Accidental Witch 01 - Hexen mögen's heiß
Wand, um ihn besser sehen und gleichzeitig Abstand halten zu können.
Stille senkte sich herab, weich und angenehm. Das unbeleuchtete Treppenhaus erschien ihr seltsamerweise irgendwie heimelig, nicht vollkommen dunkel, aber auch nicht hell.
Wände mit Mahagonitäfelung, eine vergilbte Decke und geschlossene Türen umgaben sie. Ein Versteck, gemütlich, sauber. Melody fuhr mit der Hand über die Stufe hinter ihr, als wollte sie prüfen, ob sie staubig war.
„Shane hat heute früh gute Arbeit geleistet“, sagte sie.
„Das gehört zu seinen kleinen Aufgaben“, entgegnete Logan, und sie lächelten beide. „Ich bewundere deine Wohltätigkeitsarbeit“, fuhr er fort und wechselte damit das Thema so schnell und zu etwas so Persönlichem, dass Melody nicht wusste, was sie sagen sollte. Mit Versagen konnte sie fertig werden, aber Komplimente warfen sie um.
„Ich nehme an, Daddy damit zu verärgern, hat dich besonders gefreut.“ Er zwinkerte.
„Daddy verärgern …“ Sie schüttelte den Kopf. „Das kann ich wirklich gut.“
„Du kannst vieles gut, du hast nur noch nicht herausgefunden, was alles.“
Melody sah ihn prüfend an, um zu erkennen, ob er das auch ernst meinte. „Wie nett von dir, das zu sagen.“ Sie dachte an die amouröse Szene in ihrer Küche und fragte sich, was er jetzt wohl von ihr denken würde, wenn sie nicht - dank den Sternen! - unterbrochen worden wären.
Logan hatte wohl bemerkt, dass sie rot geworden war, denn er zog fragend die Brauen hoch, aber sie würde dieses Thema ganz bestimmt nicht ansprechen, nicht jetzt. Niemals. „Daddy zu verärgern ist einfach“, sagte sie.
„Ich dachte, es würde dir schwerfallen.“
„Nö, ich bin eine Naturbegabung. Und er ist leicht zu treffen, der typische Anzugträger mit Aktenkoffer, kein Humor, zwanghaft, konservativ, ruhig, lang…“ Sie verstummte, aber die Worte hingen zwischen ihnen in der Luft. Melody zuckte mit den Schultern. „Ups.“
„Ich bin nicht wie dein Vater.“
Oh Mann, Logans Augen waren wirklich umwerfend, dachte Mel, besonders wenn sie Funken sprühten wie in diesem Moment. „Habe ich das gesagt? Es liegt nicht an mir, wenn du eine Ähnlichkeit siehst … oder drei.“
„Na, vielen Dank.“ Trotz des sarkastischen Untertons in seiner Stimme lächelte er. „Du denkst also, dass ein Mann, der einen Aktenkoffer hat und einen Anzug trägt, nicht der ,Richtige‘ für dich ist.“
„Ich denke, dass es den ,Richtigen‘ für mich nicht gibt. Ich will keinen, vielen Dank. Ich habe alles, was ich brauche, um für mich selbst zu sorgen. Und du?“
Logan schüttelte den Kopf. „Ich habe schon mehr Fehler gemacht, als man in einem Leben machen sollte.“
Lautes Lachen von oben unterbrach ihr Gespräch.
„Yippie!“, jubelte Shane. „Galopp, Pferdchen!“
„Sieht aus, als würde dein Vater für Shane das Pferd spielen“, sagte Logan.
„Ha! Bestimmt nicht mein Vater.“
„Jessie“, sagten sie dann wie aus einem Munde und lehnten sich aneinander.
„Mein Vater spricht wahrscheinlich über Geschäfte und langweilt deine Mutter zu Tode.“
„Sie kam mir nicht gelangweilt vor, nicht von dem, was er sagte. Sie wirkte eindeutig interessiert.“
„Sie haben tatsächlich miteinander geflirtet, nicht wahr? Ich dachte es mir schon, aber ich dachte auch, dass ich zu viele Margaritas getrunken hätte.“
Logan schüttelte den Kopf. „Ich habe meine Mutter in meinem ganzen Leben noch nicht flirten sehen … bis heute.“
„Gespenstisch, nicht wahr“, sagte Melody, „sich seine Eltern als sexuelle Wesen vorzustellen?“
„Igitt, wie Shane sagen würde. Musstest du das unbedingt aussprechen?“
Melody lachte, und auch Logan grinste, wurde dann aber wieder ernst. „Da wir gerade von Sex reden …“, sagte er.
Melody erstarrte, merkte, wie nahe sie nebeneinandersaßen, und obwohl Logan ihr viel Zeit ließ, von ihm abzurücken, tat sie es nicht. Er legte den ersehnten Arm, seinen muskulösen Arm, fest um sie und zog sie noch näher, und diese Lippen, die sie kühl und weich in Erinnerung hatte, begegneten den ihren. Ein sanfter Kuss, ein unerfülltes Versprechen, sein Atem vermischte sich mit ihrem.
Noch ein Kuss. Und noch einer.
„Schlaf gut“, sagte Logan und riss sich los, offenbar ebenso widerstrebend und zugleich erleichtert wie sie.
Er stand vor ihr, berührte ihren Mundwinkel, schob ihn nach oben zu einem Lächeln, dann sah er ihr nach, wie sie die letzten Stufen der Treppe hinunterging. Er nickte,
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