Accra: Roman (German Edition)
Dawson. »Kannst du von acht Uhr abends bis ungefähr drei Uhr morgens unser Haus bewachen? Ich bezahle dich auch.«
»Danke, Sir! Das mache ich doch gern für dich. Gibt es irgendwas, das ich wissen sollte?«
Dawson erzählte ihm von der Drohung im Radio am Dienstagabend.
»Klar, dann passe ich auf, Dawson, gar kein Problem. Ich bin da, wann immer du mich brauchst, vorausgesetzt natürlich, dass ich frei habe. Aber dann helfe ich gern.«
»Ich danke dir, Gyamfi.«
Beim Abendessen sagte er Christine und Hosiah, dass er wohl erst nachts nach Hause käme, Constable Gyamfi aber das Haus solange bewachen würde.
»Meine Ablösung soll um zwei Uhr nachts kommen, also bin ich kurz danach wieder hier.«
»Wen willst du denn heute Abend fangen?«, fragte Hosiah, der genüsslich seinen Reis mit Eintopf aß.
»Gute Frage«, antwortete Dawson. »Das weiß ich selbst noch nicht.«
Chikata hatte den Kantamanto-Markt, den Bahnhof und die Kwame Nkrumah Avenue bis zum CMB zugeteilt bekommen. Zum Glück schloss der Markt abends, denn es wäre unmöglich gewesen, die ganze Markthalle zu überwachen.
Dawson übernahm die Kinbu Road und die Bereiche südlich davon, unter anderem den Schlafplatz von Issa. Quaynor und zwei weitere Constables deckten den Rest des Geländes im Parallelogramm ab. Der vierte Constable war Chikatas Fahrer, während Baidoo Dawson fuhr. Sie alle sollten sich regelmäßig bei Dawson melden, der inständig hoffte, dass sich der Mörder in dieser Nacht zeigen würde.
Dawson rief Chikata an. »Alles klar?«
»Ja, hier ist es ruhig.«
Und das blieb es auch in den nächsten beiden Stunden. Um ein Uhr sechs, als Dawson das Südende der Kojo Thompson passierte, meldete sich Chikata.
»Dawson, hier geht ein Erwachsener lang – nahe dem Liberty House in der Okai Kwei Road, bevor sie eine andere Straße kreuzt, von der ich nicht weiß, wie sie heißt.«
»Commercial«, sagte Dawson prompt, der die Straßen der Stadt im Schlaf aufsagen konnte.
»Ach ja, stimmt. Er wirkt verdächtig. Es ist zu dunkel, um sein Gesicht zu erkennen, aber er ist ungefähr eins siebzig, gut gebaut ... Oh, warte. Er ist weg.«
»Versuch, ihm zu folgen. Und sei vorsichtig. Ich komme zu dir.«
Dawson sprintete die fünfhundert Meter die Kimberley Avenue hinunter zur Kreuzung Okai Kwei und Commercial. Als er dort ankam, sah er Chikata zuerst gar nicht. Er bog in eine Seitengasse, in der leere Markttische aufgestapelt waren, und erschrak, als ein Schatten aus einem weiteren Seitengang auftauchte. Es war Chikata.
»Ich habe ihn verloren, Dawson«, sagte er.
»Hat er dich gesehen?«
»Ich glaube nicht.«
Dawson bemerkte eine Bewegung aus dem Augenwinkel und leuchtete mit der Taschenlampe in die Richtung. Ein etwa zwölfjähriger Junge stand wenige Meter entfernt von ihnen.
»Was suchst du hier?«, fragte Dawson.
»Meinen Freund.«
Dawson ging zu ihm.
»Wie heißt du?«
»Labram.«
»Und wer ist dein Freund?«
»Hassan. Ich hab gesehen, wie ein Mann mit ihm geredet hat, und mit dem ist er mitgegangen.«
»Wohin?«
Labram wies zum UTC-Gebäude.
»Hast du gesehen, wie der Mann aussah?«
Der Junge verneinte stumm.
»War er so groß wie ich?«
»Glaub ich nicht.«
»Okay, folgen wir ihnen.«
Sie gingen schnell. Bis auf den Taschenlampenschein von Dawson und Chikata war es stockfinster. Beide fuhren herum, als ein Motor angelassen wurde. Etwa hundert Meter entfernt bog ein großer silberfarbener Wagen aus einer kleinen Seitenstraße der Commercial. Sie leuchteten mit ihren Taschenlampen in die Richtung, doch der Wagen war zu schnell, als dass sie den Fahrer erkennen konnten. Er fuhr links auf die Kwame Nkrumah nach Norden.
»Hol deinen Fahrer und die anderen Constables«, sagte Dawson zu Chikata. »Ich fahre mit Baidoo, und ihr folgt uns.«
Er rannte zu Baidoos Parkplatz. Der Sergeant musste sich gedacht haben, dass er gebraucht wurde, denn er kam Dawson bereits entgegen.
Dawson sprang in den Tata-Jeep. »Haben Sie den Wagen gesehen?«
»Silberner Benz«, bestätigte Baidoo und schoss über den Mittelstreifen, um den Wagen zu wenden. Um diese Zeit waren so gut wie keine Autos unterwegs, was es leicht machte, dem Benz in einigem Abstand zu folgen.
Dawson rief Chikata an. »Er fährt die Tudu entlang Richtung Novotel.«
»Wir kommen hin.«
»Wir bleiben an ihm dran, bis ihr bei uns seid. Baidoo, fahr ein Stück näher, damit wir das Nummernschild sehen können, aber nicht zu viel.«
Als sie den Abstand verringerten,
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