen,
hundert unschuldige Rentner für den Rest ihres Lebens in einem
Altenheim zu betreuen.«
    Franklin, auf säuerliche Art belustigt, hält sich aus
dem Wortgefecht heraus und lehnt sich zurück.
    »Die Hummer verfügen über bewusste
Wahrnehmung«, setzt Manfred nach. »Was ist mit diesen armen
Kätzchen? Stehen ihnen nicht auch minimale Rechte zu? Und was
ist mit dir? Wie würde es dir gefallen, tausendmal in einer
intelligenten Bombe aufzuwachen, weil man dir vorgemacht hat, das,
was irgendein militärischer Rechner im Cheyennen-Gebirge als
Ziel ins Visier genommen hat, sei genau das, was dein Herz begehrt?
Wie würde es dir gefallen, tausendmal zu erwachen, nur um gleich
wieder zu sterben? Was noch schlimmer ist: Vermutlich lässt man
die Kätzchen nicht einmal frei herumlaufen. Sie sind viel zu
gefährlich, verdammt gefährlich, denn sie wachsen zu Katzen
heran, die einsame und höchst effiziente Tötungsmaschinen
darstellen. Da sie intelligent, aber nicht sozialisiert sind, wird
von ihnen eine solche Gefahr ausgehen, dass man sie nicht um sich
haben kann. Es sind Gefangene, Pam, deren neu entwickeltes
Bewusstsein ihnen nur offenbaren wird, dass sie für immer –
und immer wieder – zum Tode verurteilt sind. Findest du das
fair?«
    »Aber es sind doch nur Uploads.« Pamela starrt ihn an.
»Software, stimmt’s? Man könnte sie genauso gut in
einer anderen Hardware neu installieren, sagen wir in deiner Aineko.
Also sticht das Argument, man würde sie auf diese Weise
töten, eigentlich nicht, oder?«
    »Und weiter? In ein paar Jahren werden wir auch Menschen
heraufladen. Ich glaube, wir müssen die utilitaristische
Philosophie erst einmal einem Härtetest unterziehen, sonst
beißt sie uns irgendwann in die Großhirnrinde. Hummer,
Kätzchen, Menschen – es ist ein Tanz auf dem
Vulkan.«
    Franklin räuspert sich. »Wenn wir die Krustentiere als
Piloten engagieren wollen, brauche ich eine
Vertraulichkeitsvereinbarung und verschiedene
Unbedenklichkeitserklärungen von Ihnen«, sagt er zu
Manfred. »Danach werde ich mich an Jim wenden müssen, um
mit ihm den Einkauf des Internet-Providers zu besprechen.«
    »Kommt nicht in Frage.« Manfred lehnt sich zurück
und lächelt träge. »Ich werde nicht mitmachen, wenn es
darum geht, den Hummern ihre bürgerlichen Rechte zu entziehen.
Soweit es mich betrifft, sind sie freie Bürger. Oh, ich habe die
ganze Idee, die aus Hummern entwickelten K.I.s als Autopiloten
für Raumfahrzeuge einzusetzen, übrigens heute Morgen
patentieren lassen. Es ist überall protokolliert, und die Free
Infrastructure Foundation hat sämtliche Rechtstitel daran.
Entweder Sie geben den Hummern einen regulären Arbeitsvertrag
oder die Sache platzt.«
    »Aber sie sind doch nur Software, die auf den verdammten
Hummern basiert, Herrgott noch mal! Ich bin mir nicht einmal sicher,
ob sie tatsächlich über bewusste Wahrnehmung verfügen.
Ich meine, sie sind – ja, was eigentlich? Ein Netzwerk aus zehn
Millionen Neuronen, das mit einer Syntax-Maschine und einem
Scheißwissensarchiv verbunden ist? Welche Basis soll das
überhaupt für die Entwicklung von Intelligenz
abgeben?«
    Manfred deutet mit dem Zeigefinger auf ihn. »Genau das wird
man eines Tages über Sie sagen, Bob. Tun Sie’s!
Geben Sie denen einen Arbeitsvertrag oder verschwenden Sie keinen
Gedanken mehr darauf, Ihren eigenen Körper, wenn er Sie im Stich
lässt, heraufzuladen, denn das wird kein lebenswertes Leben mehr
sein. Der Präzedenzfall, den Sie hiermit in die Welt setzen,
entscheidet nämlich darüber, wie man in Zukunft mit solchen
Dingen umgehen wird. Genau das können Sie ruhig auch Jim Bezier
sagen, um ihn zu überzeugen. Wenn Sie’s ihm an den Kopf
knallen, wird er’s irgendwann kapieren. Manche Methoden
intellektueller Landnahme sollten einfach nicht erlaubt
sein.«
    »Hummer…« Franklin schüttelt den Kopf.
»Hummer, Katzen. Das ist Ihr voller Ernst, stimmt’s? Sie
sind also der Ansicht, dass sie wie Menschen behandelt werden
sollten?«
    »Es geht nicht so sehr darum, dass sie wie Menschen behandelt
werden sollen, sondern um Folgendes: Wenn sie nicht wie
Menschen behandelt werden, kann es sehr leicht passieren, dass andere
heraufgeladene Wesen auch nicht als Menschen behandelt werden. Sie
schaffen in juristischer Hinsicht einen Präzedenzfall, Bob. Mir
sind sechs weitere Unternehmen bekannt, die sich derzeit mit dem
Uploading befassen, und keines davon

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