Accidental Witch 02 - Hexen sind auch nur Menschen
mich wieder umzustellen. Zumindest in Situationen, die ich überblicken kann, und dann erst einmal nur für kurze Zeit.“
„Was versteht er unter Überblicken?“
„Ebener Boden, nichts im Weg, worüber man stolpern kann.“ Er sah sich um. „Hier scheint alles in Ordnung zu sein.“
„Das beruhigt mich“, sagte Kira, und aus irgendeinem Grund schien ihre Besorgtheit ihn zu überraschen und zu berühren.
Das einzig Interessante, was sie an diesem Tag entdeckten, war ein Bericht über Nate Winthrops Frau Addie und die zahme Krähe, die sie stets auf ihrer Schulter begleitet hatte.
Am nächsten Tag wollten sie wieder in die Bibliothek von Rainbows Edge zurückkehren. Als Kira morgens in Jasons Wagen stieg, schüttelte er tadelnd den Kopf. „Schon wieder in Schwarz?“
Kira sah an ihrem Hosenanzug hinunter. „Ich mag Schwarz.“ „Ach, ehrlich? Sie tragen jetzt schon seit drei Tagen immerzu Schwärz.“
„Stört es Sie?“
„Sie kleiden sich zwar schwarz, aber ich bin bereit, gegen die Bank zu setzen, dass in Ihnen der reinste Farbtopf brodelt.“ „Nun übertreiben Sie aber.“
„Ich mag Farben.“
„Ich auch. Bei Bettbezügen und Kirchenfenstern.“
„Genau“, meinte Jason. „Einen Kaffee?“ Er fuhr zum Autoschalter eines Doughnut-Ladens.
„Cola Light“, erwiderte Kira. „Und einen Doughnut mit Schokoüberzug, wenn es recht ist. Um den Nährwert meines Frühstücks abzurunden.“
„Gute Wahl. Ich nehme das Gleiche.“
Schweigend labten sie sich an Koffein und Zucker, während sie nach Rainbow's Edge fuhren.
„Da wären wir“, sagte Jason, als er seinen Hummer parkte.
„Ich kümmere mich um die Geschichtsbücher.“ Kira sprang aus dem Wagen, bevor er eine Chance hatte, ihr die Tür aufzumachen.
Auch dieser Tag endete ohne besondere Überraschung, zumindest was die Geister anging, obwohl sie etwas über Addies Tod, Nates teuren Geschmack und seine noch teureren Frauen herausgefunden hatten.
Am Donnerstag fuhren sie mit der Geisterforschung fort, bestellten sich zum Mittagessen eine Pizza und aßen sie in der großen alten Küche mit der riesigen offenen Herdstelle, die mit italienischen Kacheln ausgekleidet war und in der ein alter Kupferkessel hing.
Kira fühlte sich immer mehr auf einer Wellenlänge mit dem Hockeyknaben. Ihr gemeinsames Geschichtsinteresse war schon verblüffend und machte alles nur noch faszinierender.
Gegen ein Uhr, nachdem sie nahezu jedes Buch über Rainbows Edge durchgeblättert hatten, waren sie immer noch nicht viel weiter gekommen. Das gruseligste Ereignis war ein Streich, den 1924 ein kleiner Junge gespielt hatte. Zu jener Zeit war viel darüber geredet worden, und für eine Weile war der Eindruck entstanden, dass es auf Rainbows Edge tatsächlich einen Geist gäbe - einen kleinen Jungen, der immerzu nach seiner Mutter rief.
„Wie wäre es, wenn wir den Streich genauso nachspielten?“, schlug Kira vor, als sie auf den Stufen der Veranda saßen und das Farbenspiel der Bäume im Indian Summer genossen. „Zumindest gehört er wirklich zur Vergangenheit des Hauses, und es werden keine falschen Geschichten in die Welt gesetzt.“
„Wenn wir das tun, müssten wir dann nicht auch das versteckte Treppenhaus finden, in dem der Junge eingeschlossen gewesen sein soll?“, fragte Jason. „Wir haben nie eins gesehen.“
„Wir haben auch nie eins gesucht.“ Kira warf einen Blick hinüber zum Familienfriedhof des Anwesens. „Interessant ist auch, dass in den Beschreibungen auch immer wieder die Krähen auftauchen. Alle Autoren haben es für wichtig gehalten, Addies zahme Krähe zu erwähnen. Ihr Mann, der wohl hauptsächlich für die Niederschrift der Überlieferungen verantwortlich ist, hat sehr direkt daraufhingewiesen, dass sie von der Bevölkerung für sonderbar und furchterregend gehalten wurde.“
„Das ist mir gar nicht aufgefallen.“ Jason rieb sich den Nacken. „Aber ich habe mich auch mehr mit den Büchern über das Haus als mit Geschichten über die Leute beschäftigt.“
Kira konnte Jasons Körpersprache bereits gut deuten, und wenn er sich den Nacken rieb, war das ein sicheres Zeichen für Stress oder Erschöpfung. „Bedrückt Sie, dass wir das Treppenhaus noch nicht gefunden haben“, fragte sie, „oder sind Sie enttäuscht, dass wir keine Hinweise auf einen echten Geist entdeckt haben?“ „Ein bisschen von beidem, schätze ich. Und dann ist da dieser Obelisk. Sehen Sie mal.“ Er deutete hinüber zum Friedhof, wo ein mächtiges
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