Accra: Roman (German Edition)
Kaugummi und lächelte. »Kann ich Ihnen helfen?«
»War hier eben ein Mann drin, der telefoniert hat?«
Sie zog die Brauen hoch und schüttelte den Kopf. »Nein.«
Dawson stürmte nach draußen, wütend auf sich selbst. Wieso sollte der Anrufer auch in den Laden gehen, wo man ihn sehen würde?
Er sprang über das Geländer an einer Seite der Ladenfront und eilte zur Rückseite des Gebäudes. Gleichzeitig kam Chikata mit einer durchsichtigen Plastiktüte von dort entgegen, gefolgt von Carlos. Dawson sah auf den ersten Blick, dass sie den Kerl nicht hatten.
»Wir haben ihn verpasst, Boss«, sagte Chikata verärgert. » Mist! Das hier hatte er für uns da hinten an die Mauer geklebt.«
Er reichte Dawson die Tüte. Darin war ein billiges Handy, wie Dawson es für Akosua gekauft hatte. Auf dem Display war ein Smiley mit einer Textnachricht: War knapp, hat dann aber doch nicht gepasst, was?
»Verstehst du das?«, fragte Chikata.
»Ja, ich verstehe es, danke.« Dawson knirschte vor Wut mit den Zähnen. Er wollte das Telefon in tausend Stücke zertrümmern. »Die Anspielung auf die hautengen Sachen hier im Schaufenster habe ich kapiert.«
47
Inzwischen war die Sendung zu Ende, und Botswe erwartete sie unten in der Eingangshalle des Senders.
»Glück gehabt?«, fragte er.
»Nein.« Dawson reichte ihm die Tüte mit dem Handy.
»Oh«, sagte er, als er den Text las. »Grundgütiger.«
»Ist das der Mörder oder nur ein Witzbold?«, fragte Dawson. »Was denken Sie?«
»Könnte beides sein. Manche von denen sind so. Aber selbst wenn es tatsächlich der Killer ist, hat er nicht vor, Ihrem Sohn etwas zu tun. Er will Ihnen bloß Angst einjagen.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut. Er interessiert sich nicht für Kinder dieser Altersgruppe. Unser Täter ist auf Teenager fixiert. Mörder sind verblüffend berechenbar, und unserer würde jetzt nicht mehr von seinem Muster abweichen.«
»Ich hatte befürchtet, dass er sich steigert«, sagte Dawson.
»Mag sein, aber auch dann würde er sich nie einen Jungen wie Ihren Sohn aussuchen.«
Christine sah sich einen Film im Fernsehen an, als Dawson nach Hause kam. Seufzend sank er neben ihr auf die Couch.
»Schlimmer Tag«, sagte sie.
Er nickte.
»Ich habe die Sendung gehört.«
»Hat er dir Angst gemacht?«
»Ähm, ja, ein bisschen.«
»Kann ich dir nicht verdenken.«
»Du klingst nicht besonders besorgt.«
»Christine, natürlich mache ich mir Sorgen. Ich bin nur müde. Müde, verwirrt, deprimiert, alles.«
»Tut mir leid.«
Er schüttelte den Kopf. »Ist schon okay. Übrigens denkt Dr. Botswe, dass es jemand ist, der sich einen miesen Scherz erlaubt hat, und ich glaube, ich weiß auch, wer es ist, aber das werde ich wohl niemals beweisen können.«
»Wer?«
»Ein Mann namens Socrate, der bei SCOAR arbeitet. Er ist genau die Sorte verrückte, unreife Persönlichkeit, die so etwas tun würde.«
»Kann sein, aber wer immer dahintersteckt, bist du sicher, dass es eine leere Drohung ist?«
Dawson seufzte wieder. »Okay, überlegen wir mal logisch. Selbst wenn es eine echte Bedrohung gäbe, wie könnte irgendwer an Hosiah herankommen? Er ist nicht ohne uns auf der Straße, im Haus ist er sicher, und in der Schule wird er beaufsichtigt. Selbst wenn er mit Freunden zum Spielen verabredet ist, ist immer ein Erwachsener dabei.«
»Dennoch ist es nicht sonderlich beruhigend, wenn du erst so spät nach Hause kommst wie heute. Stimmt, das Haus ist gut gesichert, und ich mache nicht irgendwem die Tür auf, aber trotzdem.«
Dawson nagte nachdenklich an der Innenseite seiner Unterlippe. In gewisser Weise hatte sie ja recht.
»Dann lass uns Folgendes machen. Einige der Constables übernehmen in ihrer Freizeit Wachdienste, um sich ein bisschen was dazuzuverdienen. Wenn ich abends länger arbeite, schicke ich jemanden her. Würde dich das beruhigen?«
»Ja, würde es.«
Dawson wachte um Viertel nach zwei in der Nacht auf und glaubte, etwas im Garten gehört zu haben. Er guckte aus dem Fenster, konnte aber nichts sehen. Leise zog er sich seine Sandalen an und ging hinaus. Auf dem Weg vergewisserte er sich, dass Hosiah friedlich in seinem Bett schlief. Er ging einmal um das Haus herum. Alles war still. Als er sich wieder ins Bett legte, sagte er sich, dass er paranoid reagierte.
Morgens rief er P.C. Gyamfi an und fragte ihn, ob er abends Dienst hätte.
»Nein, Dawson, Sir«, sagte Gyamfi. »Ich habe frei.«
»Ich muss für mehrere Stunden zu einer Observierung«, erklärte
Weitere Kostenlose Bücher