Accidental Witch 02 - Hexen sind auch nur Menschen
Recherchen habe ich das Gefühl, dass wir die ehemaligen Bewohner ziemlich gut kennen. Abgesehen vom alten Nate, der das Haus gebaut und die meisten Bücher geschrieben hat. Sich selbst hat er als einen so großartigen Mann gezeichnet, hat derart mit seinen Frauen geprahlt, dass ich mir Gedanken über ihn gemacht habe. Ich glaube, Ihr Großvater ist nicht der einzige Weiberheld in der Stadt gewesen.“
„Gram hat schon immer gesagt, dass viele Gerüchte über Winthrops Selbstdarstellung im Umlauf waren.“ Jason lachte leise. „Sie haben recht. Fiktive Geschichten, die auf ein paar Fakten und Hörensagen beruhen, werden die Tour noch etwas gruseliger machen.“ Er zupfte ein orangerotes Blatt aus ihrem Haar und grinste. „Dieselbe Farbe. Ich hätte es fast übersehen.“ Sie riss es ihm aus der Hand. „Das ist nicht witzig.“
Jason grinste trotzdem. „Wir müssen das Treppenhaus finden, den Caterer buchen, einen Dekorateur engagieren. Und wir müssen einen Kran bestellen, der das Grabmal hochzieht. Aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass wir schon ein Stück weitergekommen sind.“
„Ich würde das Haus gern selbst herrichten“, erklärte Kira. „Und ich glaube, dass dafür nur Ausgaben für Blumen und Dekorationsmaterial entstehen würden und ich so der Stiftung sparen helfen könnte. Vielleicht kriege ich es sogar hin, dass uns das Material gespendet wird. Was halten Sie davon?“
„Das würde bedeuten, Sie müssten vor und auch noch nach der Veranstaltung zusätzlich Zeit investieren“, warnte Jason, „während die Deko-Leute normalerweise auch für den Auf- und Abbau verantwortlich wären.“
„Ja, und dafür verlangen sie auch eine Menge Geld. Sie sind jetzt seit wie lange mein Boss? Seit drei Tagen, und ich habe an all diesen Tagen Überstunden gemacht. Was würde sich also ändern? Und außerdem ... 'was habe ich sonst noch zu tun?“ „Einverstanden. Aber nur, wenn Sie meine Unterstützung akzeptieren.“
„Wie denn? Wollen Sie auf Leitern klettern und an Kronleuchtern durch die Gegend schwingen, wie es alle Gorillas mit Krücken tun?“ Sie stieß ihn mit der Schulter an, um ihm zu zeigen, dass es ein Witz sein sollte. Und es freute sie, als er die Geste erwiderte.
„Die ,Krücke' hatte ich ganz vergessen“, meinte er. „Mist, ich hab sie tatsächlich vergessen. Der Stock ist wohl noch in der Bibliothek.“
„Ich hole ihn. Schonen Sie Ihr Knie.“
Kira lief nach oben, ergriff den Stock, hörte etwas flattern und dachte, ein Vogel sei aus der Voliere entkommen. Aber nein, zwei Krähen waren gerade auf dem Fenstersims gelandet. Sie sahen sie an, putzten ihr Gefieder und schienen äußerst zufrieden. Seltsam.
Zwei Krähen bedeutete, dass eine Überraschung ins Haus stand, eine Wendung zum Besseren. Freude. Vielleicht war es das. Kira ging hinüber zum Fenster und legte ihre Hand mit gespreizten Fingern auf die Scheibe, weil sie dachte, damit würde sie die Vögel verscheuchen.
Aber die Krähen tippten mit den Schnäbeln an das Glas gegen ihre Fingerspitzen. „Auf Wiedersehen, kleine Krähen“, sagte Kira und wandte sich voll neuer Hoffnung für ihren Job und für die Geistertour ab und ging hinunter.
Eine Minute später übergab sie Jason seinen Stock. „Ich glaube, es ist ein gutes Zeichen, dass Sie ihn vergessen haben.“ „Das glaube ich auch.“
„Aber versuchen Sie jetzt nicht gleich wieder, Hockey zu spielen.“
„Das ist richtig blöd“, sagte er.
„Was?“, wollte sie wissen.
„Dass Sie meine Gedanken lesen können.“
„Ich wünschte, es wäre so“, erwiderte sie. „Fahren wir. In meinem Büro wartet noch ein Haufen Papierkram auf mich.“ „Okay, der Plan in Kürze“, sagte er, nachdem er neben sie in den Hummer gestiegen war und den Motor angelassen hatte. „Sagen Sie mir, ob Sie damit einverstanden sind. Kanapees und Champagner, wenn die Leute ankommen. Ein kleines Theaterstück um einen geisterhaften Streich, die Friedhofstour mit unseren makabren Geschichten an ein, zwei Grabstellen. Dann zurück zum Haus zum Kuchenbuffet und anschließend einen Verdauungsschnaps im Salon.“
„Ausgezeichnet“, erwiderte Kira. „Wie wäre es noch mit einem Quartett, das im Musikzimmer aufspielt, direkt nach dem Friedhof, dann können die Leute tanzen oder sich das Haus ansehen. Und das Treppengeländer, das hinauf zur Voliere führt, schmücken wir mit einer Lichterkette.“
„Brillant“, stimmte Jason kopfnickend zu, als wäre ihm der Gedanke auch selbst
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