Accidental Witch 03 - Hexe Wider Willen
bekommen. Er gab sich geduldig und hörte genug, um zu wissen, dass Victoria gerade ohne jede Probleme ein Angebot für das Einhorn ablehnte. Wenn er nicht aufpasste, würde sie es vor seiner Nase verkaufen. Wie sollte er das nur verhindern?
Victoria fühlte sich nicht besonders wohl dabei zu telefonieren, während ein Kunde im Laden wartete, um ihr eine Frage zu stellen. Rory fiel das Schild an der Ladentür wieder ein. Einen besseren Hausmeister als ihn würde sie niemals finden.
Er musste sich ohnehin ein Zimmer suchen, denn das Einhorn zurückzuholen schien ein wenig mehr Zeit in Anspruch zu nehmen, als er gehofft hatte.
Nach dem Telefongespräch bediente Victoria ihren Kunden und erkundigte sich bei einem anderen, ob er Hilfe brauche, bevor sie wieder zu Rory zurückkehrte. „Sie bewundern ja immer noch mein Einhorn.“
„Es ist wirklich von seltener Schönheit“, erklärte Rory, der von Victorias traumhafter Schönheit mindestens ebenso gefangen war, auch wenn ihr argwöhnischer Blick ihn wieder an sein eigentliches Vorhaben erinnerte. „Das eben kann nicht das erste Angebot gewesen sein, das Sie bekommen haben“, stellte er fest.
Victoria steckte ihren Schlüssel ins Schloss des Glaskastens. „Nein, und die Summen werden immer höher. Sie haben mir noch gar nicht Ihr Sternzeichen verraten“, sagte sie, während sie aufschloss.
„Interessieren Sie sich für Astrologie?“
„Nur insoweit, wie ich etwas in Büchern und auf Tafeln lese, die ich zufällig in die Hände bekomme. Aber das Einhorn trägt mein Sternzeichen, also …“
Rory verlor den Faden ihrer Unterhaltung, während er vor das Meisterwerk trat, das möglicherweise in der Lage war, den Ruf seines Dorfes und die Würde seines Familiennamens wiederherzustellen. Er nickte und versuchte, sich an ihre Frage zu erinnern. „Oh, mein Sternzeichen. Ich bin Stier.“
Victoria warf ihm einen Blick voll selbstgefälliger Zufriedenheit zu. „Das Zeichen des Bullen – entschlossen, stur, eigensinnig.“ „Und sinnlich“, fügte Rory hinzu. „Alle Stiere sind sinnlich. Haben Sie hier den Geruch von Lilien versprüht, Victoria? Chemikalien sind nicht gut für den Originalanstrich. Und die Sonne auch nicht. Sie sollten das Einhorn nicht so nah ans Fenster stellen.“
Victoria holte tief Luft, als habe sie seine Bemerkung getroffen, aber er hätte wetten können, dass es nicht die Schärfe seines Tons gewesen war. Nein, es lag an etwas anderem, dass sie ihn plötzlich viel offener ansah. Sie beobachtete, wie er den Sattel mit dem dahinter zusammengerollten Drachen und die aufgemalte Decke berührte, während er heimlich nach einem Riegel für das versteckte Fach suchte. „Es ist die sinnliche Natur des Stiers, die eine Frau seine schroffe Seite schnell vergessen lässt“, erklärte er, um sie von seinen suchenden Fingern abzulenken.
„Vergessen?“, sagte sie. „Das glaube ich nicht. Nicht ich! Aber das Lied des Stiers könnte vielleicht helfen. Können Sie singen?“ „Ich weiß nicht“, erwiderte Rory. „Ich hatte nie wirklich einen Anlass. Vergeben Sie mir meine eingerosteten Manieren, wenn ich es versuche?“
„Sie meinen Ihre geistlosen Manieren. In diesem Leben nicht mehr, nicht für ein Lied. Allerdings könnten Sie tanzen, damit ich Ihnen verzeihe.“
Rory ließ seinen Blick kurz durch den Laden schweifen, um festzustellen, wie sehr er sich zum Affen machte, wenn er ihrem Wunsch folgte. „Ihr Laden ist ja inzwischen leer.“
„Im Moment schon“, meinte sie.
„Ich verstehe. Okay, sind Stiere dafür bekannt, dass sie genauso gut tanzen können wie singen?“
„Keine Ahnung. Ich will einfach nur, dass Sie einen angemessenen Preis für Ihre Beleidigung zahlen.“
„Mit Entschädigungen habe ich schon so meine Erfahrung gesammelt“, sagte er. „Welchen Tanz möchten Sie denn sehen?“ „Den Ententanz“, sagte sie mit strahlenden Augen und versetzte ihm damit einen herben Schock.
Er zog ein finsteres Gesicht und versuchte, ihr zu widerstehen. „Nie gehört.“
Victoria machte den Glaskasten wieder zu und klemmte ihm dabei fast die Finger. „Der Ententanz ist der Brüller“, sagte sie. „Wie schade.“
Wie sollte er es nur anstellen, dass er in ihrer Nähe bleiben konnte, als ihr Angestellter, vielleicht sogar in ihrem Haus. „Wohnen Sie auch hier?“
„Ja, das Haus hat schon immer unserer Familie gehört. Warum?“
„Es gefällt mir“, erwiderte er. „Und Sie haben ein Zimmer zu
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