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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
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wurde Dawson eiskalt. »O mein Gott.«
    »Was ist?«
    »Ich kenne den Fahrzeughalter.«
    »Wer ist es?«
    »Dr. Allen Botswe.«

48
    Der silberfarbene Benz bog in Dr. Botswes Einfahrt. Keine Minute später trafen die beiden Polizei-Jeeps ein und hielten einige Meter weiter. Dawson sprang aus dem Wagen, und Chikata, Quaynor und die anderen Constables kamen zu ihm, als er sich hinter der Mauer versteckte und die Einfahrt beobachtete. Der Fahrer stieg aus. Es war Obi. Er öffnete die Beifahrertür, aus der Hassan kletterte. Er musste im gleichen Alter sein wie Labram.
    Obi und Hassan erreichten die Haustür, die von innen geöffnet wurde, und Dawson erkannte Botswe, der die beiden ins Haus ließ.
    »Okay«, sagte Dawson. »Gehen wir.«
    Er lief zur Tür und klingelte. Als Obi aufmachte, drängte Dawson sich an ihm vorbei, die anderen folgten ihm dicht auf den Fersen. Genevieve Kusi, die mit Botswe, Obi und Hassan in der Diele stand, schrie erschrocken auf.
    »Alle bleiben, wo sie sind«, befahl Dawson.
    »Was ist los?«, fragte Botswe.
    »Quaynor, kümmern Sie sich um den Jungen.«
    Sie ging zu Hassan, nahm seine Hand und brachte ihn aus dem Haus.
    »Was machen Sie hier?«, donnerte Botswe.
    »Würden Sie bitte mit uns aufs Revier kommen, Doctor?«
    »Weshalb? Verhaften Sie mich?«
    »Nein, aber ich muss Ihnen einige Fragen stellen. Obi und Genevieve begleiten uns. Weigert sich einer von Ihnen, legen wir Sie in Handschellen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Es sollte eine lange Nacht werden. Botswe, Genevieve und Obi wurden zum Legon-Polizeirevier gebracht und voneinander getrennt. Glücklicherweise gab es dort ein Büro und zwei kleine Räume, um sie unterzubringen.
    Dawson wollte als Erstes Botswe befragen. Vorher besprach er mit Chikata, welche Informationen er von Genevieve bräuchte.
    »Ist es okay für dich, wenn ich sie allein befrage?«, fragte Chikata.
    »Ja, ich vertraue dir.«
    »Danke, Dawson.«
    Dawson ging in Botswes Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Ein Deckenventilator rührte durch die warme, drückende Luft.
    »Also, Dr. Botswe. Wir sehen uns unter recht seltsamen Umständen wieder.«
    Botswe, der am Tisch in der Mitte des Raumes gesessen hatte, sprang auf, sodass sein Stuhl umflog. »Das ist eine Unverschämtheit, Inspector!«, brüllte er.
    »Doctor«, sagte Dawson vollkommen ruhig, »bitte setzen Sie sich, dann können wir reden.«
    Wutschnaubend stellte Botswe seinen Stuhl wieder hin und setzte sich.
    »Vielen Dank, Sir.« Dawson nahm ihm gegenüber Platz. »Im Zusammenhang mit den jüngsten Morden an Straßenkindern wurden bestimmte Bereiche in der Innenstadt observiert. Heute Abend beobachteten wir, wie ein Junge in Ihrem Wagen weggefahren wurde. Angesichts der jüngsten Ereignisse, die Ihnen ja hinlänglich bekannt sind, bin ich verpflichtet, Sie zu befragen.«
    Botswe sah ihn fassungslos an. »Das ist alles?«, rief er aus. »Wieso haben Sie nicht gleich gefragt? Dafür gibt es eine völlig harmlose Erklärung, Inspector.«
    »Ich höre.«
    »Nun gut, seit circa einem Jahr interviewe ich Straßenkinder über ihr Leben in der Stadt, unter anderem für einen Artikel, den ich für das Ghana Journal of Psychology über die Überlebensstrategien von Straßenkindern schreibe.«
    »Hat das irgendwas mit der Doktorarbeit zu tun, an der Austin Ansah schreibt? Er sagte, dass er einer Ihrer Studenten ist.«
    »Austin ist ein herausragender Doktorand. Er und ich haben schon früher gemeinsam an Veröffentlichungen gearbeitet, im Moment tun wir das allerdings nicht. Er hat bloß einige seiner Ideen und Techniken von mir.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Deshalb habe ich diese Teenager befragt. Manchmal sind sie willkürlich von der Straße gewählt, manchmal schlägt Genevieve bestimmte Kinder vor, die sie von SCOAR kennt. Mit denen ist es allerdings problematisch. Erstens ist SCOAR ein geschützter Raum, während ich die Rohheit der Straße vorziehe. Zweitens bekam ich vor ungefähr sechs Monaten das Gefühl, dass ich all diese Kinder als Informationsquelle ausbeute, wenn ich ihnen keine Gegenleistung biete.
    Also halte ich es so, dass ich Obi schicke, der diskret ein oder zwei Kinder auf der Straße aussucht und sie im Benz oder im Infiniti herbringt. Wir geben ihnen Essen, lassen sie duschen, befragen sie dann und bringen sie über Nacht im Gästezimmer unter. Am nächsten Morgen fährt Obi sie wieder zurück.«
    »Das erscheint mir grausam«, sagte Dawson. »Sie geben Ihnen einen Schluck Wasser und

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