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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
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Papayes?«
    »Ich natürlich. Es zahlt immer der Officer mit dem höheren Dienstgrad.«

45
    Genevieve hatte das Büro früher als sonst verlassen, weil sie an einem einwöchigen Seminar am Accra International Conference Center teilnahm. Am nächsten Vormittag, einem Dienstag, sollte sie einen Vortrag halten. Auf der Fahrt nach Hause erinnerte sie sich, dass sie ihren USB-Stick im Büro gelassen hatte. Sie überlegte, ihn am Morgen vor dem Seminar zu holen, doch bei dem Verkehr zu dieser Zeit wäre das riskant. Verärgert bog sie in die nächste Querstraße ein und fuhr zurück zu SCOAR.
    Alle waren nach Hause gegangen, und im Gebäude war es ruhig. Socrate hatte es ganz allein für sich. Er hörte Joy FM im Internet, während er die Website aktualisierte und ein bisschen im Internet surfte. Dann holte er sich die Überwachungskamera aus Genevieves Büro. Die Lautsprecherverkleidung legte er auf seinen Schreibtisch, startete das Upload der Bilder auf seinen Computer und ging zur Toilette.
    Genevieve betrat das Haus durch den Seiteneingang. Hinten im Korridor sah sie Licht in ihrem und in Socrates Büro zwei Türen weiter brennen. Doch Socrate war nicht in ihrem Büro und auch nicht in seinem eigenen, wie sie gleich darauf feststellte.
    »Socra?«, rief sie.
    Plötzlich wurde ihr mulmig. War Socrate noch hier oder jemand anders?
    »Socra?«
    Sie blickte sich auf dem Korridor um. Niemand.
    Auf Socrates Schreibtisch lag ein kleiner, halb auseinandergebauter Lautsprecher, der so wie der in ihrem Büro aussah. Verwundert ging Genevieve zurück und sah, dass die Lautsprecherverkleidung tatsächlich abmontiert war. Ja, es war eindeutig ihr Lautsprecher. Zurück in Socrates Büro, sah sie sich die Verkleidung genauer an. Rechts neben dem Bassgehäuse war eine Lücke mit etwas Kitt darin.
    Und noch etwas lag auf dem Schreibtisch: eine Minikamera, die über ein USB-Kabel an Socrates Computer angeschlossen war. Genevieves Blick wanderte zwischen der Kamera und dem Lautsprechergehäuse hin und her. Dann nahm sie die Kamera und drückte sie in den Kitt. Ja, sie passte exakt hinein.
    Ihr Herz pochte, und sie hatte ein scheußliches Gefühl im Bauch, als sie um den Schreibtisch herumging. Auf dem Monitor leuchtete die Frage auf, ob die heruntergeladene Datei gespeichert oder geöffnet werden sollte. Genevieves Hand schwebte zögernd über der Enter-Taste, ehe sie drückte. Die Wiedergabe der Aufnahmen begann, und Genevieve sah sich in ihrem Büro. Mit einem stummen Schrei wich sie zurück.
    Socrate stand in der Tür. »Genevieve. Was machst du denn hier?«
    »Was ich hier mache? Nein, die Frage ist, was tust du hier, Socra? Was ist das?«
    Langsam kam er in den Raum. Er blinzelte heftig, denn er wusste, was Genevieve gesehen hatte. Als er neben ihr stand, starrte er ausdruckslos auf den Bildschirm.
    »Du spionierst mich aus?«, fragte sie. Ihre Stimme war eine Oktave höher als sonst.
    »Spionieren würde ich es nicht nennen.«
    »Nein, wie dann? Oh, Ewurade, Ewurade!« Sie trat noch einen Schritt zurück, denn sie hatte auf einmal das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Sie konnte nicht richtig atmen und fürchtete, gleich ohnmächtig zu werden.
    » Warum? Wofür ist das, Socrate? Verkaufst du irgendwem Informationen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Was dann? Wie lange machst du das schon?«
    Socrate blickte auf seine Füße. »Ich habe ein paar Monate nach der Installation der Lautsprecher angefangen.«
    »Oh!«, rief sie. »Oh, Socrate, nein!«
    »Es tut mir leid«, murmelte er.
    »Bleibst du deshalb länger? Damit du mich beobachten kannst? Um dir die Filme von mir anzugucken?«
    Er nickte. Genevieve erschauderte und fühlte sich wie besudelt.
    »Warum, Socra?«
    »Du verstehst das nicht.«
    »Nein, ich verstehe es tatsächlich nicht.«
    »Mir liegt sehr viel an dir.«
    »Und das ist deine Art, mir das zu zeigen?«
    »Ich weiß, dass es zwischen dir und deinem Ehemann nicht sehr gut steht und ...«
    »Das ist meine Sache, nicht deine!«
    »Und es gibt zu viele Männer, die dich begehren. Die muss ich im Auge behalten.«
    »Socra, ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Ja, aber es ist immer gut, einen Schutzengel zu haben. Jemanden, der auf dich achtgibt.«
    »Auf mich achtgibt?«, wiederholte sie entgeistert.
    »Ja. Unter anderem weiß ich, dass Inspector Dawson eine Affäre mit dir will. Sei auf der Hut vor dem Mann.«
    »Socra, der Mann ist glücklich mit seiner Frau und seinem siebenjährigen Sohn.«
    »Gäbe es

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