Accra: Roman (German Edition)
waren, können Sie es mir ruhig sagen. Das ist okay.«
Daramani starrte ihn entgeistert an.
»Ich weiß, dass ihr Männer aus dem Norden unsere Aschanti-Mädchen mögt, aber die sind schwer zu kriegen«, sagte Chikata.
»Häh?«
»Accra-Frauen und Aschanti-Mädchen«, beharrte Chikata. »Die mögt ihr Männer aus dem Norden doch.«
Was für eine schwachsinnige Behauptung!
»Bitte, Sir, also ich ... ich mag Mädchen aus dem Norden«, sagte Daramani hilflos.
Chikata stierte ihn bedrohlich an. »Wir durchsuchen Ihr Haus. Falls wir da irgendwas finden, und sei es nur ein bisschen Marihuana, wandern Sie ins Gefängnis, und je mehr Lügen Sie erzählen, desto länger sitzen Sie, verstanden?«
»Aber, Sir, bitte, ich erzähle keine Lügen!«
»Sie waren der Letzte, der Musa gesehen hat, ist Ihnen das klar?«
»Ich weiß gar nicht, was Sie wollen.«
»Sie waren am Samstagabend mit ihm zusammen«, fuhrChikata fort, »und am nächsten Morgen wurde er tot aufgefunden. Sind Sie an dem Abend mit ihm zur Korle-Lagune gegangen?«
»Nein, Sir.«
»Sie waren eifersüchtig auf ihn und Akosua, und Sie wollten Akosua für sich, stimmt’s?«
» Nein! Eifersüchtig auf ihn und Akosua, wieso? Musa ist mein Landsmann.«
»Wo haben Sie ihn umgebracht?«, fragte Chikata streng. »Wir wissen, dass Sie es waren. Haben Sie ihn bei der Lagune umgebracht? Wo? «
Daramani hob die Hände und zog die Schultern hoch. »Ich habe ihn nicht umgebracht! Was soll ich denn noch sagen?«
»Sie waren es. Jemand hat Sie gesehen.«
»Was? Wer? Das ist eine Lüge!«
Für einen Moment lehnte Dawson seine Stirn an die Wand und schloss die Augen. Diese Befragung war eine Katastrophe!
»Sie mochten Akosua so gern«, sagte Chikata und senkte die Stimme, »und als Sie Musa am Samstag mit ihr auf dem Nima-Markt sahen, beschlossen Sie, ihn zu ermorden.«
Daramani stützte seinen Kopf in die Hände.
»Also, nachdem Sie beide von Ihnen weggingen«, schwadronierte Chikata, »sind Sie mit ihm nach Agbogbloshie, und da haben Sie ihn umgebracht. Wir wissen, dass es so war. Es wäre besser für Sie, wenn Sie gestehen. Sie wandern ins Gefängnis. Warum sagen Sie nicht endlich die Wahrheit, dann können wir Ihnen helfen.«
»Bitte, Sir«, sagte Daramani erschöpft. »Ich sage die Wahrheit.«
Mit einem Ruck schob Chikata seinen Stuhl zurück und stand auf. »Okay, das werden wir ja sehen!«
Er verließ mit Lartey zusammen den Raum. Sie schlossen die Tür hinter sich und kamen zu Dawson. Alle drei gingen ein paar Meter den Flur entlang, bis sie außer Hörweite waren.
»Ich glaube, er ist unser Hauptverdächtiger«, eröffnete Chikata.
»Du hast ihm nicht einmal die Chance gegeben, ein Alibi vorzuweisen«, erwiderte Dawson. »Das macht man als Erstes, und dann erst kann man Beschuldigungen vorbringen. Wenn sich das Alibi als falsch erweist, kannst du ihn wieder vorladen und in die Mangel nehmen.«
»Sein Alibi hat er ja quasi angedeutet«, mischte sich Lartey leise ein. »Daramani sagt, dass Musa zwei Stunden lang bei ihm in Nima war und dann ging. Was bedeutet, dass Daramani behauptet, in Nima gewesen zu sein, als Musa ermordet wurde.«
Dawson wandte sich ab. Nein, dem stimmte er ganz und gar nicht zu. Und vielen Dank, dass Sie mich vor meinem Untergebenen runtermachen! Er hatte gewiss nicht vor, Zeit mit einer sinnlosen Wortklauberei zu verlieren. Wozu auch? Der Chief Supol würde seinen Neffen bis zum letzten Atemzug verteidigen, egal was Dawson oder sonst wer sagte.
»Geh und besorg dir einen Durchsuchungsbefehl, Philip«, sagte Lartey.
Chikata eilte den Flur hinunter.
»Ich glaube, Ihr Detective Sergeant hat einen Fall, Dawson«, sagte Lartey und reckte selbstgewiss sein Kinn vor. »Wahrscheinlich sind Sie nicht objektiv, was Ihren, ähm, Freund betrifft. Das ist vollkommen menschlich.«
»Ja, Sir.«
»Und ich möchten Ihnen einen guten Rat geben. Seien Sie vorsichtig, mit wem Sie Umgang pflegen. Nicht bloß im Dienst, sondern auch privat. Die Art Leute, mit denen dieser Daramani verkehrt – Karrenschieber, Leute aus Agbogbloshie –, ist nicht gut für Sie.« Lartey verzog das Gesicht, als wäre ihm schlecht. »Mit diesen niederen Elementen der Gesellschaft sollten Sie lieber nicht bekannt sein. Sie verstehen, was ich meine, nicht?«
»Ja, Sir.«
»Schön. Das ist alles für heute. Sie können gehen.«
14
Dawson ging nicht gleich nach Hause. Er machte einen Spaziergang. Sehr gern wäre er in irgendeine Form von Wildnis geflohen, wo es
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