Accidental Witch 02 - Hexen sind auch nur Menschen
Fürs Erste.
„Gehen wir erst einmal ums Haus herum“, schlug er vor, „und sehen nach, ob wir irgendwelche Unregelmäßigkeiten in der Konstruktion entdecken, die groß genug sind, dass sich ein Treppenhaus dahinter verbergen könnte.“
Während sie das taten, benannte er jeden einzelnen Raum nach seiner Funktion, und sie waren sich einig, dass die Fassade mit der Aufteilung im Innern übereinzustimmen schien. „Das Treppenhaus muss sich in der Mitte des Gebäudes befinden“, sagte er mehr zu sich selbst. „Das wäre möglich.“
„Wo fangen wir an?“, wollte sie wissen, als sie hineingingen. „Hast du die Bauzeichnungen gefunden?“
„Ich habe das ganze Archiv auf den Kopf gestellt, aber nichts über dieses Haus gefunden. Was hältst du davon, wenn wir auf dem Dachboden anfangen und uns dann langsam bis in den Keller Vorarbeiten?“
„Klingt gut.“
Kira winkte den laut durcheinanderkreischenden Vögeln in der Voliere zu, bevor sie das kleine Treppenhaus betrat, das nach oben auf den Dachboden führte.
„Die Vögel machen immer nur so einen Lärm, wenn du auftauchst.“ Jason stieg hinter ihr die Stufen hinauf.
„Vielleicht versuchen sie, mit der Hexe in mir zu sprechen“, erwiderte sie mit zitternder Stimme und aufgesetztem Krächzen. Dabei drehte sie sich um und spreizte ihre Finger zu Klauen, als wollte sie ihm an die Gurgel fahren.
Da sie sich eine Stufe höher befand, standen sie einander Auge in Auge gegenüber — es war eigentlich der richtige Augenblick für einen Kuss. Kira ließ sich hinreißen, mit den Locken in seinem Nacken zu spielen.
Jasons Seufzer sprach Bände, und als er ihre Hände in seine nahm, spürte sie das Feuer, das sich plötzlich zwischen ihnen entzündete. Und sie sehnte sich danach, seine Lippen auf den ihren zu spüren.
„Haben Hexen nicht immer Haustiere? So ganz besondere?“, fragte er und betrachtete ihren Mund.
Kira seufzte, schob seine Hände zur Seite und zog sich etwas von ihm zurück. „Du meinst einen sogenannten Schutzgeist?“ „Genau. Wo ist denn deiner?“
„Du meinst, ich sollte mit einer Krähe auf der Schulter herumlaufen wie die seltsame alte Addie Winthrop?“
„Das könnte ein schlechtes Licht auf die Stiftung werfen.“ „Nein.“ Kira blieb hartnäckig. „Eine Krähe verheißt nichts Gutes für den, dessen Begleiterin sie ist.“
„Wie meinst du das?“
„Eine einzelne steht für Leid“, erklärte sie.
„Jetzt mal im Emst“, meinte er. „Du hattest nie Haustiere?“ „Doch, einen Hund. Spooky. Aber ich habe ihn Melodys Sohn Shane geschenkt, als ich nach Cloud Kiss gezogen bin. Ich wollte deine Großmutter gar nicht erst fragen, ob ich ein Tier mitbringen dürfe. Nach Cloud Kiss passen einfach keine Haustiere. Aber Shane lässt mich Spooky jederzeit besuchen.“
„Ich dachte immer, Hexen hätten Katzen.“
„Irgendwann möchte ich gern einmal eine haben. Aber bisher habe ich noch nicht die richtige gefunden. Oder sollte ich sagen, sie hat mich noch nicht gefunden?“, sagte Kira, während sie vergebens nach einem Lichtschalter tastete. „Meine Schwester Regan hat eine Katze, die braucht einen Exorzisten.“
Erstaunt sah Jason sie an.
Kira zuckte die Schultern. „Bei uns scheinen immer die Tiere zu landen, die kein anderer haben will... obwohl wir bestimmt nicht danach suchen.“
„Wie war das mit Spooky?“
„Er hat eines Tages vor meiner Tür gesessen und gebellt wie eine Eule auf Steroiden.“
„Klingt spooky“, meinte Jason.
„Genau. Daher der Name. Was tust du da?“
Er tastete die Wand in einer Weise ab, dass Kira sich wünschte, sie wäre die Wand.
„Irgendwo muss doch der Eingang zu diesem geheimen Treppenhaus sein“, meinte er.
„Da ist was dran. Aber ich dachte, du hättest gesagt, es müsse irgendwo in der Mitte des Hauses sein. Das da ist aber eine Außenwand.“
„Wir können es uns nicht leisten, irgendetwas zu übersehen. Komm her, fang neben mir an und arbeite dich langsam vor. Ich gehe in die andere Richtung“, schlug Jason vor, „und in der Mitte treffen wir uns dann wieder.“
Kira zwinkerte ihm zu. „Ich soll dich also in der Mitte treffen.“ So machten sie es, doch auf halber Strecke drehte sich Kira um und schrie auf.
„Was?“, fragte Jason und kam herüber.
Kira schüttelte den Kopf. „Da ist eine Frau.“
„Unsinn, das ist eine Schneiderpuppe.“
„Einen Augenblick lang hätte ich schwören können, dass es eine Frau mit dunklem Haar war, die ein Kleid aus
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