Accra: Roman (German Edition)
Chikata.«
13
In der CID-Zentrale gab es genau einen offiziellen Befragungsraum, und der war für »Fälle von nationaler Bedeutung« reserviert. Die Ermordung eines vermeintlich unbedeutenden Teenagers im Slum von Agbogbloshie fiel nicht in diese Kategorie. Normalerweise wäre Daramani also im Büro der Detectives befragt worden. Doch Lartey entschied, das Büro eines Assistant Superintendents zu nehmen, das gerade verfügbar war, weil der ASP einen Auftrag in Tamale bearbeitete. Obwohl Lartey der Befragung »beiwohnen« wollte, sollte Chikata das Reden übernehmen.
Dawson hielt das für keine gute Idee. Chikata war zu unerfahren, und ihm fehlten schlicht die nötigen Fähigkeiten. Dawson wusste, was hier passierte: Der Detective Sergeant wollte zeigen, was er »draufhatte«, und sein Onkel wollte ihm auf Biegen und Brechen die Chance dazu geben.
Sie gingen zum ASP-Büro den Flur hinunter. Dawson folgte ihnen, doch als sie die Tür erreichten, drehte sich der Chief Supol zu ihm um und sagte: »Wir wollen nicht, dass der Verdächtige beeinflusst wird, deshalb ist es besser, wenn Sie nicht mit hineinkommen.«
Aha? Ist Daramani jetzt offiziell ein Verdächtiger?
»Wie Sie meinen, Sir.«
Onkel und Neffe betraten den Raum. Drinnen standen zwei Tische, von denen auf einem Papierstapel lagen. Der große, dünne Daramani saß an dem anderen Tisch auf einem Stuhl, den Rücken zum Fenster, vor dem eine Jalousie hing. Durch dasselbe Fenster blickte Dawson hinein und beobachtete alles.
Chikata setzte sich Daramani gegenüber, während Lartey einen Stuhl schräg hinter Daramanis wählte, sodass der Verdächtige ihn nicht ansah.
»Ist Ihr voller Name Daramani Gushegu?«, begann Chikata auf Twi.
»Ja, Sir.«
»Und Sie wohnen in Nima?«
»Ja, Sir.«
»Kennen Sie einen Musa Zakari?«
»Sir, ja, ich kenne ihn.«
»Woher kennen Sie ihn?«
»Er ist ein Karrenjunge, und ich habe ihn mal auf der Nima-Seite getroffen.«
»Wie lange ist das her?«
»Vielleicht ... ein gutes halbes Jahr oder so.«
»Wissen Sie, wo er sich gegenwärtig aufhält?«
»Nein, Sir.«
»Wissen Sie, dass ein Mann, der Musa ähnelt, tot in der Korle-Lagune gefunden wurde?«
Daramani schrak zurück. »Nein. Wirklich? Wann?«
»Am Sonntag vor zwei Wochen. Haben Sie nichts darüber in der Zeitung gelesen?«
»Doch, Sir, aber sind Sie sicher, dass er es ist, den sie in der Lagune gefunden haben?«
»Kennen Sie seine Freundin, Akosua Prempeh?«
»Ja, Sir, die kenne ich.«
»Wann haben Sie Musa zuletzt gesehen?«
»Sir, ich habe ihn vor ... zwei Wochen gesehen.«
»An welchem Tag?«
»Hmm.« Daramani überlegte. »Freitag. Nein, Samstag.«
»Wo haben Sie ihn gesehen?«
»Auf dem Nima-Markt.«
»War er allein?«
»Nein, Sir. Akosua war bei ihm.«
»Um welche Zeit war das?«
»Abends. Ungefähr um sechs.«
»Und was ist dann passiert?«
»Er hat mich gefragt, ob ich ihm helfe, Metallteile zu einem Mann in Maamobi zu bringen, und ich habe gesagt, okay, ich helf dir.«
»Wie haben Sie das Altmetall dorthin gebracht?«
»Mit einem Karren von meinem Freund in Nima.«
»Wie heißt dieser Freund?«
»Yaw.«
»Nachdem Sie das Metall abgeliefert hatten, was haben Sie da getan?«
»Wir sind zu mir nach Hause gegangen.«
»Sie und Musa?«
»Ja, Sir.«
»Was haben Sie beide bei Ihnen zu Hause gemacht?«
»Wir haben bloß geredet.«
»Und Marihuana geraucht?«
»Sir, nein, Sir. Ich rauche das nicht.«
Chikata schnaubte ungläubig. »Okay, das werden wir sehen, wenn wir Ihr Haus durchsuchen. Wie lange war Musa bei Ihnen?«
»Weiß nicht ... zwei Stunden vielleicht.«
»Und dann?«
»Dann ist er gegangen.«
»Wohin?«
»Sir, das weiß ich nicht. Manchmal geht er auf die Agbogbloshie-Seite.«
»Mögen Sie Akosua?«
»Häh?« Auf die Frage war Daramani nicht gefasst.
»Akosua. Mögen Sie sie?«
»Sir, ja, ich mag sie.«
Achtung, Daramani!
»Wie mögen Sie sie?«
»Sie ist ein nettes Mädchen.«
»Möchten Sie sie jetzt als Freundin, wo Musa nicht mehr da ist?«
»Nein, Sir, bitte, sind Sie sicher, dass er tot ist?«
»Wenn er tot wäre, würden Sie dann gern Akosua als Freundin haben?«
»Sir.« Daramani schüttelte den Kopf. »Sie ist seine Freundin, nicht meine.«
»Akosua hat mir erzählt, wie Sie sie immer angeguckt haben. Dass Sie scharf auf sie waren.«
»Ich?« Daramani piekte mit dem Finger in seine Brust. »Überhaupt nicht!«
»Hören Sie, Sie müssen keine Angst haben. Wenn Sie wegen Akosua neidisch auf Musa
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