Accelerando
hat sich bislang über den
rechtlichen Status der Heraufgeladenen Gedanken gemacht. Wenn Sie
jetzt nicht anfangen, darüber nachzudenken, wo landen Sie dann
in drei bis fünf Jahren?«
Pam, die nicht ganz begreift, was da vor sich geht, sieht wie ein
Automat, der in einer Schleife feststeckt, zwischen Franklin und
Manfred hin und her. »Um wie viel Geld geht es dabei?«,
fragt sie mit kläglicher Stimme.
»Oh, ich schätze, um etliche Millionen.« Bob starrt
auf sein leeres Glas. »Okay, ich rede mit denen. Falls sie
anbeißen, können Sie die nächsten hundert Jahre auf
meine Kosten dinieren. Glauben Sie wirklich, dass die Hummer den
Grubenkomplex selbständig betreiben können?«
»Für Wesen ohne Rückgrat sind die Hummer ganz
schön einfallsreich.« Manfred grinst unschuldig und voller
Begeisterung. »Sie mögen ihrem evolutionären
Hintergrund verhaftet sein, können sich aber trotzdem neuen
Umgebungen anpassen. Und denken Sie nur daran, dass Sie einer ganz
neuen Minderheitengruppe Bürgerrechte verschaffen! Und diese
Gruppe wird nicht lange eine Minderheit bleiben!«
An diesem Abend taucht Pamela in einem trägerlosen schwarzen
Kleid in Manfreds Hotelzimmer auf. Das Kleid verdeckt Stiefel mit
Stiletto-Absätzen und die meisten der Teile, die er am
Nachmittag für sie gekauft hat. Er hat ihren Agenten Zugang zu
seinem persönlichen Netz-Tagebuch gewährt, ein Privileg,
das sie schändlich ausnutzt. Als er aus der Dusche kommt,
verpasst sie ihm einen Schlag mit dem Betäubungsstab, knebelt
ihn, spreizt ihm Arme und Beine und fesselt ihn ans Bettgestell, ehe
er überhaupt Gelegenheit hat, etwas zu sagen. Sie wickelt ihm
einen großen Gummisack mit leicht narkotischen Gleitmitteln um
die anschwellenden Genitalien – schließlich kann sie nicht
zulassen, dass er so schnell zum Höhepunkt kommt –,
befestigt Elektroden an seinen Brustwarzen, führt mit
Gleitmittel einen Gummipfropfen in seinen Anus ein und schiebt ihn an
die richtige Stelle. Sie aktiviert seine Brille, die er vor dem
Duschen abgenommen hat, stöpselt sie in ihren Handheld-PC ein
und zieht sie ihm vorsichtig über die Augen. Sie hat noch
weitere Dinge dabei, die sie über den 3-D-Drucker des
Hotelzimmers heraufgeladen hat.
Nach Beendigung der Vorbereitungen spaziert sie ums Bett herum,
inspiziert ihn kritisch von allen Seiten und überlegt, womit sie
anfangen soll. Das hier ist schließlich nicht nur Sex, sondern
eine künstlerische Darbietung.
Nach kurzem Überlegen streift sie Socken über seine
bloßen Füße, quetscht fachmännisch eine winzige
Tube Sekundenkleber aus und klebt seine Fingerspitzen damit zusammen.
Danach schaltet sie die Klimaanlage aus. Er wälzt sich hin und
her und spannt sich an, um die Handschellen zu testen. Sie geht hart
ran; was er erlebt, kommt einer sensorischen Deprivation so nah, wie
sie es ohne Schwebetank und die Injektion des Muskelrelaxans
Suxamethonium überhaupt bewerkstelligen kann. Sie kontrolliert
all seine Sinnesorgane, nur seine Ohren sind nicht verstöpselt.
Die Brille gibt ihr einen Kanal mit hoher Bandbreite, der direkt in
sein Gehirn führt – es ist ein falscher Metacortex, der ihm
auf ihren Befehl hin Lügen zuflüstert. Die Vorstellung von
dem, was sie gleich tun wird, erregt sie und lässt ihre
Oberschenkel beben. Es ist das erste Mal, dass sie sowohl in seinen
Geist als auch in seinen Körper eindringen kann. Sie beugt sich
vor und flüstert ihm ins Ohr: »Manfred, kannst du mich
hören?«
Er zuckt zusammen. In seinem Mund steckt ein Knebel, die
Fingerspitzen haften aneinander. Gut. Kein Hintertürchen ist
offen, er ist ihr ausgeliefert.
»So fühlt es sich an, wenn man tetraplegisch ist,
Manfred, am ganzen Körper gelähmt. Durch eine
Nervenblockade der Motorik ans Bett gefesselt. Wegen BSE, der neuen
Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, in den eigenen Körper
eingeschlossen, weil man sich zu viele verseuchte Hamburger
einverleibt hat. Ich könnte dich mit
Methyl-Phenyl-Tetrahydropyridin so festnageln, dass du den Rest
deines Lebens so liegen bleiben, in einen Beutel scheißen und
durch ein Röhrchen pissen musst – unfähig zu sprechen
und mit niemandem in der Nähe, der für dich sorgt. Glaubst
du, das würde dir gefallen?«
Trotz des Knebels versucht er zu grunzen oder zu stöhnen. Sie
zieht den Rock bis zur Taille hoch, steigt aufs Bett und setzt sich
mit gespreizten Beinen auf ihn. Die Brille spult Szenen ab, die sie
im letzten Winter in der Umgebung von Cambridge
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